Bischof Genn besucht Telgter Verein zur Völkerverständigung

"Menschen aus anderen Nationen kommen hier zu Ihnen und erfahren Hilfe. Damit leisten Sie wichtige Integrationsarbeit."

Mit diesen Worten hat Bischof Dr. Felix Genn den Ehrenamtlichen des Vereins "Zib – Zusammen ist besser – Verein für Völkerverständigung Telgte e.V." (Zib) für ihr großes Engagement gedankt. Gemeinsam mit Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann, Fachreferentin Marion Hafenrichter, Maria Tiessen vom Caritas-Fachdienst und Propst Dr. Michael Langenfeld aus Telgte besuchte er die Ehrenamtlichen am 5. November in ihren Vereinsräumen in Telgte und informierte sich, stellvertretend für die vielen Projekte von Ehrenamtlichen, über ihre Arbeit mit und für Flüchtlinge.

Der Verein, der seit 1986 besteht und mehr als 90 Mitglieder sowie über 100 zusätzliche aktive Helfer zählt, setzt sich für ein gutes Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in Telgte ein und unterstützt sie bei allen Fragen rund um ihr neues Leben in der Stadt. So werden unter anderem mehrere Deutschkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, ein internationales Frauencafé sowie Fahrradkurse verbunden mit einer Fahrradwerkstatt angeboten. Seit 2000 erfahren Flüchtlinge in der Beratungsstelle des Vereins Hilfe bei Fragen des Aufenthaltes und beim Ausfüllen von Formularen.

Vereinsvorsitzender Arnold Michels erzählte, dass sich in den vergangenen 30 Jahren ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen den Telgter Bürgern und dem Verein gebildet habe. Aktuell leben in Telgte rund 360 Flüchtlinge, die in Zusammenarbeit mit der Stadt dezentral in 62 Wohneinheiten untergebracht sind. "Sie alle werden von Ehrenamtlichen begleitet", sagte Michels. Die Sprachförderung funktioniere vor allem in den Anfängerkursen überwiegend nur "mit Händen und Füßen", berichtete Ursula Voß. Sie organisiert Lehrkräfte, besorgt Unterrichtmaterialien und koordiniert die verschiedenen Kurse, die zum großen Teil im Pfarrzentrum St. Clemens stattfinden.

Es gehe nicht nur darum, die Flüchtlinge mit materiellen Dingen zu versorgen, sondern auch Kontakt mit ihnen aufzunehmen, sie als Menschen zu achten, sagte Propst Langenfeld. In den vergangenen Monaten habe er einen großen Andrang bei der Tafel und der Kleiderkammer in Telgte erlebt. Daraus seien bereits Konsequenzen gezogen worden: Die Kleiderkammer sei nun in größere Räume umgezogen, in denen es künftig auch die Möglichkeit zur Begegnung geben werde. Er habe insgesamt die Erfahrung gemacht, dass sich viele Ehrenamtliche melden, die helfen möchten, dennoch sei er der Meinung: "Wir müssen den Menschen noch viel genauer sagen, wofür wir sie genau brauchen. Dann können wir noch mehr Ehrenamtliche gewinnen."

Als eine "Marathonaufgabe" bezeichnete Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft. "Das kann uns nur gelingen, wenn es solche ehrenamtlichen Initiativen gibt, wie diese", wandte er sich an die Ehrenamtlichen von "Zib". Die Förderung und Unterstützung von ehrenamtlichen Projekten habe daher oberste Priorität.

"Sie haben schon viel geschafft und schaffen es auch weiterhin", ermutigte Bischof Genn die Ehrenamtlichen schließlich. Mit Blick auf die nationale Flüchtlingspolitik erklärte er, dass der Begriff "Festung Europa" in seinen Augen eine populistische Formulierung sei. "Die Flüchtlingsthematik ist nicht geeignet, sich parteipolitisch zu profilieren", sagte der Bischof. Sie werde allerdings langfristig das Denken, Fühlen und Handeln der Gesellschaft verändern. "Aber die christliche Nächstenliebe hat noch nie eine Obergrenze gekannt", fügte er hinzu. Als Botschaft gab er den Ehrenamtlichen des Vereins "Zib", aber auch allen Ehrenamtlichen, die sich für Flüchtlinge engagieren, darum mit auf den Weg: "Machen Sie weiter so und lassen Sie sich nicht von gegenläufigen Tendenzen beeindrucken."

Text: Bischöfliche Pressestelle
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