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Auf der Suche nach Frieden

, Kreisdekanat Warendorf

Konzentriert zeichnet Merle (13) mit einem schwarzen Kohlestift eine Friedenstaube auf ihren Malblock. Aus dem Klassenraum nebenan dringt Gesang. Die Friedensballade „Heal the world“ von Michael Jackson wird geprobt. Auf dem Flur vor der Fensterfront basteln Lukas (13) und Jannik (13) akribisch an einer Lichtsäule: Wer von draußen ins Schulgebäude schaut, liest grün und blau angestrahlt das Wort „Frieden“.

Drei Tage arbeiten die 460 Schülerinnen und Schüler der Bischöflichen Realschule in Warendorf zum Thema „Suche Frieden“. In 20 Projekten, teils im Klassenverband, teils jahrgangsübergreifend, beschäftigen sie sich mit verschiedenen Aspekten. Anlass, erklärt Schulseelsorger Jens Hagemann, der die Projektetage gemeinsam mit dem Lehrerkollegium seit August vergangenen Jahres vorbereitet, ist der Katholikentag, der vom 9. bis 13. Mai unter dem Leitwort „Suche Frieden“ in Münster stattfindet: „Was bedeutet dieser Aufruf für uns als Schule? Diese Frage haben wir uns gestellt.“

Ein Großteil findet auf dem Schulgelände statt. Paulina, Hannah, Lucia, Mirjana und Rieke sind der Frage nachgegangen, was getan werden kann, um die Natur und den Lebensraum der Menschen zu erhalten. „Frieden finden mit der Natur“, heißt das Projekt der Fünftklässler. „Wir haben herausgefunden, dass Plastikmüll unsere Umwelt zerstört“, erklärt Hannah und zeigt auf ein selbstgestaltetes Plakat, das einen Strand voller Müll zeigt. „Wenn sich alle Menschen etwas bemühen, könnte es ganz anders aussehen“, ergänzt Paulina. 

Auf die Suche nach Frieden haben sich auch die Siebtklässler gemacht – mit einem Blick in die Zeitung. Aus Überschriften und Artikeln haben sie Collagen gestaltet und so dem „unfriedlichen“ Inhalt vieler Nachrichten Frieden gegenüber gestellt. „Manchmal fallen einem die vielen negativen Schlagzeilen schon gar nicht mehr auf“, sagt Phyllis. Mitten in ihrer Collage hat die Zwölfjährige darum eine Friedenstaube eingebaut.

Jonas (11), Philip (12), Julian (11) und Johann (11) haben andere Menschen in den Blick genommen. Unter der Überschrift „Suche Frieden mit denen, die am Rand stehen“ haben sie die Caritas Kleiderstube und den „Warenkorb“, eine Ausgabestelle von Lebensmittelspenden, besucht und sich über die Hilfsangebote informiert. „Es gibt Menschen, die haben so wenig Geld, dass sie kein Essen für sich und ihre Familie kaufen können“, fasst Philip seine Eindrücke zusammen. Darum sind er und seine Mitschüler selbst zu Helfern geworden: Mit selbstgebastelten Plakaten und Flyern stehen die Sechstklässler vor dem Eingang eines Supermarktes und bitten Kunden um Lebensmittelspenden. Die Reaktionen überraschen die Jungen: „Die allermeisten Leute kommen aus dem Supermarkt und haben etwas für unsere Aktion gekauft“, freut sich Johann. 

Ähnlich ist es Noah (10), Bennet (10), Henriette (12) und Jana (11) ergangen. Sie haben sich mit dem Begriff Anerkennung auseinandersetzt. „Das ist notwendig für eine friedliche Zusammenarbeit in der Familie, der Klasse oder im Beruf“, erklärt Hagemann. Mit Buntstiften haben die Schüler Karten mit „Danke“ gestaltet und auf kleine Schokoladentafeln geklebt. Diese haben sie an die Mitarbeiter verschiedener Geschäfte und Einrichtungen verteilt, darunter die LWL Tagesklinik, eine Bäckerei, eine Apotheke und die Bücherei. „Es war schön zu sehen, wie Menschen sich freuen, wenn man ihnen einfach mal Danke sagt“, berichtet Henriette. 

Ob Frieden in der Kunst, auf dem Fußballplatz oder durch den Einsatz für andere – die Bandbreite der Projekttage ist groß. Schulseelsorger Jens Hagemann ist vom Engagement der Schüler begeistert: „Die Stimmung ist toll, es findet eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema statt und es werden viele Ideen geschmiedet – auch, wie wir alle künftig zum Frieden beitragen können.“ 

Ann-Christin Ladermann