So bunt und dicht besetzt war der Kirchplatz von St. Antonius in Recklinghausen schon lange nicht mehr. Mehr als 500 bestens gelaunte Menschen haben am 5. Juli am ersten stadtweiten „Abend der Ehrenamtlichen“ unter den Kirchturm teilgenommen und sich von den Hauptamtlichen bewirten lassen. Mit diesem Fest sagten das Stadtkomitee der Katholiken und die drei Pfarreien in Recklinghausen ihren Ehrenamtlern Dank. Ehrengast war Weihbischof Rolf Lohmann.
„Heute sind wir eingeladen. Der Abend soll ein Dankeschön sein für häufig viele Jahre ehrenamtlicher Arbeit, die sie geleistet haben“, begrüßte Stadtkomitee-Vorsitzender Gustav Peters die Gäste. Gekommen waren Katecheten, die Kindern und Jugendlichen auf Erstkommunion und Firmung vorbereiten, Lektoren, Kommunion- und Büchereihelfer genauso wie Mitglieder aus Kirchenchören, Gremien und Ausschüssen. Mehr als 2.000 Adressen von Ehrenamtlichen hatten die Pfarreien und katholischen Verbände im Vorfeld gemeldet. Ein gutes Viertel der Eingeladenen ließ sich die von den hauptamtlichen Kräften eingeschenkten Getränke sowie Gegrilltes und Salate schmecken. Angesichts der hohen Temperaturen hatte das Stadtkomitee kurzfristig noch einen Eiswagen vorrollen lassen, der kostenlos fruchtige Kühlung im Hörnchen anbot.
Für Weihbischof Rolf Lohmann war das Fest „eine wunderbare Idee“. Lohmann betonte die wichtige Rolle der Ehrenamtlichen nicht nur in der Kirche: „Sie sind der Puls der Kirche und auch unserer gesamten Gesellschaft. Ehrenamtliche halten alles zusammen.“ Der Einsatz bewirke aber auch etwas bei den Engagierten selbst. „Sie finden Bestimmung und Inhalt. Wer sich für andere stark macht, bereichert seine Persönlichkeit, reift an seiner Aufgabe, auch wenn es manchmal ein harter Job ist. Sie schauen trotzdem nicht zu, sie handeln“, schloss Lohmann und mischte sich direkt unters Volk.
Und das hatte viel zu erzählen. Hermann Josef Pöhler zum Beispiel berichtete von einem humorigen Plausch über gregorianische Gesänge mit dem mittlerweile verstorbenen Diözesan-Bischof Reinhard Lettmann. Der 83-Jährige, einst Sänger im Kirchenchor von St. Markus, dürfte zu den ältesten Gästen des Ehrenamtsabends gehört haben. „Nett, an die zu denken, die etwas tun. Sie müssen doch bei Laune gehalten werden“, befand Pöhler. Am Stehtisch der Krippenbauer von St. Franziskus erhielt der Weihbischof schnell die nächste Einladung nach Recklinghausen. „Wir sind Franziskaner, wir arbeiten nur für Brot“, hatte Peter Kruszona Lohmann lachend begrüßt. Trotzdem kämen die Aktiven, die sich das ganze Jahr über an vielen anderen Stellen einbringen, stets gerne. „Alle machen es freiwillig, niemand wird eingeteilt.“
Von Barbara Dröschel hörte der Weihbischof Erstaunliches: „Sie sind der jüngste Weihbischof im Bistum.“ Lohmann wollte dies erst nicht glauben, konnte nach kurzer Recherche jedoch überzeugt werden. Matthias Mühlenbrock, aktiv im „project2“ für junge Menschen, schaute sich derweil erfreut um: „Schön, andere junge Menschen zu treffen.“ Bei anderen Veranstaltungen der Kirche sei das nicht immer der Fall, aber „hier sieht man, wer sich noch alles engagiert.“ Zu den jüngsten Gästen auf dem Kirchplatz gehörte Daniel Wolny. Der 17-Jährige ist seit zwei Jahren einer der Gruppenleiter der Messdiener in St. Gertrudis: „Wir engagieren uns alle gerne, und wir sind dankbar, dass uns etwas zurückgegeben wird wie heute.“
Dass die gelungene Premiere bei Manchem den Wunsch nach einer Wiederholung auslöste, vernahm auch Georg Möllers aus dem Vorstand des Stadtkomitees. „Es lohnt sich sicher, das Fest zu wiederholen. Wir müssen nur gucken, in welchem zeitlichen Rhythmus“, sagte er.
Michael Richter