„Wer bei Handwerksschlachtern einkauft, auf Wochenmärkten oder in der Direktvermarktung auf den Höfen, der boykottiert den Menschenhandel und die Ausbeutung der Fleischindustrie und der Discounter“, zeigt Kossen Alternativen auf. „Paketboten sind in diesen Tagen vor Weihnachten gezwungen, täglich um die 250 Pakete auszuliefern“, weiß der Sozialpfarrer. „Das schaffen sie nur in Zwölf- oder mehr Stundenschichten. Sogenannte Personaldienstleister haben die Fahrer an die Paketdienste vermietet. Dort fahren sie mit maximalem Risiko zu minimalsten Löhnen, bis sie verbraucht sind.“ Ein Skandal für Peter Kossen, der deshalb auch anfügt: „Danach werden sie aussortiert und entsorgt: Wegwerfmenschen!“
Niemand sei gezwungen, diese Menschenschinderei im Versandhandel mitzumachen, betont Kossen: „Billig, billig, billig hat einen hohen Preis! Aber am Ende zahlt jemand die Rechnung. Und das ist nicht der Konsument.“ Darüber hinaus habe das örtliche Weihnachtsgeschäft vielfach globale Auswirkungen. „Lieferketten von Handys oder auch Jeans verlieren sich in Coltan-Minen oder Textilbleichen, wo im Kongo oder in Bangladesch das Leben von Kindersklaven in Massen verschlissen wird.“
Kossen fragt: „Wie viel moderne Sklaverei nehme ich in Kauf, damit Weihnachten gelingt? Wer bezahlt meinen Lebensstil? Bildet der Preis, den ich zu zahlen bereit bin, in etwa den Wert der Arbeit ab, die im Produkt steckt?“ Der Pfarrer möchte niemandem die Advents- und Weihnachtszeit mies machen, möchte aber an jede und jeden appellieren, zu mehr Gerechtigkeit beizutragen. Im Hinblick auf das bevorstehende Fest hat der katholische Priester einen klaren Standpunkt: „Ein Weihnachten, das moderne Sklaverei in Kauf nimmt, ist eine Farce! Befreit die Sklaven oder lasst Weihnachten bleiben.“
Gudrun Niewöhner