Eine sinnvolle Aufgabe, die Freude macht

Fünf Ehrenamtliche engagieren sich in Herten als Begräbnisleitende

Seit 2016 gibt es im Bistum Münster die Möglichkeit für Ehrenamtliche, sich für den Trauer- und Begräbnisdienst ausbilden zu lassen. Das Angebot ist gefragt. Im vergangenen Jahr haben sich in den Pfarreien 102 Ehrenamtliche im Begräbnisdienst engagiert, 31 mehr als im Jahr 2021.  

Sie haben ihre Entscheidung, sich zu Begräbnisleitenden ausbilden zu lassen, keinen Tag bereut (von links): Marie-Theres Walter, Ulrike Reimer, Christa Ressmann und Jörg Matern. Es fehlt Johannes Wendt.

© Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Fünf von ihnen sind in Herten aktiv. In St. Martinus in Westerholt engagieren sich Marie-Theres Walter, Christa Ressmann, Ulrike Reimer sowie Johannes Wendt. Jörg Matern setzt sich in St. Antonius ein. Und sie sind sich einig: „Wir haben es keinen Tag bereut, dieses Ehrenamt zu übernehmen.“ Sicherlich sei es ein Dienst, der als wenig attraktiv von vielen Menschen angesehen werde. „Über das Sterben und den Tod zu sprechen, ist für viele schwierig. Es ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema“, bedauert Jörg Matern. Aber die fünf Begräbnisleitenden sehen das anders. „Es ist eine sinnvolle Aufgabe in unserer Freizeit, die sehr zeitintensiv ist. Mir macht es Freude“, ist Christa Ressmann begeistert. „Und es ist ein wertvolles Engagement. Wir bekommen auch viele ehrliche Worte zurück, denn für die Trauernden ist eine Beerdigung eine besondere Situation“, ergänzt Ulrike Reimer. 

Eine Frau der ersten Stunde ist Marie-Theres Walter. Sie ist Pfarrsekretärin in der Pfarrei St. Martinus in Westerholt und damit oft auch Ansprechpartnerin für die Bestattungsunternehmen. „Als der erste Kurs 2016 angeboten wurde, habe ich mich sofort angemeldet. Ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt die 62-Jährige. So unterschiedlich die Menschen seien, so verschieden würden sie trauern und sich das Begräbnis für ihre Verstorbenen wünschen. „Da reicht die Bandbreite von sehr christlich bis sehr weltlich. Auch Schlager oder das Steigerlied werden oft gewünscht. Aber es lässt sich immer ein Bogen schlagen. Wichtig ist es mir, dass die Begräbnisfeiern nah an den Menschen sind“, berichtet sie.  

Das kann Jörg Matern nur bestätigen, der sich 2018 in einem Kurs des Kreisdekanats Recklinghausen für den Begräbnisdienst fortgebildet hat und in St. Antonius bereits seit zwölf Jahren Wortgottesfeiern leitet „Das Zuhören beim Trauergespräch und das Begleiten durch den Tag der Beerdigung sind die wichtigsten Aspekte. Die Menschen müssen sich aufgehoben fühlen. Die Verstorbenen sollen in den Texten und der Ansprache aufleuchten und die Angehörigen sich wiederfinden“, betont der 64-Jährige. Das können alle Beteiligten nur bestätigen. Christa Ressmann, die seit vier Jahren für den Beerdigungsdienst beauftragt ist, fügt hinzu: „Es ist schön, dass wir in unserer Pfarrei mit vier Begräbnisleitenden aktiv sind. Denn jeder hat seine eigene Art, die Beerdigungen zu gestalten. Da können wir im Vorfeld schauen, was zu den Trauernden passt.“ 

Besonders schwierig sei der Beerdigungsdienst während der Corona-Pandemie gewesen. Die Angehörigen konnten nicht in die Krankenhäuser, um die Sterbenden zu begleiten, und auch die Anzahl der Gäste bei der Beerdigung war limitiert. „Wir mussten auf Distanz gehen und konnten nicht einmal die Hand der Trauernden nehmen, um sie zu trösten“, erinnert sich Marie-Theres Walter. Es sei eine echte Herausforderung gewesen.  

Zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten die Ehrenamtlichen für ihren Dienst. „Das reicht von Bemerkungen wie ‚Ach, so kann Kirche auch sein‘ bis zu ‚Das war eine schöne Beerdigung, wenn man das sagen darf‘“, erzählt Marie-Theres Walter. Ulrike Reimer ist seit 2018 beauftragt. Die ehemalige Küsterin ist seitdem „Feuer und Flamme“ für ihr Ehrenamt. „Und die Flamme ist in all den Jahren nicht kleiner geworden“, sagt die 68-Jährige lachend. Neben dem Beerdigungsdienst hat sie sich als Trauerbegleiterin weitergebildet und ist beim ambulanten Hospizdienst aktiv. „Ich bekomme von anderen oft die Rückmeldung, dass sie diesen Dienst nicht übernehmen könnten. Aber für mich ist er schön. Ich höre bei den Gesprächen mit Hinterbliebenen gut zu und erfahre etwas von ihren Wünschen. Manchmal auch nur ganz unterschwellig“, berichtet sie. Es seien oft Banalitäten oder Kleinigkeiten, die sie höre, und für die sie eine Idee habe. „Dafür sind die Menschen sehr dankbar, denn eine Beerdigung ist für alle eine Herausforderung und nicht alltäglich“, weiß Ulrike Reimer. Deshalb sei es ihnen allen wichtig, dass die Menschen diesen Tag in guter Erinnerung behalten. Das wirke nachhaltig. Und so gehörten beispielsweise auch kleine Anekdoten in der Ansprache. „Das zaubert den Menschen ein Lächeln auf die Lippen und nimmt das Schwere“, weiß Marie-Theres Walter.  

Michaela Kiepe