Die Fragerunde, zu der auch Gebete, Impulse und Lieder gehörten, stand unter der Überschrift „Hoffnungsbringer“. Coronakonform in Präsenz auf Abstand sowie online im Livestream dabei waren jeweils einige Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene, darunter auch Firmbewerberinnen und Firmbewerber aus der Kirchengemeinde Seliger Nils Stensen Lengerich.
Junge Menschen, die sich „trotz der ganzen Skandale für den Glauben und für die Kirche interessieren“, gäben ihm Hoffnung, begann Bischof Genn, um dann sofort hinzuzufügen: „Zu allererst gibt mir Jesus selbst Hoffnung.“ Darüber hinaus machten ihm Menschen aus der Ukraine Mut, die sich unbeeindruckt von Aggression und Gewalt nicht zuletzt auf Grund ihres Glaubens hoffnungsvoll äußern würden in einer Zuversicht, „dass das Böse kurze Beine hat“.
Seine größte Hoffnung in diesem Jahr sei, erklärte Genn, „dass der Krieg in der Ukraine möglichst schnell zu Ende geht und dass es nicht noch einen zweiten Krieg in Bosnien-Herzegowina gibt“. Dort brenne es auch und Putin weite insgeheim seinen Machtbereich dorthin aus. „Ich hoffe, dass diesem Treiben bald eine Ende gemacht wird“, sagte der Bischof.
Auch die Zuhörer in der Jugendkirche und am Livestream bekamen Gelegenheit, sich zu ihren Hoffnungen zu äußern. Sie nannten beispielsweise „Die Fridays-for-Future-Demos“, „Freundinnen und Freunde“, „Das schöne Wetter“ oder „Die Menschen, die gerade Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen“ als ihre Hoffnungsbringer.
Felix Genn definierte Hoffnung als „Kraft, die ganz tief mit dem Leben zu tun hat“, die in Menschen wirksam sei, sich auf ein positives Ziel hin ausstrecke, über den Tod hinausgehen könne und „das Schwere, das der Alltag manchmal bringt, tragen und ertragen lässt.“ Kämen Menschen in Situationen, in denen sie die Hoffnung aufgäben, hoffe er als Bischof, „dass diese Menschen beten.“ Weil sie das oft nicht könnten, bräuchten sie auch Menschen, die zuhörten, „die sie aufrichten und stärken.“ Da könne jede und jeder zum Hoffnungsbringer werden. Im Übrigen sei er sicher, dass ein fester Glaube Hoffnung und Perspektive gebe.
Über sich sagte Bischof Genn, er sei ein Mensch, der sich „so leicht seine Hoffnung nicht nehmen“ lasse. Er singe jeden Morgen beim Gebet in der Kapelle das Lied „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“ Das sei so etwas wie eine Grundmelodie in seinem Leben, „das trägt mich.“ Allerdings käme es auch bei ihm vor, dass er mal einen Durchhänger habe, räumte Felix Genn ein. Dann gehe er in die Kapelle, schaue das Kreuz an und bete.
Und was sagt der Bischof Menschen, die angesichts der Negativschlagzeilen ihre Hoffnung auf die Kirche verloren haben? Nachdem er sie intensiv angehört und verstanden habe, könne er „diesen Menschen nur anbieten, dass ich für sie in diesem Augenblick authentisch und glaubwürdig bin.“ Er könne in ihnen wach rufen, was ihnen bisher der Glaube bedeutet habe und welche positiven Erfahrungen sie damit gemacht hätten. Die Kirche insgesamt könne nur wieder glaubwürdig werden durch Menschen, denen man ihren Glauben abnehmen könne.
Ein Team von Engagierten der Jugendkirche Münster hatte den Abend vorbereitet und zusammen mit dem Bischof gestaltet. Die Musik steuerten Lasse, Nadine, Helena und Luisa bei. Als Moderatorinnen und Sprecherinnen wirkten Alina, Femke und Johanna mit, in der Technik Max und Simon.
Die nächsten „Ask the bishop“-Termine stehen bereits fest. Weihbischof Dr. Stefan Zekorn wird sich am 13. Mai in Drensteinfurt den Fragen junger Menschen stellen, Weihbischof Rolf Lohmann am 3. Juni in Duisburg Walsum.
Martin Wißmann
Bildunterschriften: Einige Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene sprachen mit Bischof Dr. Felix Genn über das Thema „Hoffnungsbringer“. Fotos: Eva Brambrink, Jugendkirche Münster