„Einen besseren Arbeitgeber kann man nicht finden“

Jutta Kurtz hat eine Sehschwäche und arbeitet beim Bistum Münster

Während der Ausbildung half sie sich noch mit einer Lupe, heute steht ein Lesegerät auf ihrem Schreibtisch und durch eine Vergrößerungssoftware wird die Computerarbeit unterstützt: Jutta Kurtz hat seit ihrer Geburt eine Sehschwäche. Auf dem linken Auge sieht sie kaum noch etwas. Auch das rechte Auge hat eine Sehschwäche, dennoch kann sie die Schwäche des linken Auges ein wenig ausgleichen. Heute arbeitet sie 61-Jährige aus Havixbeck beim Bischöflichen Generalvikariat (BGV) und ist für die Reisekostenabrechnung zuständig. Im Jahr 2022 haben 54 Mitarbeitende mit Handicap beim Bischöflichen Generalvikariat gearbeitet, 2021 waren es noch 49 Personen. Mit acht Prozent wurde die gesetzlich vorgeschriebene Quote von fünf Prozent somit deutlich überschritten. 

Jutta Kurtz arbeitet beim Bischöflichen Generalvikariat und hat seit ihrer Geburt eine Sehschwäche.

© Bischöfliche Pressestelle/Lara Bergjohann

Kurtz absolvierte schon ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beim Bischöflichen Generalvikariat in Münster. Diese unterschied sich nicht von der Ausbildung ihrer Kolleginnen und Kollegen. „Aber ich muss schon sagen, dass ich froh war, meine Mitstreiterinnen in der Ausbildung zu haben”, sagt sie. Gerade in der Schule war es manchmal schwer, wenn sie nicht alles richtig sehen konnte. Inzwischen hat sie einige technische Hilfen, die ihr den Arbeitsalltag erleichtern: Eine Vergrößerungssoftware hilft ihr bei der Arbeit am Computer, und ein Lesegerät vergrößert Schriftstücke, die sie im Papierformat erhält. „Während meiner ersten Stelle in der Schulverwaltung gab es diese Hilfen noch nicht. Da war es manchmal schon ein bisschen schwierig”.  

Auch im Alltag hat ihre Sehschwäche einige Tücken. So bittet Kurtz neue Kolleginnen und Kollegen um Nachsicht, wenn sie beispielsweise bei einem zufälligen Treffen in der Stadt einfach an ihnen vorbeilaufe. „Ich erkenne die Menschen einfach nicht sofort”, erklärt sie. Bei ihrem Arbeitgeber fühlt Kurtz sich mit ihrem Handicap gut aufgehoben: „Einen besseren Arbeitgeber kann man meiner Meinung nach nicht finden”, sagt sie und fügt hinzu: „Man bekommt immer Unterstützung, es ist einfach immer jemand da, der helfen kann”.  

„Wer ein Handicap hat, hat beim Bistum gute Chancen, einen Arbeitsplatz zu bekommen”, sagt Thomas Müther. Er ist Vertrauensperson der schwerbehinderten Beschäftigten im Bischöflichen Generalvikariat. Beim Bischöflichen Generalvikariat werde jede Stelle so ausgeschrieben, dass sich Menschen mit Handicap bewerben können. Welche Hilfestellungen eine Person zur Bewältigung der täglichen Arbeit benötigt, werde nach der Einstellung geklärt.   

„Bewerbungen von Menschen mit Handicap werden immer auch von der Schwerbehindertenvertre-tung geprüft“, erklärt Müther. Auch am Bewerbungsgespräch nehme ein Vertreter der Schwerbehin-dertenvertretung teil. „Wir laden jeden zu einem Vorstellungsgespräch ein”, ergänzt Thomas Heumann über Menschen mit Handicap. Er ist stellvertretender Leiter der Gruppe Personalmanagement und zuständig für die schwerbehinderten Angelegenheiten im Bischöflichen Generalvikariat. Nicht immer passe die Stelle, auf die sich jemand beworben habe, zum Kandidaten. In solchen Fällen werde geschaut, ob es vielleicht eine andere, geeignete Stelle gebe. „Wenn nicht wir den Menschen eine Chance geben zu zeigen, was sie können, wer dann?”, fragt Müther. Zunächst werde der Arbeitsumfang in der Regel mit 100 Prozent geplant. Wenn eine Person dies nicht erfüllen könne, werde dieser entsprechend angepasst.  

Laurenz Gebbeken, Vorgesetzter von Jutta Kurtz, ist froh, sie als Mitarbeiter zu haben: „Frau Kurtz ist in unserer Gruppe 611 für die Bearbeitung der Anträge auf Reisekostenerstattung zuständig. Dies erledigt sie seit vielen Jahren und leistet damit einen großen Beitrag für die Mitarbeitenden im BGV. Als Dienstgeber freuen wir uns, dass das trotz ihres Handicaps mit technischer Hilfe und der persönlichen Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen in der Gruppe möglich ist.“ 

Lara Bergjohann