„Wer nicht offen für Neues bleibt, verkümmert“

, Bistum Münster

Wer nicht offen für Neues bleibt, und das bedeutet zunächst auch für Fremdes, verkümmert. Das gelte für den Einzelnen so gut wie für Staaten, sagt Ulla Hahn aus Hamburg. Die Autorin spricht am Mittwoch, 12. September, im Rahmen der Veranstaltungsreihe DomGedanken um 18.30 Uhr im münsterischen St.-Paulus-Dom zum Thema „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt?“ in Anlehnung an eine Aussage des Philosophen Ludwig Wittgenstein. Die von passender Musik begleiteten Vorträge, bei denen Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Kultur und Wirtschaft in diesem Jahr unter dem Titel „Über Deutschland“ über Herausforderungen und Visionen referieren, Fragen beantworten, Thesen aufstellen, finden noch bis zum 19. September immer mittwochs statt.

Autorin Ulla Hahn

Autorin Ulla Hahn aus Hamburg spricht am Mittwoch, 12. September, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „DomGedanken“ um 18.30 Uhr im münsterischen St.-Paulus-Dom zum Thema „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt?“.

© Julia Braun

Inwiefern Menschen, die aus anderen Kulturen nach Deutschland kommen, eine Bereicherung sein können, begründet Ulla Hahn so: „Neues ist immer auch Herausforderung – ein sehr schönes Bild-Wort – heraus aus dem Gewohnten.“ Aus sich heraus gehen, auf den anderen zugehen: Wem das zu unbequem sei, der könne in seinem Althergebrachten bleiben, solle aber diejenigen, die bereit sind, sich „bereichern“ zu lassen, nicht dabei stören.

Die Autorin stellt neben der Integration auch die Künstliche Intelligenz als eine der großen Herausforderungen in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Sie stimmt der oft gehörten Aussage zu, dass Künstliche Intelligenz die größte Erfindung der Menschheitsgeschichte seit der Erfindung der Schrift ist. „Aber es ist mehr: Es ist ein Umbruch. Im Augenblick nutzen wir die Künstliche Intelligenz noch im Sinne der Bibel: ‚Macht euch die Erde untertan!‘ Wir sehen sie als Werkzeuge, Maschinen, die unseren Alltag erleichtern. So jedenfalls hätten ihre Erfinder und Vermarkter es gern.“ 

Doch gebe es längst Programme, die den Algorithmen Fähigkeiten einschrieben, die bislang allein den Menschen ausmachten, allen voran die Kreativität, die Befähigung, eigene Schlüsse zu ziehen, Befehle zu verweigern, „mit einem Wort: einen ‚eigenen Kopf‘ zu entwickeln.“ Ulla Hahn ist überzeugt, dass das zu einer Gefahr für die Menschheit werden kann. „Denken Sie an die Erfindung der Atomkraft, bei der man aus tödlicher Erfahrung gelernt hat“, betont sie. Die Künstliche Intelligenz im friedlichen Sinne zu nutzen sei die große Herausforderung des nächsten Jahrhunderts: „Das muss von einer viel breiteren Öffentlichkeit diskutiert werden“, fordert die Autorin. 

Der Eintritt zu den DomGedanken ist frei. Im Anschluss lädt das Domkapitel als Veranstalter der Reihe zum Austausch mit dem Referenten ein. Den Schlusspunkt der DomGedanken setzt am Mittwoch, 19. September, Christian Kullmann aus Essen. Der Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG spricht dann zum Thema „Für die freiheitlich-soziale Moderne – Verantwortungsethik als Schlüssel“.

Die DomGedanken werden live im Internet übertragen. Interessierte können sie unter www.bistum-muenster.de, www.paulusdom.de, www.katholisch.de, www.kirche-und-leben.de sowie unter www.youtube.com/user/BistumMuenster/live verfolgen.

Ann-Christin Ladermann