„Das ist eine tolle Erfahrung“, sind sie sich einig. Selbst, wenn eine Kommunikation mit Händen und Füßen dank der Sprachkenntnisse ihrer Gasteltern nicht nötig ist: „Sie haben einige Jahre in Deutschland gelebt und sind erst nach der Rente wieder zurück in ihre Heimat gezogen“, erklärt Jan Hümmelink. Obwohl sie mit ihrer Reisegruppe am Mittwoch erst um Mitternacht in der Kleinstadt Vila Pouca de Aguir ankamen, hatte ihre Gastfamilie noch eine Reihe von typisch portugiesischen Spezialitäten vorbereitet. „Die Menschen hier sind extrem gastfreundlich“, zeigt sich Matthis Hümmelink beeindruckt. Die „Pastel de Nata“ – portugiesische Blätterteigtörtchen, gefüllt mit Vanillepudding – hat es den Brüdern besonders angetan.
Beide nehmen, um an dem internationalen Glaubensfest in Portugal teilnehmen zu können, Urlaub. „Für mich ist das mein einziger Sommerurlaub“, sagt Jan Hümmelink, der als Berater in einem Software-Unternehmen arbeitet und berufsbegleitend studiert. Auch der Finanzbeamte Matthis Hümmelink hat nicht gezögert, die Reise von seinem Urlaubskonto abzuziehen. „Die Erfahrungen, die wir 2016 beim Weltjugendtag in Krakau machen durften, haben diesen Entschluss unterstützt“, sagt Jan Hümmelink. Und das, obwohl die Zeit nicht nur nach Urlaub klingt – mit nur wenig Schlaf und einer Unterbringung in Sammelunterkünften während der Tage in Lissabon, zum Beispiel. „Das gehört dazu und hat auch einen gewissen Reiz“, pflichtet sein jüngerer Bruder ihm bei.
Der Weltjugendtag ermögliche vor allem eins: „Land und Leute anders kennenzulernen, als das als gewöhnlicher Tourist möglich ist“, sind sie sich einig. Neben dem, was ihre Gasteltern ihnen zeigen und erzählen, haben auch Besuche in einer Goldmine und in einer Wasserabfüllanlage sowie ein nationaler Abend mit landestypischen Speisen und Tänzen dazu beigetragen, die Kultur näher kennenzulernen. Die Hümmelink-Brüder freuen sich nun auf die Tage in Lissabon. Zusammen mit rund 600.000 jungen Menschen aus der ganzen Welt werden sie ein vielfältiges Programm erleben, zusammen tanzen und beten und den Glauben feiern. „Gerade bei den Großveranstaltungen, wenn alle zusammenkommen, spürt man direkt eine Verbundenheit über den Glauben“, beschreibt Jan Hümmelink, der sich, wie sein Bruder, als Messdiener und Firmkatechet in der St.-Josef-Pfarrei in Bocholt engagiert. Dass der Papst die Vigil und den Abschlussgottesdienst am Ende mit den Jugendlichen feiern wird, sei schon etwas Besonderes, „aber für uns stehen die Begegnungen mit den jungen Menschen aus anderen Ländern und der Austausch mit der Gruppe im Mittelpunkt.“
Ann-Christin Ladermann