Weihbischof Rolf Lohmann profaniert baufällige St.-Marien-Kirche

, Kreisdekanat Wesel

Einen optimistischen Blick in die Zukunft wagte Weihbischof Rolf Lohmann am 27. März in Duisburg-Schwarzenberg. Dabei stimme ihn und die ganze Gemeinde der Anlass des Zusammenkommens traurig, betonte er. Denn er feierte dort den letzten Gottesdienst in der St.-Marien-Kirche, um sie schließlich zu profanieren – also zu entweihen.

Der Entschluss, die Kirche nicht mehr halten und abtragen zu müssen, sei keinem der Beteiligten leicht gefallen. „Am Ende muss man aber festhalten, dass das Gebäude insgesamt so schwer beschädigt ist, dass es nicht mehr zu retten ist. Das ist eine traurige Realität.“ Die gewählten Gremien der Pfarrei, also Kirchenvorstand und Pfarreirat, hätten intensiv beraten und mit Experten nach anderen Lösungen gesucht, am Ende jedoch keine finden können. Ausdrücklich bedankte der Weihbischof sich bei allen haupt- und ehrenamtlich arbeitenden Frauen und Männern, die ihre Zeit und Expertise in diese Suche investiert haben. Lohmann: „Wir müssen uns leider der Wahrheit stellen, dass wir in der heutigen Zeit nicht mehr in der Lage sind, alles zu erhalten, was wir über die Jahre in unsere Herzen geschlossen haben. Und ich verstehe, dass das viele Menschen traurig stimmt.“

Diesen Gedanken griff der Weihbischof auch in seiner Predigt auf: „Dass wir finanziell nicht mehr alles stemmen können, stimmt. Diese Einsicht wird uns insgesamt in den nächsten Jahren begleiten bei unseren Entscheidungen, die auch anderswo zum Tragen kommen. Viele Gemeinden hier am Niederrhein und in unserem Bistum erstellen ein Immobilienkonzept und trennen sich von Gebäuden, nicht nur, weil sie diese nicht mehr halten können aus wirtschaftlichen Erwägungen, sondern auch weil die Menschen einfach nicht mehr da sind. Da ist der demographische Wandel zu nennen genauso wie die Austrittszahlen und auch die Entfernung und Entfremdung von der Kirche.“

Dennoch sei die Profanierung nicht das Ende des gemeindlichen Lebens in dem Duisburger Stadtteil, betonte er. So sei es vorgesehen, in das Pfarrheim einen Andachtsraum zu integrieren, in dem weiterhin Gottesdienste gefeiert werden können. Möglichkeiten und Pläne dazu würden gemeinsam mit der Gemeinde und ihren gewählten Gremien entwickelt. „Wichtig ist mir“, erklärte er, „dass mit dem Turm der Kirche ein weithin sichtbares und das Bild von Schwarzenberg prägendes Bauwerk erhalten bleibt. Ebenso wie das Pfarrheim und der Kindergarten. Wir ziehen uns hier nicht zurück, sondern bleiben pastoral, seelsorglich und auch von den Gebäuden her präsent.“ 

Ein neuer Aufbruch gelinge nur dann, sagte Lohmann „wenn wir bereit sind, in die Welt hinauszugehen – und Abschiede vom Liebgewonnenen auszuhalten. Dies alles erfordert den Geist der Versöhnung.“ Dies sei getragen von dem Bewusstsein, dass Gott schon da sein und warten, egal, wo die Menschen hingen. „Er ist der Vater mit den weit ausgestreckten Armen, der uns Zukunft verheißt. An dieser Zukunft lasst uns weiter gestalten hier in Rheinhausen-Schwarzenberg und überall in unserer Kirche“, rief der Weihbischof die Gläubigen auf.

Die Gemeinde St. Marien in Schwarzenberg gehört zur Pfarrei St. Matthias Duisburg, leitender Pfarrer ist Andreas König. St. Marien ist einer von vier Kirchorten in der Pfarrei, neben St. Marien Rumeln, St. Klara und St. Joseph. 2019 gehörten der Pfarrei mit ihren vier Kirchorten 9809 Katholikinnen und Katholiken an, von denen knapp vier Prozent (373) den Gottesdienst besuchen, 16 Prozent davon in St. Marien Schwarzenberg.

Christian Breuer