Erst seit Juli 2017 ist Rolf Lohmann als Weihbischof zuständig für die Region Niederrhein, der 420.000 Katholiken angehören. Nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Weihbischof Dieter Geerlings im November übernahm Lohmann dieses Amt auch für die Region Recklinghausen mit 210.000 Katholiken. Das „Geistliche Zentrum Gastkirche und Gasthaus“ war nach einem Gespräch mit den leitenden Pfarrern der zweite Besuch Lohmanns in der Stadt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. „Neben Firmungen und Visitationen werde ich mir weiter die Zeit nehmen, um die Region kennenzulernen“, versprach Lohmann. Zuletzt habe er Walsum und Homberg besucht und während der Autobahn-Fahrten festgestellt: „Es gibt bei den Strukturen viele Parallelen.“
Das Gasthaus und die Gastkirche liegen direkt nebeneinander in der Innenstadt von Reckling-hausen. Pfarrer Ludger Ernsting, zwei Ordensschwestern, zwei Ordensbrüder sowie mehr als 250 Ehrenamtliche bieten eine Anlaufstelle für seelsorgerisch suchende Menschen sowie umfassende Unterstützung für Menschen, denen es nicht gut geht. Dazu gehören Frühstück und Mittagessen für „Menschen, deren Zuhause die Straße ist“, erklärte Pfarrer Ernsting.
Weihbischof Lohmann suchte das Gespräch mit den Ehrenamtlichen bei einem Rundgang, nahm am morgendlichen Mitarbeiter-Café teil und tauschte sich mit dem Gasthausrat aus. Als sozial-diakonische Anlaufstelle begleitet das Gasthaus Menschen zum Beispiel in einer Trauersituation, unterstützt Bedürftige mit einer Sozialberatung oder gibt Suchenden einen spirituellen Impuls. „Für mich ist das Gasthaus gelebte Christlichkeit: Nicht nur reden, sondern tun“, sagte Petra Rhein. „Es macht einfach Spaß, hier mitzuarbeiten“, ergänzte Gregor Kortenjann.
Mit den Mitgliedern des Gasthausrates entwickelte sich eine intensive Diskussion unter anderem über die Entwicklung der Ökumene. Lohmann sieht „den Weg der Ökumene klar nach vorne gerichtet“. Die große Mehrheit der Bischöfe wolle das auch so. Lohmann erinnerte an die Wortbedeutung von „katholisch“. „Es bedeutet allumfassend, weltumfassend. Katholische Kirche kann also gar nicht eng sein. Die Frage ist nur, wie wir das vermitteln. Jesus sagt jedenfalls, dass jeder angenommen ist.“
Michael Richter