Zufriedenheit trotz Armut, innovative Ideen beim Thema Umweltschutz und einen lebendigen Glauben, der Halt gibt: Diese Erfahrungen durfte Weihbischof Dr. Stefan Zekorn in den vergangenen Tagen während einer Reise nach Malawi machen. Als erster europäischer Bischof besuchte Zekorn, der im Bistum Münster Bischöflicher Beauftragter für die Weltkirche ist, das Bistum Karonga im Norden des süd-ost-afrikanischen Landes.
Seit 2012 pflegt das Bistum Münster Kontakte zum Bistum Karonga, hat mit Kirchensteuermitteln verschiedene Projekte gefördert, darunter Aktionen zur Stärkung von Frauen, Hilfe bei Dürren durch zu geringen Regen und eine Broschüre, die zu Beginn der Corona-Pandemie gedruckt wurde und Hinweise zum Verhalten, aber auch Vorschläge für Gottesdienste in Familien enthielt. Der dortige Bischof Martin Mtumbuka hatte Zekorn bereits 2020 zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Bistums eingeladen, doch wegen der Covid19-Pandemie konnte die Reise erst jetzt nachgeholt werden.
Malawi gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, der Norden, den das Bistum Karonga abdeckt, ist die ärmste Gegend des Landes. „Am Sonntag legen die Christen oft große Entfernungen zu Fuß zurück, um an der Eucharistiefeier in einer der Gemeinden teilzunehmen“, berichtet Zekorn von 18 Pfarreien und 290 sogenannten Außenstationen im Bistum Karonga, das flächenmäßig ähnlich groß ist wie das Bistum Münster. Die Katholiken sind im gesamten Land in der Minderheit und machen etwa 17 Prozent aus.
„Die Katechese wird überwiegend von Ehrenamtlichen getragen, in allen Pfarreien gibt es ein festes Angebot, das alle Kinder und Jugendlichen durch alle Jahrgänge hindurch anspricht“, zeigt sich Weihbischof Zekorn beeindruckt vom Engagement der Gläubigen, das sich auf verschiedenen Ebenen zeigt. So durfte der Münsteraner in einem feierlichen Gottesdienst unter anderem eine Kirche weihen, die vom katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ finanziert worden ist: „Alle Steine haben die Menschen vor Ort selbst gemacht, passende Erde herbeigetragen und die Ziegel gebrannt.“
Reisprojekt: Noch ist es ein Rohbau, doch schon bald soll hier eine große Reismahl- und verarbeitungsanlage stehen, die die Lebensgrundlage der Menschen verbessern soll.
Die Bevölkerung Malawis sei auffallend jung. „Bei den langen Autofahrten über holperige Straßen und Feldwege habe ich kaum Personen gesehen, die älter als 30 Jahre waren“, schildert Zekorn. Viele von ihnen suchen oder brauchen bald Beschäftigung und können nicht von der weit verbreiteten familiären Landwirtschaft leben. Eine Beobachtung, die dem Weihbischof zu denken gab: „Europäische mittelständische Unternehmen könnten und sollten in Malawi und anderen sicheren afrikanischen Staaten investieren – eine Investition in ihre und die afrikanische und damit auch europäische Zukunft“, regt er an.
Einen Einblick bekam der Weihbischof auch in soziale, caritative und Bildungsprojekte. „Gerade in entlegenen Gegenden, in denen der Staat keine Schulen baut, konnte das Bistum Karonga dank der Hilfe der Katholiken in Deutschland Schulen errichten“, erfuhr Zekorn bei Besuchen zweier Schulen. Beim Besuch eines Rohbaus einer Reismahl- und -verarbeitungsanlage, die derzeit im Norden Malawis entsteht und in der künftig rund 5.000 Landwirte ihre Ernte einspeisen werden, informierte sich der Weihbischof über die Bemühungen der Menschen vor Ort, durch technische Anpassungen und Kooperationen der Landwirte die Lebensgrundlage der Menschen zu verbessern.
Trotz der Probleme und Herausforderungen, vor denen die Menschen in Malawi und in Afrika insgesamt stünden, hätten ihn viele Beobachtungen beeindruckt, betonte der Weihbischof: „Zu sehen, welche Sicherheit Menschen die Geborgenheit in der Familie und Großfamilie bietet, wie groß der Einsatz füreinander in den Nachbarschaften und Dörfern ist, und wie sehr der lebendig gelebte Glaube den Menschen hilft, die großen Herausforderungen ihres Lebensalltags anzunehmen und zu gestalten, das war berührend“, zählte Zekorn auf.
Text: Ann-Christin Ladermann Bild: Privat - Mit Musik und Tanz in traditionellen afrikanischen Gewändern wurde Weihbischof Zekorn in Malawi willkommen geheißen. Bild: Privat - In dieser Kirche feierte Weihbischof Zekorn einen feierlichen Gottesdienst.