Angehender Münsteraner Rabbiner zu Gast im Podcast „kannste glauben“

, Bistum Münster

„Du scheiß Jude.“ Beleidigungen wie diese gehören für Levi Israel Ufferfilge zum Alltag – wegen eines kleinen Stückchens Stoff auf seinem Hinterkopf: seiner Kippa. Ganz bewusst trägt der 33-Jährige diese als Ausdruck seines Glaubens. „Als Jude offen sichtbar zu sein, ist wichtig, um eine Selbstverständlichkeit in der Gesellschaft herzustellen“, begründet der gebürtige Ostwestfale, der lange in Münster gelebt hat und 2024 als Rabbiner in die Domstadt zurückkehren wird, seine Entscheidung. Anlässlich des Gedenkens „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ spricht Levi Israel Ufferfilge in der neuen Episode des Podcasts „kannste glauben“ des Bistums Münster über alltäglichen Antisemitismus in Deutschland und jüdisches Leben heute. 

Levi Israel Ufferfilge berichtet in der Podcast-Episode von „kannste glauben“ über alltäglichen Antisemitismus in Deutschland und jüdisches Leben heute.

© Bistum Münster

Seit dem Studium erlebt Levi Israel Ufferfilge regelmäßig antisemitische Übergriffe und schwere Beleidigungen aufgrund seines Glaubens. Als „kurz, schmerzhaft und unkreativ“ bezeichnet er die Anfeindungen, die ihm beim Einkaufen im Supermarkt, im Wartezimmer beim Arzt und besonders in Bus und Bahn begegnen. Erfahrungen, die ihn anfangs überforderten, berichtet er bei „kannste glauben“ von einem veränderten Menschenbild: „Weil einem der Alltag immer wieder zeigt, dass es so viele Menschen gibt, die grundlosen Hass in sich tragen und den sogar zeigen, muss man aufpassen, dass man Menschen gegenüber nicht generell misstrauisch und skeptisch eingestellt ist.“ Vielen sehe man ihre Gesinnung nicht an, sagt Ufferfilge, der sich mehr Sensibilität und Engagement von den deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wünscht. „Meistens schauen die Menschen zu und schweigen. Dabei reicht in der Regel eine Person, die den Antisemiten verbal Kontra gibt und sie fallen wie Kartenhäuser in sich zusammen.“ 

Viele Situationen machen Levi Israel Ufferfilge mittlerweile nervös. „Wenn wir größere Gemeindefeierlichkeiten haben oder ich mit einer Gruppe jüdischer Kinder nach dem Religionsunterricht unterwegs bin, sitzt mir oft die Angst im Nacken“, berichtet er. Für sich persönlich hat der Judaist und angehende Rabbiner Wege gefunden, mit den Anfeindungen umzugehen. Er schreibt sie auf, hat sie in seinem Buch „Nicht ohne meine Kippa“ zusammengefasst und teilt sie in den sozialen Netzwerken mit anderen. „Die vielen empathischen Rückmeldungen führen mir immer wieder vor Augen, dass die meisten Menschen glücklicherweise keine Antisemiten sind.“

Begegnungen schaffen, das ist für Levi Israel Ufferfilge eine der Grundvoraussetzungen, um Unsicherheiten und Vorurteile abzubauen. Er verweist in der Podcast-Episode auf Initiativen wie „Meet a Jew“, bei der ehrenamtliche jüdische Referentinnen und Referenten an Bildungseinrichtungen oder in Kirchengemeinden einen authentischen Einblick in das jüdische Leben ermöglichen. 

Die Episode des Bistums-Podcasts „kannste glauben“ mit Levi Israel Ufferfilge ist hier abrufbar. Zudem können alle Folgen der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden.

Ann-Christin Ladermann