Anstrengend, toll, bewegend, interessant und überwältigend. So beschreiben Amelie Hartmann, Anna Marie Overbeck und Luka Espeter aus Dülmen einhellig ihre Reise am vergangenen Wochenende ins österreichische Linz. Dort haben die beiden Pfadfinderinnen und der Pfadfinder als Teil der Delegation des Bistums Münster das Friedenslicht aus Bethlehem abgeholt. „Das ist für uns immer eine große Ehre“, lautet das Fazit der drei Engagierten vom Stamm St. Joseph der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG).
„Die Hinfahrt war abenteuerlich“, berichtet Luka Espeter von einem holprigen Start. Der 17-jährige Schüler hat vor fünf Jahren bereits in Linz an der Feier teilgenommen und sogar für die deutsche Delegation eine Fürbitte vorgetragen. Statt der geplanten neunstündigen Zugfahrt waren sie wegen des Lokführerstreiks 22 Stunden mit dem Bus unterwegs. Um ihr Ziel zu erreichen, führte sie ihr Weg sogar über Prag. „Wir waren wirklich erleichtert, als wir in Linz in der Turnhalle angekommen sind, in der wir übernachtet haben“, erzählt Amelie Hartmann.
Für die 16-Jährige war es ebenfalls die zweite internationale Aussendungsfeier des Friedenslichts. „Letztes Jahr war ich in Wien dabei und habe das Banner für Deutschland in den Dom getragen. In diesem Jahr fand die Aussendung wegen des 35-jährigen österreichischen Jubiläums in Linz statt“, erklärt sie. Und auch dieses Mal hatte sie als jüngste Teilnehmerin eines Verbandes eine besondere Rolle. „Ich durfte für die deutsche Delegation mit 150 Teilnehmenden das Friedenslicht holen“, berichtet sie nicht ohne Stolz von einem besonderen Moment.
Anna Marie Overbeck war das erste Mal auf internationalem Parkett dabei. „Es war einfach toll. Wir haben so viele Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus unterschiedlichen Ländern kennengelernt“, schwärmt die 22-Jährige. Sie hätten gemeinsam gesungen, Halstücher und Aufnäher getauscht, in der Innenstadt eine Schneeballschlacht veranstaltet und einen Schneemann gebaut. „Einige Menschen haben sehr sparsam geguckt“, ergänzt Amelie Hartmann lachend. Interessant sei es auch gewesen, wie unterschiedlich die Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus den 20 teilnehmenden Ländern aufgetreten seien. „Es gab viele verschiedene Trachten. Teilweise sind sie sogar in kurzen Hosen gekommen und militärisch marschiert. Gut, dass es bei uns nicht so streng zugeht“, ist Luka Espeter glücklich.
Die Aussendungsfeier im Mariä-Empfängnis-Dom als größte Kirche Österreichs sei besonders bewegend gewesen. „Sehr emotional wurde es, als die Pfadfinderin aus der Ukraine ihre Fürbitte um Frieden mit gebrochener Stimme vorgetragen hat“, erzählt Anna Marie Overbeck von einem echten Gänsehautmoment. Und Amelie Hartmann ergänzt: „Wir stehen für den Weltfrieden. Wir tun alles dafür, das Friedenslicht mitzunehmen und zu verteilen. Die Bedeutung nimmt von Jahr zu Jahr zu.“
Und diese Bedeutung sei ihnen während der Rückfahrt mit dem Zug noch deutlicher geworden. „An jedem Bahnhof haben Menschen gewartet, um das Licht als Zeichen des Friedens abzuholen. Das war unheimlich beeindruckend“, berichtet Luka Espeter.
Nach der Ankunft in Münster haben sie sich direkt auf den Weg in den Dom gemacht, um dort das dortige Friedenslicht zu entzünden. „Als es so windig war und geregnet hat, hatten wir große Sorge, dass es ausgeht. Aber das ist Gottseidank nicht passiert. Inzwischen brennen an unterschiedlichen Stellen bei uns in Dülmen auch Backups des Friedenslichtes“, verrät Amelie Hartmann. In den Gottesdiensten am Heiligabend verteilen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Dülmen ihr Friedenslicht an die Menschen in den verschiedenen Ortsteilen.
Am kommenden Sonntag, 17. Dezember, machen sie sich wieder auf den Weg nach Münster. Dann wird im St.-Paulus-Dom zum 25. Mal im Bistum das Friedenslicht aus Bethlehem verteilt, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. In der ökumenischen Aussendungsfeier um 16:30 Uhr werden rund 2.500 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus allen Regionen erwartet. Veranstaltet wird die Friedenslichtaktion durch die drei Verbände: Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) und dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). Die Aussendung wird auch im Livestream auf der Internetseite des Bistums Münster übertragen.