Arbeitnehmervertretertreffen

Die Zeiten, in denen der Mensch mit dem Schulabschlusszeugnis aufhören konnte zu lernen, sind in der Berufswelt längst vorbei.

Deshalb stand das diesjährige Arbeitnehmertreffen mit Münsters Bischof Dr. Felix Genn unter dem Titel ,Berufliche Weiterbildung: Wunsch und Wirklichkeit‘. Rund 180 Arbeitnehmervertreterinnen und –vertreter haben sich dazu am 11. Juni in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster mit dem Bischof, mit Fachleuten und miteinander ausgetauscht.

Zu dem Treffen eingeladen hatte der Bischof. Mitveranstalter waren, wie in jedem Jahr, der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Münsterland, der Kreisverband Münster des Deutschen Beamtenbundes und die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DIAG-MAV) im Bistum Münster.

In seiner Begrüßung wies Bischof Genn auf die große gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Weiterbildung hin, die sich aus zunehmender Digitalisierung und Globalisierung ergebe. "Die Menschen müssen befähigt und ermuntert werden, sich dem gesellschaftlichen Wandel zu stellen", sagte der Bischof. Nur so könne der Einzelne Verantwortung für sich, seine berufliche Laufbahn und in der Gesellschaft übernehmen. "Ganzheitliche Weiterbildung ermöglicht Qualifikationen, die beruflichen Freiraum schaffen, aber auch die eigene Persönlichkeitsentwicklung fördern", betonte Genn.

Weiterbildung habe durchaus eine christliche Dimension: "Die Frage ist, wie ich mich zu der Idee entwickele, die Gott von mir hat." Als "Institution des Miteinanders" sei die Kirche besonders gefordert, ein menschenwürdiges Arbeitsumfeld zu schaffen. Dazu gehöre Weiterbildung. Die katholische Kirche stehe in einer Tradition großer Bildungskämpfer wie etwa Franz Hitze oder Adolph Kolping. Für beide sei Bildung der Schlüssel zum beruflichen und zum Lebenserfolg gewesen. "Dieses Erbe möchte die Kirche fortführen", sagte der Bischof.

Mit 750 Bildungseinrichtungen sei die katholische Kirche der zweitgrößte Träger von Erwachsenenbildungseinrichtungen in Deutschland. Über fünf Millionen Menschen nutzten jährlich deren Bildungsangebote. "Ziel christlicher Bildung ist neben der Weitergabe von Faktenwissen auch, Orientierung und Urteilsfähigkeit zu vermitteln", hob Genn hervor.

Zum Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Thema präsentierte Eva Maria Welskop-Deffaa vom Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fünf Thesen zu Anspruch und Wirklichkeit beruflicher Bildung im Lebenslauf. So forderte sie als erstes ein lebenslaufbezogenes Verständnis von beruflicher Bildung und betonte als zweites, dass sich zu dessen Umsetzung die sozialen Partner auf allen Ebenen zu einer Weiterbildungsoffensive zusammenschließen müssten. Zu beiden Aspekten müssten die positiven Erfahrungen, die man in Deutschland im Bereich der Ausbildung habe, auf die Weiterbildung übertragen werden. "Die Innovationsfähigkeit beruflicher Bildung hängt entscheidend von der Kraft der Sozialpartner ab", sagte Welskop-Deffaa. Sie betonte: "An der beruflichen Weiterbildung müssen alle teilnehmen können, Diskrepanzen können wir uns nicht leisten."

Als dritte These plädierte sie für "einen erweiterten Aktionsradius der Agentur für Arbeit bei Berufsorientierung und Weiterbildung". Nötig sei außerdem – so die vierte These – eine gesetzliche Regelung für eine geförderte Weiterbildungsteilzeit. Als fünftes stellte Welskop-Deffaa schließlich heraus, dass "Weiterbildung eine konzentrierte und kontinuierliche Ermächtigung des Einzelnen und damit ein persönlich ausgerichteter Schutz vor sich ändernden Lebensbedingungen" wie Digitalisierung und Globalisierung sei.

An den Vortrag der fünf Thesen schloss sich eine lebhafte Podiumsdiskussion ein, in die später das Publikum einbezogen wurde. Daran nahmen neben Welskop-Deffaa Michael Billeb als Leiter der Personalentwicklung in der Krankenhausverbund St. Rochus GmbH, Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins vom Institut für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster und Jürgen Schmidt als erster Bevollmächtigter der IG Metall Münster teil.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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