Kalt ist es an diesem Morgen im November, es hat geschneit, als Hassan, Houda und Sawsan eingemummelt in den Klassenraum kommen. Auf dem Stundenplan steht Deutsch. Der Mann aus dem Irak und die Frauen aus Syrien nehmen an einem Kursus der Flüchtlingshilfe Münster SüdOst teil.
Flüchtlingshilfe gehört zu Finalisten für den Bürgerpreis
150 Ehrenamtliche helfen seit 2013 Menschen, die aus Angst vor Krieg und Terror ihre Heimat verlassen und in Angelmodde, Gremmendorf und Wolbeck ein neues Zuhause gefunden haben, dabei, sich zu integrieren. Sie organisieren Deutschkurse, gemeinsame Feste und Freizeitaktivitäten, übernehmen Patenschaften und helfen bei der Wohnungssuche. Grund genug für die Stiftung „Bürger für Münster“, die Initiative als Finalistin für den Bürgerpreis 2017 zu nominieren. Am Montag, 4. Dezember, werden drei Projekte im Rahmen einer Feierstunde ausgezeichnet.
„Deutsch zu lernen, ist nicht einfach, aber mit den Lehrern, die wir haben, klappt es super“!
Hassan
Der Vater von fünf Kindern kam 2015 nach Münster-Wolbeck und fühlt sich dort – auch und besonders dank des ehrenamtlichen Engagements der Flüchtlingshilfe – sehr wohl. „Wir lernen viel, die Lehrer sind tolle Menschen“, ergänzt Sawsan, und schaut zu Bärbel und Gerhard Canstein rüber. Die pensionierten Pädagogen engagieren sich seit 2013 in der Flüchtlingshilfe. „Wir möchten den Menschen helfen“, sagt Gerhard Canstein und seine Frau fügt an: „Wir bekommen viel zurück. Das ist klasse.“
Schon bevor die große Flüchtlingswelle einsetzte, mehrere Monate bevor viele Menschen nach Deutschland flüchteten, gründete sich die ökumenische Flüchtlingshilfe Münster SüdOst. Die Idee ging 2013 von der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus Münster aus. Die evangelische Friedens-Kirchengemeinde und die evangelische Kirchengemeinde Wolbeck schlossen sich an. Bis heute arbeitet die Initiative eng mit den Sozialarbeitern der Stadt Münster sowie der Diakonie und der Caritas zusammen. „Im Herbst 2013 wurde die erste Einrichtung geöffnet“, erinnert sich Ralf Bisselik, Diakon in St. Nikolaus. Von Anfang an sei das ehrenamtliche Engagement groß gewesen.
In der bereits bestehenden Kleiderkammer wurden zusätzliche Ausgabetermine eingerichtet, Freizeitangebote für Kinder wie Mal- oder Sportkurse veranstaltet. Es wurden Fahrräder organisiert sowie Kurse, in denen Flüchtlinge Fahrradfahren und Fahrräder reparieren lernen. „Hilfe zur Selbsthilfe wird bei uns großgeschrieben“, sagt Bisselik.
Ihre Erfahrungen konnten sie an Flüchtlingshilfen der anderen Stadteile weitergeben. Mittlerweile kommen kaum noch neue Flüchtlinge nach Münster. „Wir sind gerade dabei, uns neu auszurichten“, erklärt Bisselik. Der Bedarf sei ein anderer, die Suche nach Wohnung oder Ausbildungsplatz stehe oftmals im Vordergrund. Eines ist für die Verantwortlichen der Flüchtlingshilfe Münster SüdOst klar: „Unsere Hilfe endet an dieser Stelle nicht.“