Große Resonanz beim Arbeitnehmertreffen des Bistums

"Altersgerechte Arbeitsplätze" – unter dieser Überschrift stand das Arbeitnehmertreffen am Donnerstag (20. März 2014) im Franz-Hitze-Haus in Münster, zu dem Bischof Dr. Felix Genn eingeladen hatte.

Fast 300 Frauen und Männer hatten sich versammelt. Begrüßt wurden sie von Generalvikar Norbert Kleyboldt; der Bischof selbst konnte wegen einer Sitzung der vatikanischen Bischofskongregation in Rom, in die er erst Ende 2013 berufen worden war, nicht dabei sein und ließ sich entschuldigen.

Wenn die Bevölkerung schrumpfe, die Zahl der Erwerbstätigen sinke und die Menschen immer älter würden, müssten die Menschen, die auch länger gesund und damit erwerbsfähig bleiben würden, länger arbeiten, erklärte Kleyboldt in seiner Einleitung. Es sei jedoch schwierig, seinen Beruf weiterhin so auszuüben, wie man es als junger Mensch konnte, insbesondere unter körperlich anstrengenden Arbeitsbedingungen oder bei starken psychischen Belastungen im Berufsleben. Altersgerechte Arbeitsplätze müssten sich deshalb an den Fähigkeiten und Bedürfnissen jeder Altersgruppe orientieren, sagte Kleyboldt. Dazu würden angepasste Arbeitszeitmodelle, ergonomische Hilfestellungen oder veränderte Aufgabenfelder gehören.

Auch die Kirche als Arbeitgeber müsse sich solchen Herausforderungen stellen, forderte der Generalvikar. Sie stehe "aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen besonders in der Pflicht", in jeder Lebensphase "den Menschen in seiner Würde zu achten und ihm eine angemessene Arbeit zu ermöglichen", hob Kleyboldt hervor: "Man würde die Würde eines Arbeitnehmers missachten, wenn man ihm mehr zumutet, als er leisten kann". Kirche als Arbeitgeber müsse deshalb die Arbeitsverhältnisse verbessern, altersgerechte Arbeitsplätze schaffen und optimieren.

Den Hauptvortrag des Arbeitnehmertreffens hielt Privatdozent Dr. Martin Brussig, Leiter der Forschungsabteilung des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Seine Überschrift lautete "Länger erwerbstätig – aber wie?" und enthielt eine Frage die am Ende offen blieb. Brussigs Analyse zeigte vielmehr deutliche Defizite auf: Immer noch würden Erwerbsphasen überwiegend deutlich vor der Regelaltersgrenze enden. Dass heute mehr Ältere erwerbstätig seien, resultiere dies vor allem daher, dass manche Mitarbeiter länger bei ihrem langjährigen Arbeitgeber verbleiben würden. Eine tatsächliche Öffnung des Arbeitsmarktes mit gestiegenen Einstellungschancen für Ältere sei nicht zu beobachten. Auch gebe es bislang nur wenig Anzeichen dafür, dass die Arbeitswelt altersgerechter werde. Es fehle an altersgerechter Arbeit, an alternsgerechter Arbeit und an fairen Übergangsmodellen von der Arbeit in den Ruhestand.

Als wichtigste Ansätze für eine konkrete Verbesserung nannte Brussig, dass die Ausstattung der Arbeitsplätze und die Arbeitsanforderungen altersangemessen angepasst werden müssten, dass mehr altersgemischte Arbeitsgruppen eingerichtet und verstärkt Weiterbildung und Gesundheitsförderung betrieben werden müssten. Bislang würden sich daran jedoch max. zehn Prozent der Betriebe beteiligen, die großen Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen sei außen vor. Um dies zu verändern, könne eine Idee leitend sein: Was an Leistungsvermögen noch da sei, sei weiter zu nutzen, was an Arbeitsleistung nicht mehr erbracht werden könne, sei durch staatliche Transferleistungen abzupuffern.

Achim Vanselow vom Deutschen Gewerkschaftsbund NRW bezeichnete in der anschließenden Podiumsdiskussion die Rente mit 67 als "sozialen Skandal" und "riesiges Rentenkürzungsprogramm" und erntete dafür großen Applaus. Diese Kürzung treffe vor allem "körperlich tätige, einfache Arbeiter", zunehmend aber auch andere Beschäftigte, da psychische Belastungen wie Stress, gesteigerte Arbeitsintensität massiv zunehmen würden. Vanselow wies auf "Demografie aktiv" hin, eine "Gemeinschaftsinitiative für NRW", an der neben den Gewerkschaften auch die Arbeitgeber und das Land beteiligt sind. Jedes Unternehmen und jede Verwaltung könne deren Dienste kostenfrei in Anspruch nehmen, um sich auch auf die Herausforderung alternder Belegschaften einzustellen.

Bernd Bogert, geschäftsführender Heimleiter der St. Gereon Seniorendienste in Hückelhoven, plauderte aus dem Nähkästchen von Arbeitsalltag, Betriebsphilosophie und Führungspraxis seines Unternehmens, das 2013 als bundesweit erstplatzierter "Bester Arbeitgeber im Gesundheitswesen" und als dritter bei "Deutschlands Beste Arbeitgeber" ausgezeichnet wurde. Wesentlich für diese Erfolge, die sich in 97 Prozent Mitarbeiterzufriedenheit ausdrücken würden, sei eine Haltung, dass man den Beschäftigten mit Wertschätzung begegne und ihr Wohl wie das der Bewohner in den Mittelpunkt stelle: "Was für unsere Bewohner gut ist, ist auch für die Mitarbeiter gut". Die Anpassung der Arbeitsbedingungen für Ältere sei dadurch gelungen, dass man sie zu Ausbildern, Anleitern und Begleitern gemacht habe: "Wir sind inzwischen der größte Ausbildungsbetrieb im Bereich der Pflege in Deutschland".

Text: Bischöfliche Pressestelle
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