Annette Piepenpott steht zum 16. Mal in der Küche des Amelandlagers

, Kreisdekanat Borken

Heute bleibt die Küche kalt. „Die Kinder gehen gleich zum Strand, danach ist der Hunger groß und es gibt ausnahmsweise abends warmes Essen statt mittags.“ Die Erfahrung hat Annette Piepenpott gelehrt, flexibel zu sein. „Ich richte mich nach dem Wetter und dem Programm – und werfe auch mal spontan den Kochplan um“, sagt die Gronauerin. Zum 16. Mal hat sie das Sagen in der Küche des Amelandlagers von St. Antonius und ist damit die Konstante im Team. „Die Betreuerinnen und Betreuer könnten alle meine Kinder sein“, sagt Annette Piepenpott mit einem Lachen, selbst Mutter von drei erwachsenen Kindern. Doch das stört die 57-Jährige keineswegs. Im Gegenteil: „Die Zeit auf Ameland hält jung“, ist sie sich sicher. 

Annette Piepenpott ist die „gute Seele“ in der Küche des Gronauer Amelandlagers.

© Bistum Münster

Seit 2004 ist Annette Piepenpott fester Teil des Gronauer Amelandteams. Zur Premiere kam es durch ihren Job, den sie wenige Monate vorher angetreten hatte. „Ich habe damals halbtags als Haushälterin in der Pfarrei St. Antonius angefangen zu arbeiten“, blickt sie zurück. Als ihr der damalige Pfarrer kurze Zeit später die Frage stellte, ob sie als Kochfrau mit nach Ameland fahren wolle, sagte die alleinerziehende Mutter spontan zu. „Wir konnten uns keinen Urlaub leisten, ich wollte meinen Kindern aber gerne etwas Vergleichbares ermöglichen“, erinnert sie sich. Und so ging es für die vier Piepenpotts nach Ameland. Es war der Anfang einer Inselliebe. 

Als Annette Piepenpott von einer Halbtagsstelle als Haushälterin in einen Vollzeitjob als Hausmeisterin – oder wie sie selbst sagt „Mädchen für alles“ – bei der Kirchengemeinde St. Antonius wechselte, gehörten die 14 Tage Ameland in den Sommerferien weiterhin fest für die Familie dazu. Als staatlich geprüfte Wirtschafterin für Großküchen bringt Annette Piepenpott die idealen Voraussetzungen mit, um 55 Kinder und 14 Betreuer satt zu bekommen. „Wenn mir in den Tagen vorher jemand ‚Schönen Urlaub!‘ wünscht, muss ich immer etwas schmunzeln“, sagt sie. Acht bis zehn Stunden steht sie tagsüber in der Küche, transportiert Lebensmittel aus der benachbarten Vorratsscheune in die Küche, kümmert sich um die Wäsche und kocht das Essen. 

 

Nicht nur kochen, auch die Wäsche gehört zu den Aufgaben von Annette Piepenpott – vor der Kulisse auf dem Ferienhof in Buren macht das der 57-Jährigen besonders Freude.

© Bistum Münster

"Erst wird das Essen probiert"

Während sich die Kinder in den 17 Jahren enorm verändert hätten, sei davon in der Küche verhältnismäßig wenig zu spüren. „Vieles, was früher gut ankam, wird auch heute noch gerne gegessen“, weiß die Kochfrau und denkt an Nudeln, Bratwurst oder Kartoffelpüree. Einige neue Gerichte haben es im Laufe der Jahre aber natürlich auch auf den Speiseplan geschafft: „Die Reibeplätzchen sind Wraps gewichen und auch Gnocchi und neue Salate kommen heute gut an“, nennt Annette Piepenpott Beispiele. 

Selbstverständlich ist es für die Gronauerin, auf Besonderheiten Rücksicht zu nehmen. Ob Einschränkungen durch Krankheiten, Allergien oder Vorlieben für vegetarisches oder veganes Essen – Annette Piepenpott macht es möglich. Nur als Grund „das mag ich nicht“ lässt sie nicht sofort gelten: „Erst wird probiert und dann schauen wir weiter“, lautet ihre Devise, denn sie hat die Erfahrung gemacht: „Nicht selten schmeckt es dann doch gar nicht so schlecht.“

Die Küche ist der Knotenpunkt eines jeden Lagers, weiß die 57-Jährige. Und es wird dort längst nicht nur gekocht. Ob kleine Verletzungen, Flecken auf T-Shirts oder Heimweh – Annette Piepenpott ist Ansprechpartnerin für kleine und große Sorgen. „Die Kinder erleben hier eine ganz besondere Zeit, sie bewegen sich viel, bekommen mehr frische Luft und werden anders gefordert“, sagt sie. Da sei es nur natürlich, dass es auch mal schwierige Momente geben kann. Von dem gern verwendeten Spruch „Früher war alles besser“, möchte die Kochfrau aber nichts wissen. „Früher war es anders“, sagt sie stattdessen und denkt dabei zum Beispiel an die Mediennutzung der Kinder. 

Eine gute Erfahrung mit der Kirche

Dankbar ist Annette Piepenpott für die Unterstützung und Begleitung durch das Pastoralteam des Bistums Münster, das mit Pastor Karsten Weidisch für Gottesdienste in die Lagergemeinschaften kommt. Gottesdienste am Strand oder auf der Wiese, ansprechende Musik und dazu die lockere Atmosphäre böten eine große Chance, dass die Kinder eine gute Erfahrung mit der Kirche machen, ist die Gronauerin überzeugt. „Hier wird sichtbar, was Kirche auch ist – eine tolle Gemeinschaft und ein Miteinander“, freut sie sich. 

Bis Samstag, 23. Juli, sind die Gronauer, die dieses Jahr coronabedingt mit 36 Kindern und 13 Betreuern unterwegs sind, auf der Insel. Bis dahin erwartet Annette Piepenpott noch Besuch aus der Heimat: Ihre jüngste Tochter, die schon als Teilnehmerin, Betreuerin und als Unterstützung in der Küche mitgefahren ist, wird ein paar Tage vorbeikommen. „So ganz kann sie sich nicht davon lösen“, sagt Annette Piepenpott lachend. Und auch ihr Sohn mit Familie wird Urlaub auf der Ameland machen. „Mein Enkelkind, elf Monate alt, wird zum ersten Mal die Insel und das Lagerleben kennenlernen“, freut sich die 57-Jährige schon jetzt. 

Ann-Christin Ladermann