Bilanz der Kevelaer-Wallfahrt: „Zahl der Pilgergruppen ist 2023 gestiegen“

, Kreisdekanat Kleve

Mit der Schließung der Pilgerpforte endet traditionell am 1. November die Wallfahrt in Kevelaer. Dazu war in diesem Jahr Bischof Bertram Meier aus Augsburg an den Niederrhein gereist, der zum Ende des Gottesdienstes den Päpstlichen Segen spendete. Besonders für Wallfahrtsrektor Gregor Kauling war das Ende des Wallfahrtsjahres ein emotionaler Moment, da er Anfang des kommenden Jahres als Pastor nach Telgte wechselt. „Wir hatten eindrucksvolle Zeugen des Glaubens in unserer Mitte, ich erinnere daher sehr gerne an den bescheidenen und sehr klugen Bischof von Trondheim in Norwegen, Professor Dr. Eric Varden, der die Wallfahrt am 1. Mai eröffnete und uns einen spannenden Bogen zwischen heutiger Zeitdiagnostik des Menschen und dem Gottesgeheimnis erschloss“, blickt Kauling zurück.

Bischof Bertram Meier (Mitte) besprengte die Pforte mit Weihwasser, bevor er das Pilgerportal symbolisch schloss.

© Bistum Münster/Gerry Seybert

Das Wallfahrtsjahr sei „sehr stark und spirituell-geistlich intensiv“ gewesen, betont der Wallfahrtsrektor. Eine Einschätzung, die Geschäftsführer Dr. Rainer Killich mit Zahlen untermauern kann: „Die Zahl der angemeldeten Pilgergruppen hat im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent zugelegt, wir liegen damit auf einem Niveau von rund 80 Prozent des letzten Vor-Corona-Jahres 2019“, sagt er. Der Vergleich mit den vier Jahre alten Zahlen sei jedoch schwierig, „da durch Zusammenlegungen von ehemals selbstständigen Pfarreien sich Strukturen weiterhin verändern. So steht heute ein Pastoraler Raum oder eine Gemeinschaft der Gemeinden auf unserem Plan, wo vor Corona noch mehrere selbstständige Gemeinden mit jeweils einem eigenen Wallfahrtstag in den Büchern standen“, erklärt Killich.

Es gebe aber „durchaus auch einzelne Pilgergruppen, die nach Corona nicht mehr wiedergekommen sind und sich offenbar aufgelöst haben“, hat er beobachtet. Daher gehe er davon aus, „dass die absoluten Zahlen von 2019 nicht mehr erreicht werden. Auch innerhalb von zahlreichen traditionellen Pilgergruppen sind die Zahlen noch nicht, oder nicht mehr, auf dem Niveau von 2019, wobei es in der Regel auch hier um Rückgänge in der Größenordnung von zehn bis 20 Prozent im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit geht.“

Positiv sei der Trend bei der Zahl der Pilgergruppen, die übernachten, diese sei gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen und liege damit bei 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. „Dass Kevelaer aber auch für Gäste, die nicht mit einer organisierten Wallfahrtsgruppe kommen, attraktiv bleibt, zeigt die positive Bilanz aller Übernachtungen in der Stadt im ersten Halbjahr. Hier sind die Zahlen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um knapp sieben Prozent gestiegen, bei den ausländischen Gästen sogar um mehr als 22 Prozent. Das spüren wir auch im Priesterhaus, wo wir Gäste- und Übernachtungszahlen erwarten, die über dem Ergebnis von 2019 liegen dürften. Auch im Priesterhaus sind vor allem die Buchungszahlen von Einzelgästen und kleinen Gruppen, die mit dem Auto oder dem Rad kommen, gestiegen. Positiv zu Buche schlagen sich hier ganz allgemein aber sicherlich auch die intensiven Bemühungen des städtischen Tourismusbüros um gute Angebote in der Stadt, die auch für übernachtende Besucher attraktiv sind“, zieht Killich Bilanz.

Wallfahrtsrektor Kauling blickt zum Ende der Saison auf ganz unterschiedliche Höhepunkte des Jahres zurück. „Zum einen konnte ich die Künstlerin Veronica von Degenfeld bewegen, uns ein neues Gemälde für die Wallfahrtspfarrei zu schenken. Unter dem Leitgedanken ,Gott tröstet...‘, strahlt dieses Bild hinein in unsere Zeit und spiegelt in aller Stille imposant in seiner Bildkraft das Leben Jesu und Mariens wieder, mit den Motiven, der Blick der Mutter und des Kindes, Verheißene Erlösung und Kreuz sowie der Weg zur Auferstehung. Das Gemälde wird die Wallfahrtspfarrei weiter begleiten“, sagt Kauling. Freudig erwarte man in Kevelaer das Ende der Restaurierung der Seiffert-Orgel in der Basilika.

„Was war das für ein erhebendes Gefühl, die Orgel zum ersten Mal, gespielt vom neuen Spieltisch im Kirchenschiff der Basilika, zu hören“, erinnert er sich.
„Gänsehaut pur“, sagt der Wallfahrtrektor, habe er bei der Schulwallfahrt der Liebfrauenschule in Grefrath-Mülhausen empfunden, bei der mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler in der Basilika sangen. Zudem nennt er zwei weitere, sehr persönliche Erfahrungen aus dem Jahr 2023: „Ich durfte im Sommer zum ersten Mal die Bocholter Fußwallfahrt mitgehen, 52 Kilometer nach Kevelaer. Die beeindruckende Organisation, die geistliche Vorbereitung zusammen mit vielen so engagierten und tollen Menschen, jung und alt, haben einen tiefen Eindruck in meinem Herzen hinterlassen, den ich niemals mehr vergessen werde. Als wir Samstagabend in die Basilika einzogen, war ich der Einzige, der wusste, dass meine Tage als Wallfahrtsrektor von Kevelaer gezählt sind. Das war sehr bewegend“, berichtet Kauling. „Diese Wallfahrt hat mir so gut getan und Trost gespendet und dafür danke ich den Bocholtern, die zu Freunden wurden.“ Schließlich habe sich seine persönliche Wallfahrtszeit in Kevelaer mit einem Lobpreis- und Anbetungswochenende geschlossen, das er zusammen mit Viktor und Christine Fischer-Emmerich geleitet hat. „Alle Teilnehmenden wurden durch diese intensiven Stunden hindurch von Gottes Geist und Nähe berührt“, sagt Kauling.

Schon jetzt steht fest, wer am Mittwoch, 1. Mai 2024, die nächste Wallfahrtssaison eröffnet. Weihbischof Leo Wagener aus Luxemburg wird an diesem Tag drei Mal symbolisch mit einem Hammer gegen das Pilgerportal schlagen und so das nächste Pilgerjahr eröffnen.

Christian Breuer