Bischof Genn stellt Dokument - Gemeinsam Kirche sein - der Deutschen Bischofskonferenz vor

"Kirche ist nicht eine Hauptamtlichenkirche, sondern eine, die Charismen, Kompetenzen und Verantwortlichen aller Getauften ernst nehmen will."

Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 23. September in Fulda betont. Auf der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz stellten Bischof Genn und der Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, das neue Dokument "Gemeinsam Kirche sein – Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral" vor. "Gemeinsam Kirche sein" will nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz "den Weg begleiten, auf dem sich die Menschen in den Bistümern befinden: den Weg von der Volkskirche zu einer Kirche des Volkes Gottes." Während des mehrjährigen bundesweiten Gesprächsprozesses entstand das Dokument und versteht sich als ein Ergebnis dieses Prozesses.

Bischof Genn würdigte in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste, vor Journalisten das neue Dokument als wichtigen Impuls für die weitere Arbeit der Kirche: "Die Veränderungen in der Kirche in Deutschland sind mit dem Wort ‚Gemeinsam Kirche sein‘ keineswegs beendet. Vielleicht ist es auch nur eine Art Zwischenbericht auf einem längeren Weg, den wir formuliert haben. Die hier formulierten Gedanken verstehen sich als Impulse. Es sind keine Gesetzestexte.

Eher werfen sie Fragen auf, als dass sie sie beantworten – vor allem, wie dem Zeugnis der Kirche vor Ort, den Menschen nahe, Gesicht zu geben sei. Wir vertrauen darauf, dass dort, wo Menschen sich von der Freude des Evangeliums ergreifen lassen, die Kirche wächst und der Glaube Zukunft hat", sagte Bischof Genn.

Er ging auf den vielfach geäußerten Wunsch nach mehr Partizipation in der Kirche ein und sagte: "Menschen wollen heute partizipieren. So wie sie im gesellschaftlichen und politischen Raum an Entscheidungen und Prozessen beteiligt sind, so erwarten sie dies heute auch für den Lebensraum der Kirche. Und als Bischöfe bejahen wir diesen Wunsch nach Partizipation bzw. Beteiligung, wir sehen darin aber nicht ein Zugeständnis an den Zeitgeist, sondern Ausdruck der Berufung aller zur Heiligkeit." Das Gemeinsame aller Getauften stehe, so betonte Bischof Genn, vor den Unterschieden und Gliederungen in Ämter, Dienste und Berufe. Das Kirchesein der Getauften und Gefirmten könne auch durch das Weihesakrament nicht mehr gesteigert werden: "Damit sind die Laien nicht mehr die verlängerten Arme des Klerus, die Zuarbeiter oder Mitarbeiter des Klerus. Es ist geradezu von einer Umkehr der Verhältnisse die Rede: Einige wenige im Gottesvolk, nämlich alle Hauptamtlichen in der Kirche, sind dazu da, den Getauften und ihren Charismen zu dienen." Bischof Genn warb dafür, dass Priester realisieren müssten, dass die Laien nicht ihre Zuarbeiter seien; zugleich müssten die Gläubigen "ihre Erwartungshaltung an eine Versorgung durch das Amt und die Hauptberuflichen ändern: von der Versorgungslogik in die Partizipationslogik umsteigen." Ehrenamtliche, so unterstrich der Bischof weiter, wollten immer weniger für vorgegebene Aufgaben angeworben und eingesetzt werden. "Sie wollen sich mit ihren persönlichen Fähigkeiten und gemäß ihren – auch zeitlich begrenzten – Möglichkeiten einbringen", sagte Bischof Genn.

Bischof Bode, der Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, erläuterte den Entstehungsprozess des Dokuments. Insbesondere gehe es darum, die Konzilsdokumente "Gaudium et spes" und "Lumen gentium" mit den gegenwärtigen theologischen und pastoralen Fragen neu zu lesen. Dabei sei es notwendig gewesen, sich auch mit den in den vergangenen Jahren sichtbar gewordenen pastoralen Umbrüchen, ihren gesellschaftlichen und kirchlichen Hintergründen sowie mit den Konsequenzen für Priester und Laien, Hauptberufliche und Ehrenamtliche zu befassen. "Es ging uns also darum, die theologisch-geistliche Sicht von Kirche, die das Konzil uns vorgelegt hat, für die Pastoral der Kirche von heute und ihre Träger und Akteure fruchtbar zu machen", sagte Bischof Bode. Die Beratungen des Dokumentes seien auch für die Bischöfe ein wichtiger Lernprozess gewesen: "Es war beeindruckend zu erleben, wie im Prozess unserer Beratungen vertraute Aussagen des Konzils neu in die Mitte rückten und zum Leuchten kamen. Indem das Konzil das Gemeinsame vor die Unterschiede stellt, wird auch deutlich: Das gemeinsame Priestertum aller Getauften und das Priestertum des Dienstes sind als zwei Ausgestaltungen des einen Priestertums Jesu Christi wechselseitig aufeinander verwiesen. Es geht also nicht nur um ein Miteinander, sondern theologisch und sprachlich korrekter um das Zueinander von Klerus und Laien, von Charismen und Diensten in der Kirche."

Information:
Das Dokument "Gemeinsam Kirche sein" kann im Internet auf www.dbk.de in der Rubrik "Veröffentlichungen" heruntergeladen werden. Dort kann das Wort der deutschen Bischöfe auch als Broschüre (Die deutschen Bischöfe, Nr. 100, Bonn 2015) bestellt werden.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de