100 Jahre Nähe, Trost und Begleitung

, Stadtdekanat Münster

Mit „Wärme im Herzen“ habe er zugesagt, das Jubiläum „100 Jahre Seelsorge am UKM“ mitzufeiern, so Prof. Dr. Alex Friedrich, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Münster (UKM) in seiner Begrüßung. Und solche Wärme durchströmte die Feierstunde in der Überwasser-Kirche, in die zahlreiche Mitarbeitende der Seelsorge, des ärztlichen wie pflegerischen Personals und nicht zuletzt auch Angehörige und Patientinnen und Patienten den Weg gefunden hatten. Heute sei die Seelsorge am UKM als „spiritual care“ neben der „physical“ und der „psychological care“ eine der drei tragenden Säulen, auf denen die Arbeit mit den und für die Patientinnen und Patienten ruhe, betonte Prof. Friedrich.
 

Dr. Leo Wittenbecher, leitender Klinikenpfarrer

© UKM/Bühring

Dr. Leo Wittenbecher, Leitender katholischer Klinikpfarrer, blickte kurz zurück auf die Anfänge der Krankenhaus-Seelsorge, seit denen es – weg von der früher oft eher rituellen Betreuung der eigenen Konfessions-Mitglieder – längst einen Perspektivwechsel und einen erweiterten Radius gegeben habe. Die Angebote seien umfassender, professionalisierter und ökumenisch – eben anerkannter Teil des Klinikalltags mit dem Blick auf den ganzen Menschen, seine körperlichen, psychisch-sozialen und spirituellen Bedürfnisse in der Ausnahmesituation der Krankheit.

Unter der eleganten Moderation des Performance-Künstlers und Clinik-Clowns Christoph Gilsbach erfuhren die Zuhörenden dann aus vielerlei Blickwinkeln, wie sich Seelsorge und Klinikmedizin verzahnen und vernetzen. So dankte Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers dem Klinikum, das den Dienst der Seelsorgenden so engagiert mittrage und ihnen den Rücken stärke. Prof. Dr. Traugott Roser von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und evangelischer Pfarrer bestätigte die Bedeutung der seelsorglichen Angebote für Patienten wie auch für Mitarbeitende. Dabei hob er hervor, dass konfessionelle Unterschiede heute in der Begleitung kaum mehr eine Rolle spielen.
 

Vom Stellenwert und der Wirksamkeit der Seelsorge gerade in der Palliativ-Arbeit erfuhr man Wissenswertes in den Beiträgen des Ärztlichen Leiters der Palliativmedizin des UKM, Prof. Dr. Philipp Lenz, sowie von Dr. Andrea Kerkhoff, die die Onkologische Tagesklinik am UKM leitet. Auch hier fiel immer wieder das Wort vom „Zuhören ohne vorschnelle Ratschläge“ als Vertrauen bildendes Element.

Wie Seelsorge konkret auch aussehen kann, davon berichtete Dr. Wittenbecher anschaulich: Da gehe man mit einem lebensverkürzend Erkrankten auch schon mal ins Eiscafé, sorge für Familientreffen am Krankenbett zum Fußball-Schauen oder biete die Chance, noch einmal das geliebte Schlagzeug spielen zu können. Viele tiefer gehende Gespräche ergäben sich dabei: „Das ist nicht direkt wahrnehmbar Kirche, aber immer mit dem Himmel verbunden!“. Einen Einblick in die ärztliche und pflegerische Arbeit auf der Palliativstation gaben Prof. Dr. Burkhard Dasch sowie die langjährige Pflegekraft Christiane Koenen.
 

Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren aus verschiedenen Perspektiven, wie Seelsorge und Klinikmedizin miteinander verbunden sind.

© UKM/Bühring

„Gesichter der Seelsorge“ und deren Motivation und Erfahrungen lernten die Gäste dann in kurzen Statements u.a. eines Pfarrers, eines Diakons, einer Pastoralreferentin oder eines Notfallseelsorgers kennen. „Dem Leben auf der Spur“, so auch der Untertitel des Festabends, zeigte sich nicht zuletzt auch Dr. Robert Schuon, der als Betriebsarzt auch auf seelische Belastungen der Mitarbeitenden hinwies sowie auch auf die Unterstützung der Seelsorgenden für das UKM-Personal.

Die Interviews wurden umrahmt von musikalischen Beiträgen: So setzte Thomas Mählmann am Flügel – er ist selbst Mitglied der studentischen Seelsorge – überzeugende Akzente. Das neunköpfige Ensemble Ex Praeterito unter der Leitung von Lukasz Kusmierz unterstrich mit seinem Wohlklang großartig die anfangs angesprochene Wärme des Abends.

Rote Gerbera als Dank für die Mitwirkenden und ein Glas Sekt für alle Gäste beim abschließenden Austausch rundeten den Festakt ab, der aufzeigte, dass und wie die Seelsorge seit 100 Jahren mittendrin auf der Suche danach ist, aus welchem Geist heraus der Mensch sein Leben gestaltet, vom Anfang bis zu dessen Ende.

Text: Heike Hänscheid