Bernhard Ratermann aus Warendorf ist seit 50 Jahren Kirchenmusiker

, Kreisdekanat Warendorf

Sonntagmorgen, 6 Uhr in Billerbeck: Während andere noch schlafen, huscht ein Junge durch die kühle Sakristei der Krankenhauskapelle, zieht die schweren Register und setzt sich an die Orgel. Mehr als 50 Jahre liegt diese Szene zurück. Eine, die sich für Bernhard Ratermann unzählige Male in den zurückliegenden Jahrzehnten so oder so ähnlich wiederholt hat. Vor 50 Jahren hat der 67-jährige Warendorfer seine Ausbildung zum nebenberuflichen C-Kirchenmusiker beim Bistum Münster abgeschlossen – und gehört damit zu den Dienstältesten, denn seit 50 Jahren bietet das Bistum diese Ausbildung an.

Bernhard Ratermann (67) aus Warendorf hat seine Ausbildung zum nebenberuflichen C-Kirchenmusiker beim Bistum Münster vor 50 Jahren abgeschlossen.

© Bistum Münster

Pionier Bernhard Ratermann aus Warendorf blickt zurück

Als Ratermann 1973 noch Schüler am Bischöflichen Gymnasium und Internat Loburg in Ostbevern war, kam sein damaliger Orgellehrer Helmut Leistritz eines Tages mit einer Neuigkeit auf ihn zu: „Da ist jetzt ein Kurs gestartet zur Ausbildung von Kirchenmusikern. Da könntest du eigentlich mitmachen.“ Der damals 15-Jährige zögerte nicht lange. Alle zwei Wochen fuhr er mit dem Zug nach Münster – unterstützt vom Internat, das froh war über jeden, der künftig Gottesdienste musikalisch begleiten konnte.

Der Kurs, aus dem die zweijährige C-Ausbildung in Münster und Xanten hervorging, war damals ein Experiment. Vieles wurde ausprobiert, manches war provisorisch – doch der Anspruch war hoch. „Wir wurden richtig gefordert“, erinnert sich Ratermann. Auf Zuruf musste er aus dem Orgelbuch Liednummern spielen können, Harmonielehre pauken, Choräle setzen. Und gleichzeitig in der Praxis ran: Auf der Loburg oder zu Hause in Billerbeck spielte er an manchen Wochenenden fünf Gottesdienste nacheinander. „Das war eine harte Schule – aber einfach genial. Man hat sich getraut.“

Orgelspiel ist mehr als ein Hobby

Für Ratermann war schnell klar: Das Orgelspiel ist mehr als ein Hobby. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst studierte er am Robert-Schumann-Institut in Düsseldorf Kirchenmusik. Ab 1984 prägte er 37 Jahre lang das kirchenmusikalische Leben in der Pfarrei St. Laurentius in Warendorf – baute Chöre auf, gründete eine „Schola gregoriana“, begleitete Generationen durch Musik, Gottesdienst und Gemeinschaft.

Parallel gab er an der Bischöflichen Kirchenmusikschule in Münster weiter, was ihn selbst geprägt hatte. Rund 250 junge Menschen schulte er in Liturgiegesang und Gregorianik – „mit großer Freude“, wie er sagt. Viele seiner Schülerinnen und Schüler legten später ein Studium ab oder sind bis heute im kirchenmusikalischen Dienst aktiv. „Das bewegt mich sehr.“

Nachwuchs fehlt, Zeit wird knapper

Heute, im Ruhestand, ist der 67-Jährige alles andere als müde. Bedingt durch Stellenvakanzen und Vertretungen hat er mehrere kleine Anstellungsverträge. Ostbevern, Sendenhorst, Warendorf…: Ratermann ist gefragt. Vor allem aber wird er geschätzt: „Wir erleben unsere Orgel ganz anders“, sagte ihm ein Priester kürzlich nach der Messe. Solche Sätze tragen – und motivieren.

Während im Bistum Münster am zurückliegenden Wochenende 50 Jahre nebenberufliche Kirchenmusikausbildung gefeiert wurden, schaut Ratermann mit Dankbarkeit zurück – und mit Sorge nach vorn. Nachwuchs fehlt, Zeit wird knapper, Anforderungen steigen: „Wir stecken mittendrin“, sagt er, „und Weiterbildung ist wichtiger denn je, auch – oder gerade – im Nebenberuf.“

Trotz dieser Herausforderungen brennt der Warendorfer noch immer für das, was ihn sein Leben lang begleitet hat: die Kirchenmusik. „Wenn man ein Gespür für die Sprache bekommt,“ sagt er, „kann der eigene Glaube durch Musik und Gesang zum Ausdruck kommen.“ Ein Satz, der auch fünf Jahrzehnte nach seinem Examen noch immer für ihn gilt.
 

Ann-Christin Ladermann