„Wir brauchen eine Kultur der Lebensbejahung“

, Bistum Münster

Heute, am 6. Juli, hat der Deutsche Bundestag über zwei Gesetzentwürfe zur Neuregelung der Suizidassistenz und einen Antrag zur Stärkung der Suizidprävention abgestimmt. Hierzu erklärt der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn:

Bischof Dr. Felix Genn

Bischof Dr. Felix Genn

© Bistum Münster

Ich stimme dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zu, dass wir unbedingt ein gesetzliches Schutzkonzept brauchen, damit der assistierte Suizid in Deutschland nicht zur gesellschaftlichen Normalität am Lebensende wird. Ein solches Konzept muss getragen sein von einem dem Leben zugewandten gesellschaftlichen Gesamtklima und einer Kultur gegenseitiger Fürsorge und Zuwendung. Zugleich muss es die Freiverantwortlichkeit des Suizidwunsches so weit wie möglich gewährleisten. Das Thema ist so zentral für unser Zusammenleben, dass wir hier unbedingt eine Regelung brauchen.

Ich begrüße es sehr, dass eine breite Mehrheit des Bundestages dem Antrag zur Suizidprävention zugestimmt hat. Ich wiederhole hier das, was ich schon am vergangenen Sonntag bei der Großen Prozession gesagt habe: Wir brauchen eine stärkere, auch finanzielle Förderung der Hospizarbeit und der Palliativmedizin. Denn so können wir sicherstellen, dass Menschen in existentiellen Notlagen erreicht werden und eine kompetente und menschlich zugewandte Begleitung erfahren. Hospizarbeit und Palliativversorgung fördern die Lebensqualität und ein Sterben in Würde. Ich danke allen Menschen, die sich hier mit großartigem Einsatz engagieren. Sie tragen zu einer Kultur der Lebensbejahung und gegenseitigen Fürsorge bei, damit kein Mensch den Suizid wählt, weil er ihn als die scheinbar einfache oder beste Lösung ansieht oder weil ihm nicht die notwendige Hilfe zuteil wurde. Das wäre für die Kirche nicht tragbar und kann auch gesellschaftlich nicht gewollt sein.“