Seit fünf Jahren besteht zwischen der afrikanischen Schule und der deutschen Schule eine Partnerschaft – inspiriert von der Mariengrundschule in Ahlen, die bereits seit mehr als 20 Jahren eine Schulpartnerschaft zur Mwambao School pflegt. Die zurückliegenden Osterferien nutzten sieben Lehrerinnen und Lehrer der Bischöflichen Realschule, darunter auch Schulleiterin Claudia Tennstedt, für einen Besuch vor Ort, um die Schulpartnerschaft auf besondere Art und Weise lebendig werden zu lassen. Ergänzt wurde die Gruppe unter anderem um die frühere Leiterin der Ahlener Marienschule und Gründerin der Schulpartnerschaft, Helga Rohden, sowie drei weitere Interessierte.
Bildung als Schlüssel für ein Leben mit Perspektive
, Kreisdekanat Warendorf
Die vielen glücklichen Kinderaugen wird Antje Vortmeyer so schnell nicht vergessen. „Zu sehen, wie zufrieden und glücklich junge Menschen sind, obwohl sie kaum oder nichts haben, hat mich sehr beeindruckt“, blickt die Lehrerin der Bischöflichen Realschule in Warendorf auf ihren Besuch in der Mwambao School in Bagamoyo in Tansania zurück.
Zwei volle Tage verbrachte die Gruppe an der Mwambao School. Die Warendorfer lernten Schülerinnen und Schüler kennen, die vor Schulbeginn um 7 Uhr schon viele Kilometer zurückgelegt hatten, sie erlebten Unterricht in Klassen mit 80 bis 120 Schülern – und sie durften die große Freude über die mitgebrachten Spielsachen aus Deutschland sehen. In einer Projektwoche hatte der fünfte Jahrgang der Bischöflichen Realschule Memory-Spiele gebastelt mit Bildern von Schnee, Hunden und Erdbeeren – Motive, die tansanische Kinder nicht kennen. In der Schulpartnerschafts-AG und im Profilkurs sind weitere Gesellschaftsspiele entstanden, mit im Kollegium gesammelten Geld konnten zudem Materialien wie Bälle, Springseile, Gummitwist, Buntstifte und Radiergummis besorgt werden. „Buntstifte zum Beispiel gibt es in Tansania nicht, wir haben diese Dinge gemeinsam mit den Kinder ausprobiert“, berichtet Claudia Tennstedt, die eine Erkenntnis der Reise zusammenfasst: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, Zugang zu Bildung zu haben und dadurch die Chance zu bekommen, sein Leben zu gestalten.“
An Leben gewonnen hat für Antje Vortmeyer dank des Besuchs besonders das Porridge Projekt: Durch Spendenaktionen in Warendorf wird sichergestellt, dass die Schüler der Mwambao School nicht hungrig lernen müssen. Eine Schulköchin bereitet jeden Tag frischen Porridge aus Mehl, Wasser, Zucker und Salz zu – für die meisten Kinder die einzige warme Mahlzeit am Tag. „Wir haben das Leuchten in den Augen der Mädchen und Jungen gesehen, wenn sie ihre Portion Porridge bekommen. Diese Erfahrung motiviert meine Kollegen und mich, weitere Spendenprojekte auf die Beine zu stellen“, sagt die Lehrerin. Erklärtes Ziel der Bischöflichen Realschule und der Ahlener Marienschule nach der Reise ist nun, gemeinsam die Porridge-Portionen an der Mwambao School für das gesamte Jahr zu finanzieren. Unter anderem beim Herbstfest der Bischöflichen Realschule sollen Taschen und Körnerkissen verkauft werden, die die Textilgruppe aus mitgebrachten tansanischen Stoffen anfertigen wird, auch der Erlös durch den Verkauf eines Kalenders, der mit Bildmaterial der Tansania-Reise erstellt wird, soll in das Projekt fließen. Für Schulleiterin Claudia Tennstedt eine Herzenssache: „Ich sehe es als einen menschlichen und christlichen Auftrag, sich dafür einzusetzen, solche Möglichkeiten zu eröffnen.“
Auch die weiteren intensiven Erlebnisse auf ihrer Reise haben die Gruppe geprägt: Der Gottesdienst an Palmsonntag in einer Missionskirche, dem die Gruppe trotz der fremden Landessprache Kisuaheli über die Musik und die Rituale gut folgen konnte; die zweitägige abenteuerliche Safari im Mikumi Nationalpark mit Elefanten, Nilpferden und Zebras; der Ausflug auf eine Gewürzfarm, auf der unter anderem Heilkräuter angebaut werden; der Besuch der Insel Zansibar mit dem dortigen Sklavenmuseum als ein historisch bedeutsamer Ort, der Einblick in die Geschichte der Sklaverei gibt. „Es ist ein Zufall, in welche Lebensbedingungen wir geboren werden“, waren sich die Lehrerinnen und Lehrer am Ende der Reise einig – und werden sich deshalb weiterhin für eine lebendige Schulpartnerschaft einsetzen.
Ann-Christin Ladermann