Begegnung schafft Verständigung

, Kreisdekanat Recklinghausen

Wer in die Erich-Klausener-Schule kommt, kann die freudige Botschaft kaum übersehen. Auf der Stellwand ist es in großen Buchstaben zu lesen: „Wir haben gewonnen.“ Und zwar den Sonderpreis beim Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Was die Schülerinnen und Schüler der bischöflichen Ganztagsrealschule gewonnen haben, wissen sie noch nicht. Das erfahren sie erst bei der Preisverleihung in Berlin, bei der wahrscheinlich auch der Schirmherr des Wettbewerbs, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, anwesend sein wird.

Teilgenommen hat die Schule mit ihrer Ausstellung „Die Welt in Bewegung – Menschenrechte und Flucht“, die in Gemeinschaftsarbeit der beiden fünften Klassen, der internationalen Klasse und der Sozialwissenschaftskurse der Jahrgangsstufen sieben bis zehn innerhalb von zweieinhalb Monaten entstanden ist. „Rund 150 Schülerinnen und Schüler haben sich für diese Ausstellung engagiert“, berichtet Schulleiter Martin Kissenkötter. Die Ausstellung, die aus unterschiedlichen Perspektiven das Themen Flucht behandelte, wurde von Lehrerin Julia Fuchs initiiert, nachdem zwei Schüler von ihrer Flucht berichtet hatten. „Es ist ein Rundgang, an dem die Besucher beispielsweise Steckbriefe lesen können, in denen Schüler oder deren Väter über ihre Erlebnisse während der Flucht berichten. Es gibt Hörstationen, die Schüler haben ein Spiel zum Thema Flucht erstellt, Rezepte für typische Gerichte geschrieben, Informationen zum Asylverfahren bis hin zum Leben an der Schule zusammengetragen“, informiert Sozialwissenschaftslehrerin Jana Müller. 

Gemeinsam mit Florian Kübber, Lehrer der internationalen Klasse, hat sie das Projekt begleitet. Vom 7. bis zum 10. Januar konnten Schüler, Eltern, Ehemalige und Interessierte den Rundgang in der Schule besuchen. „Sie waren sehr positiv überrascht und von der Arbeit der Schüler angetan“, erinnert sich Kübber gern an die Reaktionen.

Schüler und Lehrer stehen an einer Stellwand auf der Fotos und der Schriftzug steht: "Wir haben gewonnen".

Die Schülerinnen und Schüler haben eine große Stellwand mit Fotos der Ausstellung gestaltet. Sie sind ebenso stolz auf das Erreichte wie Florian Kübber (2. von links), Lehrer der internationalen Klasse, Lehrerin Jana Müller (oben Mitte) und Schulleiter Martin Kissenkötter (2. von rechts). 

Auch in der Schulgemeinschaft habe sich etwas verändert. „Seit eineinhalb Jahren gibt es die internationale Klasse an unserer Schule. Die Schülerinnen und Schüler aus zehn Nationen werden seit der Ausstellung von den Regelschülern anders wahrgenommen“, hat Müller beobachtet. „Es gibt mehr Verständnis für die Schüler, die aus unterschiedlichen Gründen die Klasse besuchen“, fügt Schulleiter Kissenkötter hinzu. Begegnung sei der Schlüssel, um Vorurteile abzubauen und Stammtischparolen vorzubeugen. „Die Schüler sind offener und interessierter an den Schülern aus der internationalen Klasse. Sie gehen einfacher aufeinander zu“, bestätigt Kübber, der in seiner Klasse Schüler aus zehn Nationen unterrichtet. Ziel der Klasse sei es, die jungen Menschen mit ihren unterschiedlichen Vorkenntnissen dahin zu bringen, dass sie irgendwann die Regelklassen besuchen könnten. „Es macht mir viel Freude, mit ihnen zu arbeiten“, gibt Kübber zu, der zuvor in Dülmen jungen Erwachsene unterrichtet hat. 

Nun sind sie gespannt, was sie in Berlin erwartet. „Wir werden mit 20 Schülerinnen und Schülern in die Hauptstadt fahren. Allerdings können nur zehn an der Preisverleihung teilnehmen“, bedauert Kübber. Doch für alle, die sich engagiert haben, wird es später in der Schule eine Urkunde geben.

Text/Bild: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe