sehr herzlich begrüße ich Sie im St.-Paulus-Dom und freue mich, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind.
Ich möchte meine Ausführungen damit beginnen, dass ich daran erinnere, dass Bischof Felix zu Beginn des Prozesses zur Entwicklung pastoraler Strukturen in unserem Bistum die Zielsetzung des Prozesses dahingehend formuliert hat, dass es darum gehen soll, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Verkündigung des Evangeliums auch in Zukunft auf gute Weise möglich sein wird. An dieser Zielsetzung möchte ich unbedingt auch für die Prozesse, über die wir heute sprechen, festhalten.
Bei der Gestaltung dieser Rahmenbedingungen, die Bischof Felix im Blick hatte, sind Veränderungen notwendig. Wir befinden uns dabei, das wissen Sie, in unserem Bistum in einer besonderen Situation. Mit der Annahme des Rücktritts von Bischof Felix ist der Bischofsstuhl vakant. Noch mit Bischof Felix haben wir die Veränderungen angestoßen. Wir können und werden mit der Umsetzung nicht warten, bis wir einen neuen Bischof haben. Vielmehr werden wir als getaufte Christinnen und Christen unsere gemeinsame Verantwortung wahrnehmen und so dafür sorgen, dass wir unser Bistum dem künftigen Bischof in einem sehr guten Zustand übergeben können. Das geht nur gemeinsam und miteinander.
Deswegen sind wir heute hier zusammengekommen, um miteinander zu schauen, wie der Stand in den angestoßenen Veränderungsprozessen ist. Und, wenn ich in den vollbesetzten Dom schaue, zeigt mir schon dieses Bild: Es war die richtige Entscheidung, die Veranstaltung in dieser Form anzubieten. Offensichtlich gibt es bei Ihnen ein hohes Interesse und auch einen großen Bedarf an Informationen zu den Veränderungsprozessen, über die wir heute sprechen werden.
Das ist zwar insofern nicht verwunderlich, denn: Sie alle sind von diesen Prozessen betroffen oder werden es in Zukunft sein. Ich möchte Ihr Kommen in so großer Zahl aber noch ein wenig anders deuten und hoffe, dass ich das nicht zu idealistisch sehe.
Für mich sind Sie nicht einfach nur betroffen von diesen Veränderungen. Nein! Vielmehr ist es doch so: Ohne Sie werden diese Veränderungen nicht möglich sein. Sie werden diese Veränderungen vor Ort gestalten und mit Leben füllen. Nur mit Ihnen und gemeinsam kann es gelingen, gute Rahmenbedingungen für die Verkündigung des Evangeliums in unserem Bistum zu schaffen. Dafür und für Ihr großes Engagement – jeden Tag aufs Neue – danke ich Ihnen von Herzen.
Mir und uns, die wir diese Veränderungsprozesse leiten, ist bewusst, dass wir Ihnen einiges zumuten. Manche von Ihnen bringen daher heute sicher Unsicherheiten und Sorgen mit. Manche vielleicht auch Ärger und Unverständnis. Das alles soll heute seinen Raum haben. Kommen Sie – insbesondere gleich vor dem Borromaeum – dazu gerne mit uns in Gespräch.
Die Veränderungen, die wir angestoßen haben, sind enorm. Wir investieren viel an personellen und finanziellen Ressourcen in diese Prozesse. Es handelt sich aber nicht um eine Selbstbeschäftigung des Generalvikariates oder anderer Stellen in unserem Bistum. Nein: Die Veränderungen sind angesichts des massiven Wandels, in dem wir auch als katholische Kirche im Bistum Münster stehen, wie gesagt, unbedingt erforderlich. Darin sind wir uns mit den vielen Menschen, den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich intensiv in diesen Prozessen engagieren, einig. Auch der Diözesanrat, unser oberstes synodales Gremium, sieht das so. Bewusst gehen wir diese Prozesse sehr beteiligungsorientiert. Sicher mussten bereits und müssen auch weiterhin Entscheidungen getroffen werden. Aber zunächst einmal haben wir intensiv zugehört und werden auch weiter genau zuhören.
Die Prozesse, über die wir heute sprechen, sind eng miteinander verknüpft und komplex. Sicher auch von daher gibt es noch viele Fragen, die Sie bereits mit der Anmeldung gestellt haben. Unsererseits möchten wir heute versuchen, diese Fragen zu beantworten. Zugleich sage ich schon jetzt: Nicht auf jede Frage haben wir schon heute eine Antwort. Diese werden wir aber finden.
Denn, auch das sage ich in aller Offenheit, die Veränderungen sind zuweilen herausfordernder als ursprünglich gedacht. Wir mussten im Prozess erkennen, dass manche Fragen komplexer sind, als wir uns das zunächst vorgestellt hatten. Zudem stellen wir zunehmend fest, dass es viele Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Veränderungsprozessen gibt. In der Konsequenz führte das dazu, dass wir im Laufe der Veränderungsprozesse manche ursprüngliche Festlegung noch einmal korrigiert haben. Auch das wurde vereinzelt kritisiert. Vielleicht kann man es aber auch so verstehen, dass wir nicht einfach stur an dem festhalten, was wir uns einmal überlegt haben, sondern dass wir, wenn es gute und überzeugende Argumente gibt, bereit sind, Festlegungen zu überdenken und zu korrigieren.
Immer wieder wird im Blick auf die Prozesse auch kritisiert, dass wir uns zu viel mit Strukturfragen befassen und uns zu sehr um uns selbst drehen. Diese Kritik wäre berechtigt, wenn es um die Strukturen um ihrer selbst willen ginge. Strukturfragen sind, das habe ich zu Beginn bereits gesagt, aber nur Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist und bleibt, den Menschen zu verkünden, wie sehr die Frohe Botschaft Jesu Christi ihr Leben bereichern kann.
Einen letzten Punkt möchte ich betonen. Wir brauchen hinsichtlich der strukturellen Rahmenbedingungen, die die Verkündigung der Frohen Botschaft in einer guten Weise ermöglichen sollen, Festlegungen und Entscheidungen. Wir brauchen Standards und Professionalität. Nicht jeder und jede – auch nicht jeder formal eigenständige Rechtsträger – kann künftig machen, was er möchte und für richtig hält. Das wird in Zukunft so nicht mehr funktionieren. Entscheidungen, die – wie gesagt – nach intensiven Beratungen von den Verantwortlichen im Bistum getroffen wurden, müssen mitgetragen werden.
Das hängt auch damit zusammen, dass wir als katholische Kirche im Bistum Münster mit vielen anderen kirchlichen, wie weltlichen Institutionen und Partnern zusammenarbeiten. Diese brauchen unsererseits Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Professionalität, sonst werden die Systeme nicht mehr funktionieren, sonst werden wir unsere Angebote für die Menschen nicht mehr aufrechterhalten können. Von daher: wir ändern die strukturellen Rahmenbedingungen um der Menschen willen, für die wir als Christinnen und Christen in unserem Bistum da sind, um sie in Beziehung miteinander und mit Jesus Christus zu bringen.
In diesem Sinne möchte ich meine Ausführungen mit einem Gebet schließen.