In seiner Predigt verurteilte Zekorn den Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine: „Nach Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow war ein solcher Krieg für uns bis dahin unvorstellbar.“ Der Weihbischof fügte an: „Alle durch die Öffnung des Ostens entstandenen Beziehungen sind jetzt kaputt.“ Die Unberechenbarkeit des russischen Präsidenten Putin schaffe eine neue Wirklichkeit, die sich beispielhaft in den Bildern aus Mariupol zeige.
Doch nicht nur Politik und Gesellschaft stünden durch Krieg und Corona-Pandemie vor unsicheren Zeiten, „auch wir als Kirche erleben diese“. Die Aufarbeitung des sexualisierten Missbrauchs in der Kirche, aber auch der Wunsch nach Veränderungen, die in den Foren zum Synodalen Weg diskutiert werden, lassen den Weihbischof zu dem Schluss kommen: „Die nächsten Jahre werden in der katholischen Kirche keine leichten sein.“
Trotz aller Herausforderungen appellierte Zekorn an die Gläubigen, nicht zu resignieren: „Besinnen wir uns auf den, der das Fundament unseres Lebens ist.“ Denn, so zeigte er sich überzeugt: „Gott geht mit uns auch durch alle Dunkelheiten, er hält auch die Nächte mit uns aus.“ Um für die vielen großen Aufgaben in Kirche, Politik und Gesellschaft Kraft zu tanken, brauche es Orte wie Eggerode, die Orte des Gebetes und der Stille seien: „Seit 800 Jahren kommen Menschen mit ihrer Lebenswirklichkeit hierher.“
Nach dem Gottesdienst in der Kirche Mariä Geburt zog die Gemeinde zur nahe gelegenen Wallfahrtskapelle, um vor dem Gnadenbild „Unserer lieben Frau vom Himmelreich“ für den Frieden in der Welt zu beten. Anschließend wünschte Weihbischof Zekorn allen Pilgerinnen und Pilgern, die in den nächsten Wochen und Monaten nach Eggerode kommen, dass sie innerlich gestärkt wieder nach Hause gehen.
Gudrun Niewöhner