Mit dem Sonderprogramm werden insgesamt 92 Vorhaben von Einrichtungen des Bundes, der Länder und Kommunen sowie von kirchlichen und privaten Trägern gefördert. Ausgewählt wurden die Maßnahmen auf der Grundlage von Empfehlungen des Fachbeirats der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts. Für Ministerin Grütters stellt die Förderung eine Investition in die Zukunft dar: „Viele historische Handschriften, Bücher und Urkunden in unseren Archiven und Bibliotheken sind durch Säurefraß, Feuchtigkeit und Schimmel in ihrer Substanz akut gefährdet. Es liegt in unserer Verantwortung, dieses Erbe vor dem schleichenden Verfall zu bewahren und für künftige Generationen zu erhalten.“
Die bewilligten rund 23.600 Euro fließen in den Erhalt des Gründungsbestandes der Diözesanbibliothek Münster. Den Kern bildet die nahezu geschlossen überlieferte Bibliothek des Fraterhauses Münster (1401 – 1722). „Sie spiegelt die europäische Bedeutung der Devotio moderna als religiöser Reformbewegung im ausgehenden Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“, erklärt Krumeich. Weil die Gründung unmittelbar vom niederländischen Deventer aus erfolgte, lasse der Buchbestand den kulturellen Austausch in der europäischen Grenzregion erkennen. Die ältesten Exemplare sind ein Evangeliar von 1425 und ein Laienspiegel von 1444. Der theologische Traktat über Sünde und Vergebung wurde ursprünglich um 1415 auf Mittelniederländisch verfasst und in Münster ins lokale Mittelniederdeutsch übertragen. Die Vorlage ist verloren, so dass die Abschrift in der Diözesanbibliothek als Unikat den bedeutendsten Textzeugen für die Überlieferung darstellt.
Bereits 2015 wurde eine Schadenserhebung des Gründungsbestands durchgeführt. Das Ergebnis: Für 1.032 Bände sowie 65 Handschriften ist aus konservatorischen Gründen wegen gravierender Beschädigungen wie teilweise gelöster Rücken oder einer brüchigen Materialoberfläche eine Schutzverpackung erforderlich. Damit sollen Originale in ihrem Bestand gesichert und präventiv vor Beschädigungen und äußeren Einflüssen wie einem veränderten Raumklima geschützt werden.
Ann-Christin Ladermann