Bischof Genn besucht Gemeinden anderer Muttersprache

, Bistum Münster

Sie kommen ursprünglich aus Polen, Kroatien, Afrika, Portugal, Lateinamerika, dem Nahen Osten oder Sri Lanka. Sie sind Christinnen und Christen, haben im Bistum Münster eigene Gemeinden und dürfen sich in diesem und im kommenden Jahr auf „hohen“ kirchlichen Besuch freuen. Bischof Dr. Felix Genn wird 2019 und 2020 alle 22 Gemeinden anderer Muttersprache im Bistum Münster besuchen. Zum Auftakt wird er am kommenden Samstag bei der Portugiesischen Mission in der Münsteraner Innenstadt zu Gast sein.

Für Bischof Genn sind die Gemeinden anderer Muttersprache „eine ganz großartige Brücke“ zu Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen und hier eine erste Verwurzelung brauchen. „Diese Gemeinden sind für die Menschen, die dort Gottesdienst in ihrer Muttersprache feiern, an Festen teilnehmen oder die bekannten Bräuche erleben, ein Stück Heimat in der Fremde. Sie stiften auf diese Weise Identität“, sagt der Bischof. Er sieht in den Gemeinden anderer Muttersprache einen „starken Faktor in unserem Bistum.“ Vielfalt sei ein Wesensmerkmal der katholischen Kirche und seine Besuche sollten wertschätzend deutlich machen:

Bischof Genn

Diesen Gedanken betonen auch der emeritierte Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings, Bischöflicher Beauftragter für die Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprachen und Franz-Thomas Sonka, der das gleichnamige Referat im Bischöflichen Generalvikariat leitet. Beide unterstreichen, dass die Katholiken anderer Muttersprache „einer Bereicherung für die Kirche im Bistum Münster“ seien. Beide Seiten könnten wechselseitig voneinander lernen. Zielperspektive dürfe nicht eine einseitige Integration der Katholiken anderer Muttersprache in die Kirche in Deutschland im Sinne einer Assimilation sein. Weihbischof Geerlings: „Es kann nicht eine einseitige Forderung an die neu Hinzukommenden sein: integriert Euch in die deutsche Gemeinde vor Ort.“

Vielmehr würde durch die Katholiken anderer Muttersprache an die deutschen Gemeinden im Bistum Münster die Einladung ausgesprochen: „Macht Euch vertraut mit einem anderen Glaubensverständnis und anderen Riten und nehmt auf diesem Weg neu in den Blick, wo Ihr Heimat im Glauben findet.“ Und Franz-Thomas Sonka ergänzt: „ Wir sollten den Glaubensreichtum der muttersprachlichen Gemeinden als Schatz erkennen und ihn heben. Es gibt, das wird hier deutlich, unterschiedliche Formen, den christlichen Glauben zu leben.“

In einer Welt, in der Migration eine Konstante sei, könnten die Glaubenszeugnisse von Migranten, von Katholiken anderer Muttersprache, daran erinnern, dass „Glaube vielfältig gelebt werden kann und immer auch Aufbruch bedeutet“, sagt Geerlings. Hier zeige sich auch, dass Fremdenfeindlichkeit in der katholischen Kirche keinen Platz habe: „Es geht um das friedliche Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen; es geht darum, Pluralität als etwas Positives und nicht als etwas Bedrohliches wahrzunehmen“, sagt Sonka. Und Weihbischof Geerlings ergänzt: „Wir brauchen – und hierbei können die Gemeinden anderer Muttersprache helfen – transnationale Identitäts- und Identifikationsmodelle, die nicht auf einen dumpfen Nationalismus und ein völkisches Verständnis von Heimat setzen.“ Wichtig dafür sei es, dass die deutschen Gemeinden bereit seien, das Leben und den Glauben mit den Katholiken anderer Muttersprache zu teilen und diese als Gesprächspartner auf Augenhöhe zu verstehen.

Information:

Im Bistum Münster existieren 22 Missionen oder Gemeinden anderer Muttersprache. An mehr als 70 Orten im Bistum werden Gottesdienste in 17 unterschiedlichen Muttersprachen gefeiert, Sakramente gespendet und Gemeindetreffen abgehalten. In zwölf Sprachen wird die Liturgie im lateinischen Ritus gefeiert, in fünf Sprachen in einem anderen katholischen oder unierten Ritus. Die Mitglieder der Gemeinden anderer Muttersprache kommen aus 40 unterschiedlichen Herkunftsländern, mehr als zwölf Prozent der Katholiken im Bistum Münster haben eine Migrationsgeschichte.