Wie wichtig Vertrauen ist, betonte der Bischof in seiner Predigt: „Ein Leben bestimmt durch Misstrauen wäre bitter.“ Mit Blick auf die politische, gesellschaftliche und auch kirchliche Situation in Deutschland sowie weltweit fügte Genn jedoch an, dass Vertrauen in Menschen und Institutionen nicht immer leicht sei – und nannte Themen, die ihn persönlich besonders beschäftigen: „Weite Teile der Bevölkerung in Russland haben Präsident Putin vertraut“, verurteilte der Bischof einmal mehr den Angriffskrieg auf die Ukraine. Aber auch die katholische Kirche befinde sich in einer Vertrauenskrise, zeigte sich Genn selbstkritisch: „Vor allem durch den Missbrauch gab und gibt es bittere Enttäuschungen.“ Verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, scheine oftmals unmöglich, erklärte der Bischof: „Dafür gibt es kein Rezept.“
Trotz aller Herausforderungen appellierte Genn an die Gläubigen, nicht zu resignieren: „Vieles in unserem Leben ist alles andere als paradiesisch, deshalb ist es wichtig, dass wir mit unseren Anliegen zum Gnadenbild nach Eggerode kommen können.“
Nach dem Gottesdienst in der Wallfahrtskirche, den der Eggeroder Kirchenchor mitgestaltet hatte, zogen die Gläubigen gemeinsam zur nahe gelegenen Wallfahrtskapelle, um vor dem Gnadenbild „Unserer lieben Frau vom Himmelreich“ zu beten. Am Ende wünschte der Bischof Genn allen Pilgerinnen und Pilgern, die sich in den nächsten Wochen und Monaten auf den Weg nach Eggerode machen, dass sie innerlich gestärkt wieder nach Hause gehen. Sein Dank an diesem Morgen galt den Ehren- und Hauptamtlichen für ihr Engagement und ihren Einsatz in der bevorstehenden Wallfahrtszeit.
Gudrun Niewöhner