
Wie steht es um das friedensstiftende Potential der Religionen in unserem gesellschaftlichen Kontext? Spielen sie noch eine erkennbare Rolle – gerade jetzt in Zeiten kollektiver Verunsicherung? Leisten sie einen originären Beitrag zu einem auf gemeinsamen Werthaltungen basierenden friedlichen Zusammenleben in einer weltanschaulich pluralen Gesellschaft? Wie können wir als Christinnen und Christen Kirche sein, die sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern in die Gesellschaft hinein wirkt? Ein erster wichtiger Schritt, die plurale Gesellschaft auch in Zukunft erkennbar mitzubestimmen, ist die Begegnung, Verständigung und Anerkennung der Konfessionen und Religionen untereinander. Aus dem Dialog kann Kooperation wachsen. Ein auch die gemeinsamen gesellschaftlichen Interessen thematisierender interkonfessioneller und interreligiöser Dialog ist die Voraussetzung, dass Religion insgesamt im gesellschaftlichen Diskurs nicht auf ihre individuelle Dimension reduziert wird.
Diese Ausgabe von UNSERE SEELSORGE knüpft an die vorhergehende Ausgabe an, die der Frage nach einem konstruktiven innerkirchlichen Umgang mit kultureller und ritueller Verschiedenartigkeit nachging. Dieselbe Frage stellt sich im Blick auf das Verhältnis zu anderen christlichen Konfessionen, anderen Religionen und anderen Weltanschauungen. Die Artikel dieser Ausgabe erkunden die Möglichkeiten interreligiöser Verständigung und Kooperation. Sie laden dazu ein, in der Begegnung mit dem Anderen zu lernen, das Eigene neu wahrzunehmen und zugleich das Gemeinsame zu entdecken und glaubwürdig zu gestalten.