Bischof feierte mit der russischen Gemeinde in Horneburg

, Bistum Münster, Kreisdekanat Recklinghausen

22 Gemeinden anderer Muttersprachen gibt es im Bistum Münster. Eine davon ist die Gemeinde der Heiligen Boris und Gleb in Datteln-Horneburg. In der ehemaligen Schlosskirche feiern seit mehr als 50 Jahren Gläubige in russischer Sprache am ersten Sonntag im Monat den Gottesdienst im slavisch-byzantinischen Ritus. An diesem Sonntag (3. März) sind sie dabei nicht unter sich. Zu Gast sind Bischof Dr. Felix Genn, der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings, Bischöflicher Beauftragter für Katholiken anderer Muttersprachen, und Franz-Thomas Sonka, zuständiger Referent im Generalvikariat.

Katholiken, die sonst die Liturgie im lateinischen Ritus feiern, tauchen in diesem Gottesdienst in eine fremde Welt ein. Die Kirche ist byzantinisch ausgestattet mit zahlreichen Ikonen und einer Ikonostase – einer Ikonenwand. Gefeiert wird „die Göttliche Liturgie“, die geprägt ist von Gesängen des Priesters Dr. Heinrich Michael Knechten, des Protodiakons Ekkehard Wegener, des Vorbeters Karl Weber und des Chores. Für den Bischof ist es die erste Feier in diesem Ritus. „Sie hat zum Beispiel durch das vertiefende Fürbittgebet, das viel Platz einnimmt, einen sehr meditativen Charakter“, ist ihm aufgefallen.

In seiner Ansprache zum Abschluss des rund zweistündigen Gottesdienstes betont Genn, dass es dem Bistum ein Anliegen sei, den Menschen anderer Muttersprachen einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem sie Heimat fänden und ihren Glauben vertiefen könnten. „Es stimmt mich optimistisch, wenn ich sehe, dass dieser Glaube in ihrer Gemeinde auch an die Kinder weitergegeben wird“, sagt er mit Blick auf die jüngsten Besucher des Gottesdienstes.

Für Gemeindemitglied und Chorleiterin Elena Poslednik ist der Besuch des Bischofs etwas sehr Besonderes. „Wir beten in jedem Gottesdienst für ihn. Und nun steht er in unserer Kirche“, freut sie sich. Mit ihrem Chor, in dem sich zahlreiche Sängerinnen und Sänger bereits seit mehr als 40 Jahren engagieren, hat sie eigens einige zusätzliche Gottesdienstlieder einstudiert. „Übrigens waren heute nur zwei russisch-sprachige Sänger dabei. Alle anderen sind Deutsche und haben die Gesänge erlernt. Das ist sehr anspruchsvoll“, lobt sie das Engagement ihrer Chormitglieder.
Regelmäßig machen sich russisch-sprachige Gläubige aus einem Umkreis von 40 Kilometern auf den Weg nach Horneburg, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern.

„Insgesamt leben rund 700.000 Menschen, die ihre Wurzeln in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion haben, in Nordrhein-Westfalen. Ihnen die Möglichkeit zu geben, auf ihre Weise die Liturgie zu feiern, ist uns wichtig“, informiert auch Weihbischof Geerlings. Möglich machte dies bereits in den 60er Jahren der heute 94-jährige Pater Erwin Immekus. Er war der erste Seelsorger für die russischen Gläubigen des byzantinisch-slavischen Ritus im Bistum Münster. Sein Nachfolger Dr. Heinrich Michael Knechten steht seit 1991 der Gemeinde vor und erhielt im vergangenen Jahr die Erzpriesterwürde.

Nach dem Gottesdienst kamen die Gäste aus Münster noch mit Verantwortlichen und Mitgliedern der Gemeinde ins Gespräch.

Im Bistum Münster existieren 22 Missionen oder Gemeinden anderer Muttersprache. An mehr als 70 Orten im Bistum werden Gottesdienste in 17 unterschiedlichen Muttersprachen gefeiert, Sakramente gespendet und Gemeindetreffen abgehalten. In zwölf Sprachen wird die Liturgie im lateinischen Ritus gefeiert, in fünf Sprachen in einem anderen katholischen oder unierten Ritus. Die Mitglieder der Gemeinden anderer Muttersprache kommen aus 40 unterschiedlichen Herkunftsländern, mehr als zwölf Prozent der Katholiken im Bistum Münster haben eine Migrationsgeschichte.

Bildunterschrift:
Gemeinsam feierten sie mit den Altardienern (zweite Reihe) und den Gläubigen in der russischen Gemeinde den Gottesdienst: (erste Reihe von links) der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings, Pfarrer Dr. Heinrich Michael Knechten, Bischof Dr. Felix Genn und Protodiakon Ekkehard Wegener.

Michaela Kiepe