Bruder Michael aus Kevelaer arbeitet als Missionar für Kinder in Ghana 2014

Seine Schützlinge nennen ihn "Obolo", auf deutsch "starker, dicker Mann".

Mit diesem Spitznamen ist Bruder Michael Schmitz, für die Salesianer Don Boscos als Missionar im westafrikanischen Ghana, zufrieden. "Er passt doch ganz gut", meint er augenzwinkernd. Alle zwei Jahre reist er zum Heimaturlaub in seinen Geburtsort Kevelaer. Von dort aus hat er diesmal unter anderem den Begegnungstag besucht, zu dem das Bistum Münster die aus dem Bistumsgebiet stammenden Missionare jährlich einlädt.
Zu dieser Gruppe gehört Bruder Michael seit fast 23 Jahren, denn so lange ist er in Ghana. Zunächst hat er in einer ländlich geprägten Region ein technisches Ausbildungszentrum mit aufgebaut. Dort können junge Menschen handwerkliche Ausbildungen absolvieren. "Das war echte Pionierarbeit", sagt der 56-Jährige.

Nach rund anderthalb Jahrzehnten "Pionierarbeit" schickten die Salesianer ihn in die Hafenstadt Tema, rund 30 Kilometer von Ghanas Hauptstadt Accra. Dort wohnt er mit acht Salesianern, die verschiedenen Aufgaben nachgehen. Seine ist die Leitung eines Zentrums, das in den letzten sechs Jahren etwa 250 Kinder "aufgepäppelt und in den Grundfächern und im Sozialverhalten fit gemacht hat für eine öffentliche Schule". Die Schulgebühren übernähmen die Salesianer ebenfalls und hätten so rund 60 Jugendlichen den Schulabschluss ermöglicht.

Das ist für Bruder Michael eine gute Zahl angesichts der Rahmenbedingungen. "Das Zentrum liegt in einem Slum mit 20.000 Einwohnern", beschreibt er, "die Kinder haben zwar eine Bleibe, aber intakte Familien sind die Ausnahme." Viele Kinder lebten bei den Großeltern oder sonstigen Verwandten, einige Mütter gingen nachts "einer traurigen Arbeit nach". "Die Kinder erfahren zu Hause keine Werte", erklärt er. So seien ungeplante Schwangerschaften ein Grund, dass überwiegend Mädchen Schule und Zentrum vorzeitig verließen.
Kinder hätten in Ghana einfach keine Lobby. Als die Einheimischen gesehen hätten, wie der deutsche Missionar mit Kindern gespielt habe, sei das für sie "ein Kulturschock" gewesen. Vor diesem Hintergrund sei seine Tätigkeit "pure Sozialarbeit. Die pastorale Arbeit, die Verkündigung des Glaubens, ist leider viel zu wenig möglich", bedauert Bruder Michael.

Dabei ist ihm der Glaube sehr wichtig. Mit 24 Jahren ging er zu den Salesianern Don Boscos. "Schon damals habe ich gesagt, dass ich in die Mission möchte", erinnert er sich. Anfang der Neunziger bot ihm der Orden dann den Aufbau des Ausbildungszentrums und die Mitarbeit in der Pfarrei an. "In einem neuen Projekt anzufangen, ist ein Geschenk Gottes", sagt Bruder Michael dankbar. Ihn als gelernten Gärtner treibe es an, "Don Boscos Ideen in einer internationalen Gemeinschaft umzusetzen, damit sie sich wie ein verzweigender Baum verbreiten."

Ohnehin sei die Gemeinschaft "die Mitte allen Tuns. Zwar bin ich in meinem Projekt Einzelkämpfer, aber ich lebe in unserer Gemeinschaft", erklärt er. Der regelmäßige Austausch und das gemeinsame Gebet spendeten ihm Kraft. Er wisse, "dass alle Brüder wie ich mit Gott verbunden sind und in Don Boscos Sinn ihren Auftrag zu erfüllen versuchen."

So eingebettet ist Heimweh für Bruder Michael ein Fremdwort geblieben, trotz der Beziehungen nach Kevelaer und ins Bistum, dem er für die finanzielle Unterstützung seines Projekts dankbar ist: "Deutschland ist meine Heimat, aber in der Gemeinschaft und in Tema bin ich beheimatet, weil dort Hunderte von Kindern auf mich warten." Auch im Heimaturlaub denkt der Missionar an "seine" 6.000 Kilometer entfernten Kinder, denen man so schwer ein Lächeln entlocken könne. "Sie lächeln eigentlich nur, wenn sie bei uns sind", weiß er und erinnert sich an einen Ausflug: "Am Zielort blühten Blumen, und da hat sich jedes Kind eine mit nach Hause genommen, um dort wenigstens einmal was Schönes um sich zu haben."

Die Kinder hatte er in Kevelaer sogar beim WM-Fußballspiel Deutschland gegen Ghana vor Augen. Schließlich spiele er auch mit ihnen Fußball, "dadurch leitet man sie spielerisch zu gutem Verhalten an, außerdem müssen sie in der Zeit nicht zu Hause arbeiten." Längst spricht Bruder Michael auch von sich als Ghanaer. "Uns", sagt er etwa, "ist die deutsche Mentalität sehr fremd." Das gelte zum Beispiel für die allgegenwärtige Eile. "Ich muss lachen über deutsche Supermarktkassen mit Scannern, über die die Waren so schnell gezogen werden, dass man sie kaum wegpacken kann", erzählt er lächelnd.

Nicht zuletzt wegen solcher Erkenntnisse liebt Bruder Michael sein Leben. "Durch Missionsarbeit, die ja oft in Krisengebieten stattfindet, versteht man die Welt besser und ist nicht begrenzt vom eigenen Gartenzaun", findet er. Diese Grenzenlosigkeit möchte er sich erhalten und nach Möglichkeit auch im Alter in Ghana bleiben. Denn er weiß, "dass unsere Gemeinschaft auch Alte und Gebrechliche trägt." So getragen, will er seinerseits noch lange die Kinder und Jugendlichen tragen – und ihnen noch möglichst oft ein Lächeln entlocken.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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