Bei Abschiebungen für Menschlichkeit sorgen

, Kreisdekanat Warendorf

Eine leise, beruhigende Atmosphäre empfängt die Besucherinnen und Besucher in der Kapelle des Frankfurter Flughafens. Hier, mitten im Trubel des größten deutschen Luftdrehkreuzes, scheint die Zeit kurz stillzustehen. Für 18 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Johanneum an der Loburg in Ostbevern war dieser Moment der Beginn eines beeindruckenden Einblicks in die Arbeit von Flughafenseelsorger Peter Schwaderlapp – und in die Herausforderungen, die ein Ort wie dieser mit sich bringt.

Die Schülerinnen und Schüler des Loburg in Ostbevern haben zusammen mit Schulseelsorgerin Franzis Niehoff (links) und Lehrerin Andrea Uhrlau (rechts) den Flughafenseelsorger Peter Schwaderlapp (2. von links) am Frankfurter Flughafen besucht.

© Gymnasium Johanneum Ostbevern

„Von Kleinigkeiten bis zur großen weiten Welt trifft sich alles am Flughafen“, erklärte Schwaderlapp, während er die Schüler durch die Räumlichkeiten führte. Fünf Tage lang verbrachte die Gruppe, begleitet von Schulseelsorgerin Franzis Niehoff und Lehrerin Andrea Uhrlau, in der Zukunftswerkstatt der Jesuiten in St. Georgen, ein Exerzitien- und Auszeitort für junge Menschen. Der Besuch der Flughafenseelsorge ist einer der Höhepunkte für die jungen Erwachsenen. Auch die anderen Schüler der Jahrgangsstufe Q2, die sich derzeit auf das Abitur vorbereiten, haben die Woche außerhalb des Schulgebäudes verbracht, aufgeteilt auf sechs weitere Fahrten.

Die Schüler besichtigten die ökumenische Hauptkapelle des Frankfurter Flughafens, in der sowohl das Ambo, also das Lesepult, als auch der Altar aus Flugzeugmaterialien geschaffen wurde. Zwei weitere Kapellen sind auf dem Flughafengelände zu finden, ebenso fünf kirchliche Sozialdienste. „Die verschiedenen Religionen hier am Flughafen, die alle mit Seelsorgenden vertreten sind, leben untereinander große Gastfreundschaft und Offenheit“, betont Schwaderlapp. Auch fünf kirchliche Sozialdienste gehören zum Angebot der Seelsorge. 
 

Flughafenseelsorger Peter Schwaderlapp in der Kapelle des Frankfurter Flughafen, deren Ambo und Altar aus Flugzeugmaterialien besteht.

© Gymnasium Johanneum Ostbevern

Doch der Flughafen ist mehr als ein Ort des Reisens. Er ist Arbeitsplatz für 80.000 Mitarbeitende, Heimat für 200 obdachlose Menschen – und Ausgangspunkt von bis zu 4.000 Abschiebungen jährlich. Auch die sogenannte Abschiebebeobachtung gehört zu den Aufgaben des Flughafenseelsorger. „Sie dient dazu, die Praxis von Abschiebungen zu beobachten und für mehr Transparenz in einem Bereich zu sorgen, der der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist“, erklärte Schwaderlapp, der deutlich machte, dass jede dieser Situationen eine Belastung für alle Beteiligten bedeutet. Menschen, die trotz Integrationsbemühungen abgeschoben werden, oder Kinder, die frühmorgens für eine Abschiebung zum Flughafen gebracht werden und keine Schuhe tragen und vom Kirchlichen Sozialdienst versorgt werden: „Uns als Kirche ist es wichtig, da zu sein, damit Menschlichkeit gewahrt bleibt“, betonte Schwaderlapp.

Die Schüler zeigten sich sichtlich bewegt: „Ich finde es ganz krass zu hören, wie das mit den Abschiebungen am Flughafen abläuft“, teilte Sofia Gericke (17), was ihr nach dem Gespräch durch den Kopf ging. Nils Hemsath (17) war beeindruckt von der Vielseitigkeit der Flughafenseelsorge: „Mich hat erstaunt, in wie vielen Bereichen sie tätig ist.“ Schulseelsorgerin Franzis Niehoff zog ein nachdenkliches Fazit: „Die Forderung, Menschen in ihre Heimatländer abzuschieben, hat hier ein Gesicht bekommen. Was das mit den Menschen macht, aber auch, wie schwer das für die Ausführenden ist – das war unglaublich eindrücklich.“

Ann-Christin Ladermann

Die Schülerinnen und Schüler überlegen, welche Zahlen zu welchen Aussagen passen, die ihnen Flughafenseelsorger Peter Schwaderlapp über die Arbeit am Flughafen gegeben hat.

© Gymnasium Johanneum Ostbevern