Ausstellung in Münster gibt getöteten ukrainischen Kindern ein Gesicht

, Stadtdekanat Münster

„Ich war das einzige Kind meiner Eltern. Sie taten alles, um mich gut großzuziehen.“ Anna Sokolowa war neun Jahre alt. Sie lebte in Mariupol, zeichnete gern, wollte vielleicht einmal Modedesignerin werden. Doch am 20. März 2022 starb sie unter den Trümmern ihres zerbombten Hauses. Ihr Körper blieb zwei Monate lang im Keller verschüttet. Sie ist eines von mindestens 596 ukrainischen Kindern, das seit Beginn des russischen Angriffskriegs ihr Leben verloren hat.
 

Haben die Ausstellung in die Überwasserkirche geholt: (von links) Brigitte Lüdeke (Unicef), Mariya Sharko und Christa Kortwinkel (Abteilung Weltkirche im Bistum Münster) und Pfarrer Mykhailo Gutsuliak (Seelsorger für die Ukrainerinnen und Ukrainer in Münster).

© Bistum Münster

Zwölf dieser jungen Geschichten stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Verlorene Kindheit“, die bis Freitag, 13. Juni, in der Überwasserkirche in Münster zu sehen ist. Initiiert wurde sie von der Gedenkplattform „Memorial“ und wird nun von der Abteilung Weltkirche im Bistum Münster, der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Gemeinde und UNICEF Münster gezeigt – als stiller Aufruf zum Hinsehen.

„Die Ausstellung ist extra für das deutsche Publikum entwickelt worden“, erklärt Mariya Sharko von der Abteilung Weltkirche im Bistum Münster. „Wir wollten einen Zeitpunkt wählen, der berührt – deshalb fiel die Entscheidung auf den 1. Juni, den Internationalen Kindertag, der in Osteuropa eine besondere Bedeutung hat.“ Für Mariya Sharko ist die Ausstellung mehr als nur Erinnerung: „Gerade jetzt, wo wieder über Friedensverhandlungen gesprochen wird, müssen wir daran erinnern, welche Opfer dieser Krieg fordert. Wenn es Frieden geben soll, dann muss es ein gerechter Frieden sein – einer, der die Schuld benennt und die Opfer nicht vergisst.“

Ein besonderer Programmpunkt während der Ausstellung ist ein Friedensgebet mit anschließendem Konzert am Samstag, 24. Mai, um 18:30 Uhr, musikalisch gestaltet vom ukrainischen Chor Tscherwona Kalyna und der Tanzgruppe Ptaschky des Vereins „Ukrainische Sprache und Kultur Münster“.

Die Ausstellung soll zeigen, dass hinter jeder Zahl ein Leben steht. Eine Familie. „Kinder sind unsere Zukunft“, verdeutlicht Mariya Sharko. „Sie sollten ein Land aufbauen dürfen, nicht in seinem Schutt begraben werden.“

Ann-Christin Ladermann