Angesichts der vielen Mädchen und Jungen, die nach der Begrüßung den Raum zur Kinderkirche wechselten, zeigte sich der Bischof zuversichtlich, dass die Kirche in Neuenkirchen eine Zukunft hat. Und beeindruckt beim Blick durch die Kirche fügte er an: „Sie haben hier einen richtigen Dom.“
In seiner Predigt wurde Genn ernst – und ging auf den sexualisierten Missbrauch in der katholischen Kirche, aber auch auf den Reformprozess des Synodalen Weges und die Auswirkungen der Corona-Pandemie ein: „Wir befinden uns in einem Umbruch gewaltigen Ausmaßes. Die Kirche ist heute weniger ein ,Haus voll Glorie‘, wie wir im Eingangslied gesungen haben.“ Vieles liege im Argen, einiges am Boden.
Der Bischof bat die Neuenkirchenerinnen und Neuenkirchener, trotz aller Skandale, Sorgen und Schwierigkeiten nicht zu verzagen, sondern wie in den vergangenen 775 Jahren weiter auf Gott zu vertrauen: „Er wird alle Tränen von unseren Augen abwischen.“ Diese biblische Zusage aus der Offenbarung des Johannes mache Mut und gebe Hoffnung – auch im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine, den Genn einmal mehr mit deutlichen Worten verurteilte: „Der Mann in Moskau wird nicht siegen.“
Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Pfarrer Markus Thoms dankbar auf 775 Jahre zurückgeschaut: „Trotz aller Probleme wollen wir den Blick nach vorne richten und aus der Kraft der Botschaft leben, um Künftiges zu gestalten.“
Neben Bürgermeister Wilfried Brüning sprach auch Pfarrer Dietrich Wulf von der evangelischen Kirchengemeinde Neuenkirchen-Wettringen ein Grußwort. Seine Wünsche verband er mit einer ökumenischen Bitte: „Lasst uns mutiger sein im Aufeinanderzugehen.“
Helga Heitkötter und Heinz Schenk sprachen für Pfarreirat und Kirchenvorstand: „Veränderungen sind mehr als notwendig – in der Kirche allgemein, aber auch vor Ort in den Pfarreien.“ Verantwortung für die Kirche habe jede und jeder, betonte Heinz Schenk: „Es kommt auf uns an, wie es in St. Anna weitergeht.“
Nach dem Gottesdienst zog der Bischof zusammen mit den Konzelebranten, darunter auch Dechant Thomas Hüwe, begleitet von Messdienerinnen und Messdienern sowie Fahnenabordnungen und dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Neuenkirchen zum Karl-Leisner-Haus. Dort trug sich Genn mit dem Vers „Suchet der Stadt Bestes“ aus dem Buch des Propheten Jeremia ins Goldene Buch der politischen Gemeinde ein.
Anschließend nutzte der Gast aus Münster die Gelegenheit, um sich – nach langer Pause durch die Pandemie – unter die Menschen zu mischen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Musikalisch gestaltet wurde die Messe von Kantor Stefan Eicholt und dem Kirchenchor.
Gudrun Niewöhner