Buch KZ-Kaplan Bernhard Poether
"Kaplan Bernhard Poether (1906–1942): KZ-Priester des Bistums Münster" – Dieses neu erschienene Taschenbuch ist am Mittwoch, 20. August 2014, im Beisein von Bischof Dr. Felix Genn in Münster vorgestellt worden.
Genn würdigte den Geistlichen, der im KZ Dachau im so genannten ‚Priesterblock‘ an den Folgen von Folter und Unterernährung verstorben war, als glaubwürdigen Zeugen: "Hier ist ein Priester, der in schwerer Zeit seiner Berufung folgte und sein Leben ganz für Christus einsetzte, bis zur Lebenshingabe".
Genn erzählte den versammelten Journalisten von einem früheren Pfarrer seines Heimatdorfes: Dieser Priester sei ebenfalls von den Nazis verhaftet worden, ebenfalls nach Dachau gekommen, dort Poether begegnet und auch dort zu Tode gekommen, schilderte der Bischof: "Es ist gut, wenn das Andenken an diese Menschen erhalten wird". Genn bedankte sich ausdrücklich bei allen, die mit ihrem Engagement einen Beitrag zum Gedenken an Kaplan Poether leisten.
"Dieses Buch zeigt uns den Lebens- und Leidensweg von Kaplan Bernhard Poether, einem Opfer unter Millionen, einem Märtyrer des 20. Jahrhunderts" - erklärte der Herausgeber, Pfr. em. Ewald Spieker vom ‚Arbeitskreis Bernhard Poether‘ in Münster-Hiltrup zu dem Sammelband, der Grußwort und Beiträge von fünf Autoren enthält: "Wir veröffentlichen dieses Buch, weil das Glaubenszeugnis und das Schicksal dieses Menschen uns berühren", schilderte Spieker, "Wir möchten an sein Leben und Sterben erinnern".
Ein ausführliches Lebensbild, das alle Stationen aus Poethers Leben nachzeichnet und tiefe Einblicke in sein Denken und Fühlen gibt, steuerte der frühere Leiter des Bistumsarchivs des Bistums Münster, Dr. Herbert Sowade bei. Der Philosoph, Theologe und Kirchenhistoriker stellte bei der Buchvorstellung auch heraus, Poether sei von den Nazis wegen "vieler Kleinigkeiten" verhaftet worden. Im sei vorgeworfen worden, den Hitlergruß in der Schule nicht angemessen beantwortet zu haben; Poether habe das Auftreten von Staatspolizisten in seiner Kirche fotografiert, um diese lächerlich zu machen; er habe im Schulunterricht eine Zeitschrift der Hitlerjugend eingezogen; im Übrigen sei Poethers Einsatz für die Bekenntnisschulen und sein Engagement für die polnischstämmigen Bergarbeiter den Nazis ohnehin zuwider gewesen.
Für Poether waren in seiner Jugend prägend der ‚Bund Quickborn‘, die ‚Burg Rothenfels‘ und die ‚Liturgische Bewegung‘: Aufschlüsse über hiervon ausgehende Impulse enthält ein Aufsatz von Oberstudiendirektor i.R. Dr. Meinulf Barbers, der langjährig Bundessprecher des Quickborn und Vorsitzender der Freunde von Burg Rothenfels war.
Poethers priesterliches Engagement und Wirken galt auch den aus Polen stammenden Katholiken im Ruhrgebiet. Diesem Thema widmet sich der Redakteur und Lehrbeauftragte an der Universität Münster, Gisbert Strootdrees, unter der Überschrift: "Polen im Westen: Die Minderheit der Ruhrpolen zwischen Selbstorganisation, Duldung und Gewalt".
"Es ist fast unbegreiflich, wie Kaplan Bernhard Poether und mit ihm unzählige Menschen unter schwierigen Bedingungen in der damaligen Zeit und unter lebensbedrohlichen Umständen den Weg ihrer inneren Überzeugung gegangen sind und an ihrem Glauben festgehalten haben", hob Pfr. Spieker hervor, der das Vorwort und einen Text über den Kelch Poethers geschrieben hat.
Das Buch ist im Handel erhältlich: Ewald Spieker (Hrsg.): Kaplan Bernhard Poether (1906–1942). KZ-Priester des Bistums Münster. Münster 2014, Dialogverlag. ISBN: 978-3941462-96-0. Preis: 9.80 €. Auch online ist das Buchbestellbar.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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