Archäologin Dr. Aurelia Dickers sprach beim Abschluss der Kreuzgänge

Mit einem Vortrag über die Grabungen im Dom während der Renovierungsphase 2011/2012 endete am Donnerstag (18. September 2014) die Reihe "Kreuzgänge" im Vorfeld des 750-jährigen Jubiläums des St.-Paulus-Doms Münster.

Referentin war Dr. Aurelia Dickers von der Denkmalbehörde der Stadt Münster.

Im Südturm, Westchor, in der Sakristei und außen zwischen Paradies und Johannischor hatte das Team um Dr. Aurelia Dickers Grabungen durchgeführt, die sorgfältig dokumentiert wurden. Anhand zahlreicher Fotos und farbiger Grundrisse erläuterte die verantwortliche Archäologin der Städtischen Denkmalbehörde die Grabungsergebnisse und ihre Deutung. "Das ist ein Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre," erklärte Dickers. Sie lobte auch die Verantwortlichen des Bistums: "Das Generalvikariat war ausgesprochen entgegenkommend und hat immer die Wichtigkeit des Denkmals gesehen. Wir haben die Zeit gehabt, die nötig war."

Im Kreuzgang des Doms hatten sich rund hundert Interessierte eingefunden, die sich auf die komplizierte Materie einließen, die Aurelia Dickers in freiem Vortrag anschaulich erklärte. Dabei wurde deutlich, dass die archäologischen Befunde der Grabungen unbedingt einer Deutung durch Fachleute bedürfen. Deren Interpretation der Befunde ermöglichten Aussagen über die Baugeschichte des Doms. "Die Grabungen brachten wesentliche Fortschritte in unseren Erkenntnissen", betonte Dickers. Wie sich gezeigt habe, reichten mitunter punktuelle Ergebnisse aus den Grabungen, um bisher nur vermutete Bauphasen zu belegen.

So konnte bei der Untersuchung des Sakristeibodens durch freigelegte Fundamente und Mauern die Lage des Kreuzgangs nachgewiesen werden, der 1377 erbaut worden war. Durch die Ergrabung einer Schwelle konnten Dickers und ihr Team einen Zugang zum Südflügel des Kreuzgangs ermitteln.

Im Westchor erlaubten die Grabungen einen Blick in die Entstehungszeit des Vorgängerbaus des heutigen Doms. Denn Fundamente und Mauern, die nachweislich in derselbe Bauphase entstanden waren, ließen die Schlussfolgerung zu, dass der Westchor schon zur Zeit des Bischofs Erpho entstanden war.

Nebenan im Südturm wurden bei den Grabungen Skelette freigelegt, die zum Teil durch Mauern zerstört waren. Dieser Befund weist ebenso auf ein hohes Alter der Begräbnisstätte hin wie die Untersuchung des Bodens. Sie ergab, dass die Leichen in Baumsärgen bestattet worden waren, mithin aus dem achten bis zehnten Jahrhundert stammen mussten. Unter dem heutigen Südturm lag also einst ein Teil des Friedhofs der ganz jungen Domgemeinde.

Vor dem Dom fanden die Archäologen Reste einer alten Abgrenzungsmauer aus Backstein, der sogenannten Roten Mauer des Architekten Schlaun aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er hatte in der Mauer unter anderem sieben Skulpturen verbaut, für die man offensichtlich keine Verwendung mehr gehabt hatte, die aber von hoher künstlerischer Qualität sind und nun auf ihre Restaurierung warten.

Solche und zahlreiche andere Erkenntnisse aus den jüngsten Grabungen im und vor dem Dom brachten nicht nur Aurelia Dickers ins Schwärmen. Im Anschluss an den Vortrag ergab sich noch eine Diskussion mit dem Publikum, zum Beispiel über Fragen zum Kreuzgang oder zu den Skulpturen. Dickers bekräftigte: "Das war grabungstechnisch total spannend. Und wer darf schon im Dom graben?"

Dr. Aurelia Dickers ist in der Städtischen Denkmalbehörde seit 2001 verantwortlich für Bodendenkmalpflege und Archäologie. Die "Stadtarchäologin", die auch Vorsitzende der Altertumskommission des LWL ist, studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Münster, Tübingen, Köln, Salzburg und Marburg.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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