Bischof Dr. Felix Genn informierte sich in der EFL Recklinghausen
Beeindruckt zeigte sich Bischof Dr. Felix Genn nach einem Besuch der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) in Recklinghausen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Einrichtung hatten ihm ihre Konzepte in verschiedenen Bereichen vorgestellt. Eins wurde dabei deutlich: Die Vernetzung und Kooperation mit anderen Stellen spielt in der Beratung eine wichtige Rolle.
Vieles von dem, was Ute Kieslich, Leiterin der EFL, zur sozialen Situation in Recklinghausen ausführte, kam Genn bekannt vor. Gibt es doch zahlreiche Parallelen zur Lebenswelt der Menschen im Bistum Essen, in dem er von 2003 bis 2009 als Bischof wirkte.
40 Prozent der Kinder in Recklinghausen haben einen Migrationshintergrund, die Spanne der Menschen, die von Hartz IV leben, reicht von 1,7 Prozent bis 23 Prozent in Recklinghausen-Süd. Die Arbeitslosenquote liegt im Schnitt bei elf Prozent. "Die Frage ist, wie erreichen wir auch diese Menschen. Denn sie haben oft noch viele andere Probleme, die sie mehr beschäftigen", führte Kieslich in das Thema ein. Das versuchen die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich drei Planstellen teilen, unter anderem über die Vernetzung. Sei es als Mitglied im Bündnis gegen Depression oder in einem Präventionsteam, das Personal der Kindertageseinrichtungen schult, als Teilnehmer in der psycho-sozialen Arbeitsgemeinschaft, in der sich Vertreter unterschiedlichster Stellen von der Drogenberatung über das Gasthaus bis zu den Werkstätten treffen, als Schulseelsorger oder auch als Krankenhausseelsorger. Ebenso ist die EFL im Fachbereich Kinder – Jugend – Familie vernetzt sowie im Jugendhilfeausschuss der Stadt vertreten, aber auch Mitglied der Pastoralkonferenz. "Diese vielen Vernetzungen sind sinnvoll, denn auch das Leben ist vielfältig", betont Kieslich.
Drei besondere Arbeitsfelder stellten die Mitarbeiterinnen dem Bischof vor. So zum Beispiel der Bereich der "Frühen Hilfen", ein niederschwelliges Angebot für Eltern von Kindern im Alter von null bis 1,5 Jahren. "Die Zeit ist prägend für die Bindung zwischen Eltern und Kindern. Eltern, die selbst belastetet sind, haben häufig wenig Kontakt zu sich selbst und dadurch auch zu ihren Kindern", berichtete Maria Hergl. Sie bietet in Kooperation mit den Familienzentren eine Gruppe an, in der die Teilnehmer in acht Treffen lernen, eine Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen. "Die Frauen erfahren, wie man sich mit dem Kind beschäftigen kann. Denn bindungsunsichere Kinder werden später bindungsunsichere Eltern", sagte Hergl. Dieses Projekt sei auch eine Brücke, um Menschen zu erreichen, die sonst nicht den Weg in die Beratung fänden.
Ein Gruppenangebot für Menschen nach Trennung und Scheidung leitet Natalie Neumann. Die Gruppe trifft sich mit zehn Teilnehmern im Alter zwischen 25 und 83 Jahren im 14-tägigen Rhythmus. "Die Teilnehmer tauschen sich aus, sie erhalten einen Blick dafür, wie sich auch die anderen gefühlt haben. In der Gruppe sind sowohl Menschen, die sich getrennt haben als auch welche, die verlassen wurden", erklärte die Diplom-Psychologin. In den acht Treffen würden viele gute Prozesse in Gang gesetzt, an denen anschließend in Einzelberatungen weitergearbeitet werden könnte.
Einen besonders emotionalen Einblick erhielt Genn in die Arbeit von Claudia Prinz, die in der Beratung mit hochstrittigen Eltern aktiv ist – eine Kooperation zwischen dem Jugendamt und der EFL. "Sie kommen als Eltern zu uns und nicht als Paare. Wir appellieren an ihre Verantwortung und versuchen gemeinsam mit ihnen, Lösungen zu finden. Denn es geht um die Kinder", erklärte Prinz. Es sei ein sehr anstrengendes und mühsames Arbeiten. "Aber unser Ziel ist es, dass der ungelöste Paarkonflikt nicht auf dem Rücken der Kinder fortgesetzt wird", sagte sie. Das gelinge mal besser, mal schlechter und leider manchmal auch gar nicht.
Der Bischof dankte für die Informationen, die er erhalten hatte. "Es ist eine Arbeit, die ich sehr schätze. Sie sehen nicht immer die Schokoladenseite des Lebens. Mit meinem Besuch möchte ich Sie stärken und stützen", machte er deutlich.
Weitere Informationen zur Arbeit der EFL im Bistum Münster mit den unterschiedlichen Beratungsstellen finden sich im Internet unter: www.ehefamilieleben.de.
Bildunterschrift: Das Team der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle unter der Leitung von Ute Kieslich (5. von links) stellte Bischof Dr. Felix Genn (6. von links) die Arbeit vor. Zu Gast war auch Dr. Markus Wonka (4. von rechts), Leiter der EFL-Hauptstelle im Bistum Münster.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 23.06.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle