Die Tour startete am Marler Stern, genauer im Kirchenpavillon des vor gut zwei Jahren wieder eröffneten Einkaufszentrums. Investor und Initiator Hubert Schulte-Kemper war es von Anfang ein Anliegen, an präsenter Stelle einen Kirchenraum zu installieren. „Die Kirche muss dort sein, wo die Menschen sind“, betonte Schulte-Kemper, der sich früh in der Christlichen Arbeiter-Jugend (CAJ) engagiert hat, sein Anliegen. Die Verantwortlichen der beiden katholischen Pfarreien sowie der evangelischen und der freikirchlichen Gemeinde haben in den vergangenen zwei Jahren den Raum mit Leben gefüllt. Rund 20 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die „Kirche im Stern“ regelmäßig geöffnet ist. „Sie ist ein wichtiger Baustein in der Citypastoral“, sagte Ulrich Müller, Pfarrer in der katholischen Gemeinde St. Franziskus. Und Iris Zahlmann-Groth von der evangelischen Stadtkirchengemeinde Marl fügte hinzu: „Der Pavillon hat viel bewegt. Unter anderem hat die Zusammenarbeit die Ökumene gestärkt. Wir sind näher zusammengerückt.“ Genn dankte den Beteiligten für ihr Engagement. „Wir brauchen Orte wie diesen, wo sich Menschen begegnen können und auch Zeit für ein persönliches Gespräch ist“, erklärte der Bischof.
Im Anschluss erläuterte Schulte-Kemper den beiden Gästen unter anderem das Konzept des Europäischen Friedenshaus im Stadtpark sowie des Kulturzentrums Erlöserkirche. Ebenso machte er deutlich, wie wichtig die katechetische Begleitung von jungen Menschen und ihren Familien von der Erstkommunion bis zur Firmung sei. Annika Rüter und Kirsten Schulte Kemper, die sich ehrenamtlich in der Pfarrei Heilige Edith Stein engagieren, haben einen besonderen Jahreskalender entworfen und organisieren beispielsweise verschiedenen Aktionen, um Kirche für Kinder erlebbar zu machen.
Von Marl aus machten sich Lohmann und Genn auf den Weg nach Recklinghausen. Ihr Ziel war das jugendpastorale Zentrum Areopag, das von den drei katholischen Pfarreien in der Stadt getragen wird. Pastoralreferent Matthias Grammann stellte dem Bischof die unterschiedlichen Angebote und Projekte für junge Menschen vor. „Wir verzeichnen seit den Sommerferien ein stärkeres Interesse sowohl an unserem Café als auch an unserer Bildungsarbeit. Nach Lockdown und Online-Unterricht haben die jungen Menschen das Bedürfnis, sich real und analog zu treffen“, hat Grammann beobachtet. Zurzeit fänden vermehrt beispielsweise auch Klassengemeinschaftstage als lokales Angebot im Areopag statt. Ebenso sei geplant, ein Gruppenangebot für trauernde Jugendliche zu initiieren. „Damit schließen wir die Lücke zwischen der Trauerarbeit für Kinder und für Erwachsene“, sagte Grammann. „Es ist wichtig, dass wir den jungen Menschen Angebote machen. Ich bin froh, dass wir diese Möglichkeit in Recklinghausen an einem so sichtbaren Ort in der Stadt haben“, äußerte sich Genn.
Zum Abschluss ihrer Tour trafen sich Lohmann und Genn mit Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger in Dorsten. In dem einstündigen Gespräch ging es vornehmlich um das kirchliche Leben in der Pfarrei St. Agatha. „Auffällig ist insgesamt eine wachsende Entkirchlichung der Menschen. Wir wollen und müssen sie wieder neu für unsere Botschaften begeistern“, waren sich Rüdiger und Genn einig. Auch über die möglichen Veränderungen im Dekanat Dorsten, die sich durch den Prozess zur Weiterentwicklung pastoraler Strukturen mit Blick auf die neu zu schaffenden pastoralen Räume ergeben könnten, tauschten sie sich aus.
Michaela Kiepe