Ärztin bietet eine natürliche Alternative zur künstlichen Befruchtung an

Wunder kann Dr. Susanne van der Velden nicht vollbringen. Das sagt die 46-Jährige allen Paaren, die zu der Oberärztin der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im Klever St.-Antonius-Hospital kommen.

Aber zumindest eine gute Chance kann sie den Paaren geben, deren Kinderwunsch sich bisher nicht erfüllt hat. Van der Velden ist Spezialistin für ,Fertility Care‘ (deutsch: ,Sorgen für die Fruchtbarkeit‘), einem in den Vereinigten Staaten entwickelten Konzept, das Schwangerschaften ohne künstliche Befruchtung ermöglichen soll.

 

"Unfruchtbarkeit ist ein Symptom und keine Krankheit und hat ganz häufig organische Ursachen, die in Routineuntersuchungen nicht auffallen", erklärt die Ärztin. Tatsächlich seien oft unentdeckte Krankheiten, wie etwa ein unerkannter Hormonmangel oder Allergien, ursächlich dafür, dass eine Frau nicht schwanger wird oder Fehlgeburten erleidet. An dieser Stelle setze Fertility Care an: "Alle Ärzte haben Standarduntersuchungen und versuchen, den Frauen zu helfen. Irgendwann sagt der Arzt in der Praxis aber, dass er nicht mehr weiter weiß. Wir gucken hier weiter, gehen in der Diagnostik tiefer als der Durchschnitt." Ziel sei es, erklärt die Fachfrau, Probleme zu finden, die vorher nicht bekannt waren. Ein wichtiges Hilfsmittel sei dabei die detaillierte Beobachtung des Zyklus der Patientin. "Das ergibt ein Muster, in dem ich nach Abweichungen suche, die mir schon erste Hinweise geben", sagt Susanne van der Velden. Anders als bei einer künstlichen Befruchtung werde der natürliche Zyklus der Frau nicht medikamentös unterdrückt, sondern genau beobachtet und gestärkt.

In Kombination mit den Ergebnissen aus Ultraschall- und diversen Blutuntersuchungen ergebe sich dann die Möglichkeit, die Ursache für die Unfruchtbarkeit einzukreisen und gezielt zu behandeln. Van der Velden beschreibt ihre Motivation so: "Es muss möglich sein, dass man eine Frau erst gesund bekommt und dann schwanger."

Das bedeutet allerdings auch, dass es keine kurzfristigen Erfolge gibt. Die Untersuchungen, Beobachtungen und schließlich die Behandlung erfordern Zeit, manchmal vergeht ein Jahr, bis ein Paar wieder den Versuch unternehmen soll, ein Kind zu zeugen. "Ich rate dringend davon ab, es zu früh zu versuchen", betont die Ärztin. Sonst bestehe etwa die Gefahr von Fehlgeburten. Für viele Paare könne es zudem erholsam sein, nicht mehr den Druck zu spüren, unbedingt sofort ein Kind zeugen zu müssen, sondern sich wieder mehr der Partnerschaft widmen zu können. "Lassen Sie sich Zeit, warten Sie in Ruhe ab, genießen Sie das Leben und stärken Sie ihre Partnerschaft", rät sie den Frauen. Denn auch die Psyche und insbesondere Stress könnten sich auf den Körper auswirken.

Drei bis vier Mal im Jahr müssen die Frauen, die in der Fertility-Care-Klinik behandelt werden, an den Niederrhein zur persönlichen Konsultation kommen. Die Klinik in Kleve ist das Zentrum für Norddeutschland und die Benelux-Staaten, einige Paare nehmen mehrere hundert Kilometer Anreise in Kauf. Bei den Konsultationen wird der Plan für die folgenden Monate festgelegt, manche Routinediagnostik kann die Patientin dann zu Hause mit ihrem Frauenarzt oder anderen Fachärzten abstimmen.

"Die Zusammenarbeit mit anderen Fachkollegen, wie zum Beispiel Internisten, ist wichtig", erklärt van der Velden. Schließlich kann ein operativer Eingriff notwendig sein, um organische Ursachen für die Unfruchtbarkeit zu behandeln. "Das kann auch in unserer Abteilung erfolgen", erklärt sie. Schon nach der ersten Konsultation und den Basisuntersuchungen – natürlich wird dabei auch die Zeugungsfähigkeit des Mannes überprüft - aber kann die Ärztin eine ungefähre Prognose geben, wie wahrscheinlich eine Schwangerschaft ist. Wenn es geklappt hat, geht die Betreuung weiter, auch während der Schwangerschaft gibt es Untersuchungen und Behandlungen, damit das Risiko einer Fehlgeburt gesenkt wird.

Am Ende bringt rund jede vierte Frau, die Susanne van der Velden konsultiert, ein Kind zur Welt: "Die Erfolgsquote liegt bei gut 25 Prozent, das ist in etwa so hoch wie bei einer künstlichen Befruchtung. Bei Fertility Care aber entstehen alle Schwangerschaften auf natürlichem Weg. Schwangerschaftsrisiken wie Mehrlinge und Frühgeburten sind daher, anders als bei einer künstlichen Befruchtung, nicht erhöht." Auch von den Frauen, die kein Kind bekommen, profitieren viele von Fertility Care. Einerseits, weil körperliche Probleme behandelt und vielleicht sogar geheilt werden konnten, andererseits, weil dann zumindest die Ungewissheit vorbei ist und die Frauen wissen, warum sie keine Kinder bekommen können.

Die Methode ,Fertility Care‘ ist eine Privatleistung, die Krankenkassen nicht zahlen. Das gilt auch für einige der Untersuchungen, die zur Diagnostik oder Behandlung notwendig sind, andere Leistungen können nach Absprache mit den behandelnden Frauenärzten hingegen abgerechnet werden.

Informationen gibt es beim Katholischen Karl-Leisner-Klinikum St.-Antonius-Hospital in Kleve, Albersallee 5-7, Telefon 02821 4907356 und im Internet auf der Seite www.fertilitycare.de .

Außerdem bietet die Fertility-Care-Klinik einen kostenlosen und unverbindlichen Info-Abend an. Dieser ist am Montag, 22. Februar, ab 20 Uhr in der Cafeteria des Krankenhauses. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Foto: van der Velden
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de