Zukunftsfähig bleiben

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Im Kreisdekanat Borken soll es künftig sechs pastorale Räume geben. Die Vorschläge dafür hat Weihbischof Dr. Christoph Hegge am 28. September bei einer Veranstaltung im Forum Mariengarden in Borken präsentiert. Der Weihbischof und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp informierten über den Prozess zur Weiterentwicklung pastoraler Strukturen und kamen mit den rund 100 Teilnehmenden anschließend ins Gespräch. Eingeladen hierzu waren hauptamtliche Mitarbeitende und ehrenamtlich Engagierte aus den Pfarreien des Kreisdekanates.

(von links): Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp, Ulrich Hörsting, Stephanie Heckenkamp-Grohs, Kreisdechant Christoph Rensing und Weihbischof Dr. Christoph Hegge.

Stellten die Vorschläge für die pastoralen Räume im Kreisdekanat Borken vor (von links): Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp, Ulrich Hörsting, Stephanie Heckenkamp-Grohs, Kreisdechant Christoph Rensing und Weihbischof Dr. Christoph Hegge.

© Bistum Münster

Im Kreisdekanat Borken sehen die möglichen Pläne für die sechs künftigen pastoralen Räume wie folgt aus: Isselburg-Bocholt-Rhede; Borken-Raesfeld-Heiden; Reken-Velen-Gescher; Südlohn-Stadtlohn-Vreden; Ahaus-Legden; Gronau-Heek-Schöppingen. „Pastorale Strukturen müssen so gestaltet sein, dass die Verkündigung des Evangeliums unter veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird“, erklärte Weihbischof Hegge. Er fügte an: „Von daher wird der Strukturprozess, den wir im ganzen Bistum starten, nicht losgelöst von inhaltlichen und pastoralen Fragestellungen und Festlegungen stattfinden.“

Der Weihbischof machte deutlich, dass sich die katholische Kirche den offensichtlichen Herausforderungen stellen müsse: „Was bedeuten die massiven Veränderungsprozesse für uns? – Wie können christliche Gemeinschaft und kirchliches Leben unter den sich wandelnden Rahmenbedingungen dennoch wachsen? – Welche Gestalt von Kirche wird zukunftsfähig sein?“ Beim Bemühen, Antworten zu finden, schließt der Prozess an die pastoralen Orientierungen an, die im Bistum bereits entwickelt worden sind – an den Diözesanpastoralplan, die lokalen Pastoralpläne sowie die Überlegungen zur „Sendung der Kirche“ und zu den Notwendigkeiten, stärker eine Kirche zu sein, die Beziehung stiftet. Zudem werde es eine enge Verknüpfung mit weiteren Veränderungsprozessen geben. Der Weihbischof nannte den Spar- und Strategieprozess, das angedachte Klimaschutzkonzept sowie die Modernisierung der Bistumsverwaltung.

Generalvikar Winterkamp betonte, dass es von Bischof Dr. Felix Genn drei Vorgaben für den Strukturprozess gibt: „Es wird keine weiteren, von Bischof Genn verordneten Zusammenlegungen von Pfarreien geben. Das Verhältnis der Diözesanpriester im aktiven Dienst zu den Priestern der Weltkirche in unserem Bistum soll dauerhaft zwei Drittel zu einem Drittel sein. Und es braucht mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien sowie zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.“

Der Generalvikar erläuterte Zahlen, Fakten und Prognosen, die den Prozess zur strukturellen Entwicklung notwendig machen: So wird die Katholikenzahl im Bistum bis 2040 von derzeit knapp 1,8 Millionen auf weniger als 1,4 Millionen zurückgehen. Sind es heute im Kreisdekanat Borken noch rund 240.000 Katholiken, so werden es in 20 Jahren wahrscheinlich nur noch 183.000 sein. Im kirchlichen Leben, etwa bei den Gottesdienstbesuchern, Taufen oder Eheschließungen, hat es in den vergangenen Jahren deutliche Rückgänge gegeben. Und die finanziellen Mittel, die dem Bistum insbesondere über Einnahmen aus der Kirchensteuer zur Verfügung stehen, werden in Zukunft spürbar geringer ausfallen. Besonders gravierend sind die Einbrüche beim seelsorglichen Personal: Gibt es derzeit noch rund 1.370 Seelsorgerinnen und Seelsorger – 380 Diözesanpriester im aktiven Dienst, 165 Priester der Weltkirche, 600 Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Diakone im Hauptamt sowie 225 Diakone mit Zivilberuf – ,wird diese Zahl bis 2040 auf 500 bis 550 zurückgehen.

„Und bei den Menschen, die freiwillig in der Kirche aktiv sind, sehen wir eine Veränderung hin zu einem zeitlich befristeten, projektbezogenen, klar beschriebenen und nachhaltig sinnstiftenden Engagement“, sagte der Generalvikar. Allgemeine Megatrends verschärften die Notwendigkeit für Veränderungen, ebenso innerkirchliche Missstände und Entwicklungen. Vor allen diesen Hintergründen sei die Überzeugung gewachsen, dass es im Bistum neue sogenannte „Pastorale Räume“ geben müsse. Bistumsleitung und -verwaltung hätten für jedes Kreisdekanat Vorschläge entwickelt. „Das sind ausdrücklich nur Vorschläge. In einem partizipativen Prozess wollen wir von Ihnen hören, was Sie davon halten“, wandte er sich an die Teilnehmenden. Auch inhaltliche Fragen, die damit verbunden sind, seien noch nicht geklärt. Die Beratungs- und Entscheidungsphase im Prozess soll bis April oder Mai 2023 abgeschlossen sein.

Die Pastoralen Räume werden nicht Pfarreien, Gemeinden, Einrichtungen oder Verbände ersetzen, versprach der Generalvikar. Die Präsenz der pastoralen Arbeit in der Fläche solle gewährleistet bleiben. Zugleich werde die Seelsorge in größeren Einheiten gestaltet werden müssen. Dabei erfordere ein pastoraler Raum die Bildung größerer Teams, eine Weiterentwicklung der Rollenklärung des pastoralen Personals, mehr Teamarbeit und ein verstärktes Engagement der Freiwilligen. Ziel sei es, die Verantwortung für die Entwicklung der Pastoral vor Ort zu belassen sowie genauer zu schauen, wie dabei eine gute Zusammenarbeit zwischen lokaler und regionaler Ebene gewährleistet werden kann. Zu prüfen sei außerdem, wie verschiedene pastorale Orte, Einrichtungen und kategoriale Felder der Seelsorge, etwa im Krankenhaus, in der Schule, bei der Caritas und in der Beratung, eingebunden werden können. Bei der Identifizierung der pastoralen Räume würden in der Regel die Kreis- und Kommunalgrenzen ebenso berücksichtigt wie der Stand und die Entwicklung der Katholikenzahl, aber auch regionale Realitäten.

Um im Prozess die Verbindung zwischen den Menschen vor Ort und der Bistumsebene sicherzustellen, gibt es für jedes Kreisdekanat ein Regional-Team. Dieses ist der erste Ansprechpartner für Fragen in der Region. Für das Kreisdekanat Borken bilden Weihbischof Hegge, Ulrich Hörsting, Hauptabteilungsleiter Verwaltung, und Pastoralreferentin Stephanie Heckenkamp-Grohs das Regionalteam.

Nach der Präsentation diskutierten die Teilnehmenden mit den Prozessverantwortlichen über die inhaltlichen Ausführungen und strukturellen Vorschläge. Dabei wurde die Sorge angesprochen, dass beispielsweise die Entfernungen innerhalb der angedachten pastoralen Räume für die Praxis zu groß sind und die Bildung einer weiteren Ebene die Arbeit weiter erschwert. Diese kritischen Anmerkungen sollen im weiteren Prozess thematisiert werden, versicherten Weihbischof und Generalvikar am Ende des Abends.

Wer Fragen und Anregungen zum Gesamtprozess hat, kann sich auch per Mail melden: strukturprozess@bistum-muenster.de. Fragen zum Prozess im Kreisdekanat Borken können gerichtet werden an: strukturprozess-bor[at]bistum-muenster.de Weitere Informationen zur Veranstaltung in Borken und zum Gesamtprozess gibt es im Internet auf: www.bistum-muenster.de/strukturprozess.

Dr. Stephan Kronenburg / Gudrun Niewöhner