25 Jahre Queergemeinde: Respekt, Dank und Hoffnung

, Stadtdekanat Münster

Respekt für mutige Menschen der ersten Stunde, Dank für ein Durchhaltevermögen über ein Vierteljahrhundert hinweg und Hoffnung auf viele weitere Schritte, die zur völligen Anerkennung von queeren Menschen in der katholischen Kirche führen: Von diesen Wünschen waren die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Queergemeinde Münster am 20. Januar geprägt. Sie begannen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Überwasserkirche, dem der emeritierte katholische Weihbischof Dieter Geerlings, der evangelische Superintendent Holger Erdmann und Pfarrerin Klara Robbers von der altkatholischen Gemeinde vorstanden. Anschließend gab es einen Festakt im Priesterseminar Borromaeum.

„Ich habe dort viel für meinen Glauben gelernt“, erklärte Weihbischof em. Dieter Geerlings, der regelmäßig mit den Gläubigen der Queergemeinde Gottesdienst feiert.

© Bistum Münster

Der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings erinnerte in seiner Predigt an die Anfänge der Queergemeinde im Jahr 1999, als eine Gruppe von queeren Theologen die Initiative für den ersten Gottesdienst ergriff. „Die Herabwürdigung queerer Menschen, auch durch die offizielle Kirche in ihrer Lehre, war menschenverachtend“, betonte Geerlings. Inzwischen hätten die Bischöfe Veränderungen, beispielsweise im kirchlichen Arbeitsrecht, in Kraft gesetzt, „aber das heißt nicht, dass alles im Lot ist – es braucht revolutionäre Geduld“. 

Geerlings selbst feiert regelmäßig Gottesdienst mit den Mitgliedern der Queergemeinde Münster, die eine der ältesten in Deutschland ist: „Ich habe dort viel für meinen Glauben gelernt“, erklärte er. Die entscheidende Lehre der Kirche sei Jesus Christus selbst, den Vorurteile nicht interessiert und der sich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung eingesetzt habe. „Die Queergemeinde Münster lebt seit 25 Jahren aus diesem Bewusstsein heraus und gibt auf diese Weise Zeugnis in die Kirche hinein“, würdigte Geerlings das Engagement und fasste zusammen: „Wir glauben heute, dass Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität und alle queeren Lebensformen Teil der Schöpfung sind und nicht gegen Gottes Willen.“

Genn: "Der Weg ist noch lang, aber wir gehen ihn."

Beim anschließenden Festakt verlas Geerlings ein Grußwort von Münsters Bischof Dr. Felix Genn, der der Queergemeinde „für Ihren jahrelangen Einsatz und Ihr Bemühen, Grenzen zu überwinden“, dankte und den queeren Gläubigen seinen Einsatz auf dem weiteren Weg versicherte. „Der Weg ist noch lang, aber wir gehen ihn.“

Sprachen Grußworte beim 25-jährigen Jubiläum der Queergemeinde Münster: (von links) Pater Dr. Michael Baumbach (Mitgründer der Queergemeinde), Bürgermeisterin Maria Winkel, Jan Baumann (Queergemeinde), Iris Horstmann (Diversitätsbeauftragte des Bistums Münster) und Weihbischof em. Dieter Geerlings.

© Bistum Münster

Pater Dr. Michael Baumbach, der zu den Mitinitiatoren der Queergemeinde zählt, blickte auf die 25 Jahre zurück: „Sie sind ein großer Raum, in den der Zauber des Anfangs ebenso hineingehört wie die Angst, die viele von uns kennen.“ Das Anliegen der Queergemeinde sei nicht nur Akzeptanz, Zugehörigkeit und Anerkennung, vielmehr gehe es um die Achtung der Menschenrechte: „Sie wird unsere Gesellschaft und unsere Kirche und uns selbst verändern.“

Respekt vor der Courage zollte Bürgermeisterin Maria Winkel allen Mitgliedern der Queergemeinde. „Sie alle wurden von ihrer Kirche enttäuscht – der Institution, die wie keine andere für Nächstenliebe, christliche Gemeinschaft und Segen steht oder stehen sollte.“ Die Regenbogenfahnen, die seit 2021 an vielen katholischen Einrichtungen wehen würden, seien ein wichtiges Zeichen. Doch solange die Regenbogenfahnen überhaupt hängen müssen, sei noch viel zu tun. „Die Akzeptanz, die Anerkennung der vielfältigen verschiedenen sexuellen Orientierungen und Transgender muss selbstverständlich sein und nicht davon abhängen, wie offen und aufgeschlossen eine christliche Gemeinschaft aufgestellt ist“, forderte Winkel.

Verbindungen knüpfen schafft Sicherheit und Perspektiven

Die Queergemeinde habe der Kirche von Münster gedient, betonte Iris Horstmann in ihrem Grußwort. Die Diversitätsbeauftragte des Bistums Münster sprach von „Tauwetterzeit“: „Vieles war schlimm, war dunkel, aber es wird heller, das Eis schmilzt.“ So sei eine Arbeitsgruppe gegründet worden, die sich dafür einsetzt, dass bei inter- und transgeschlechtliche Menschen das Taufregister geändert wird, es habe eine Tagung gegeben, die sich mit der Reform des katholischen Arbeitsrechts und den Folgen für queere Beschäftigte auseinandergesetzt habe, erste Exerzitien zum Thema seien entwickelt worden, nannte Horstmann Beispiele, und sprach der Queergemeinde ihren Dank aus: „Gegen die Macht der Verdrängung, Vertuschung und Verleugnung, ungeachtet aller Verletzungen, hat sie durch ihre reine Existenz unzähligen Menschen Mut geschenkt und Heimat gegeben.“

Moderiert wurde der Festakt von Gemeindesprecher Jan Baumann, der den „immer besser werdenden Kontakt zur Bistumsleitung“ hervorhob und sich über die ökumenischen Verbindungen freute. „Unsere Aufgabe für die nächsten 25 Jahre ist es, hier noch stärkere Verbindungen zu knüpfen.“ Denn Vernetzungen mit den Kirchen, der Stadt und anderen queeren Gruppen seien besonders „in einer Zeit, in der Hass und Hetze, Krieg und Gewalt, Fremden- und Queerfeindlichkeit immer größer zu werden scheinen“, wichtig. „Das schafft Sicherheit und neue Perspektiven“, betonte Baumann. Musikalisch gestaltete die Kölner Gruppe „MoveDove“ mit akustischen und elektrischen Klängen den Festakt. 

Ann-Christin Ladermann