Chrisammesse 2015
Zu einer "Neubelebung unseres Glaubensgedächtnisses" und zu einer "frischen, lebendigen Begegnung mit Jesus" hat am 30. März Bischof Dr. Felix Genn bei der jährlichen Chrisammesse im St.-Paulus-Dom Münster eingeladen.
Genn zelebrierte den Gottesdienst vor mehreren hundert Geistlichen. Dabei weihte er wie immer zu Beginn der Karwoche die liturgischen Öle.
Bei den liturgischen Ölen handelt es sich um das Katechumenen-Öl, mit dem Erwachsene gesalbt und so als Taufbewerber zugelassen werden, das Öl für die Krankensalbung und das Chrisam, das bei Taufen, Firmungen, Priester- und Bischofsweihen verwendet wird. Zwölf Dechanten aus verschiedenen Regionen des Bischofs Münster brachten die Öle in großen Gefäßen zum Bischof, der sie segnete. Im Anschluss an die Heilige Messe nahmen die Priester und Kapläne die gesegneten Öle mit in ihre Pfarreien.
In seiner Predigt ging der Bischof auf Jesus als den schon im Alten Testament verheißenen Retter ein, "der die Verzweiflung durch Jubel ablösen wird. Von daher können alle von Freude erfüllt sein, die Jesus begegnen." In den Zeichen der Sakramente, für die die Heiligen Öle stünden, komme das von Jesus geschenkte Heil zum Ausdruck. Dennoch hinterfragte der Bischof, ob die uneingeschränkte Freude an der Begegnung mit Jesus tatsächlich so einfach sei.
Für die Antwort auf diese Überlegung bezog sich Genn auf ein Wort von Papst Franziskus. Dieser hatte erläutert, dass es eine geistliche Krankheit gebe, "einen fortschreitenden Verfall der spirituellen Fähigkeiten". Man sehe ihn bei Menschen, "die die Erinnerung an ihre Begegnung mit dem Herrn verloren haben." Gerade die Heiligen Öle seien aber Zeichen, "dass der Herr nichts anderes will als uns lieben, dass uns Seine Liebe getroffen hat, dass wir ihr begegnen durften und dass wir sie weiterschenken können", erklärte der Bischof.
Jesu Liebe zu den Menschen präge die Kirche, ebenso "die Freude darüber, dass uns das Beste passiert ist, was uns im Leben passieren konnte: Jesus kennen gelernt zu haben, Ihn unter uns zu wissen, mit Seinem Geist begabt, gesalbt und erfüllt zu sein und Seine Sendung nun unsererseits leben zu dürfen, nämlich Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, dass nicht die eigene Anstrengung uns rettet, sondern dass Christus unser Kreuz mitträgt, dass Er es bereits überwunden hat." Auf diese Nähe Jesu zu vertrauen, sie zuzulassen, sich von Jesus lieben und erlösen zu lassen, sei immer wieder der erste Schritt im Glauben.
In diesem Sinne solle auch die Zufriedenheitsstudie, deren Ergebnisse das Bistum Münster Anfang März vorgestellt hatte, nicht zu blindem Aktionismus verführen, "sondern sie kann uns vielmehr darin stärken, noch wachsamer, nüchtern und einfach Zeugnis vom Grund unserer Hoffnung zu geben", führte Genn aus. Mit Blick auf den Ausspruch "Allein Gott genügt" von Teresa von Ávila stellte er fest, dieser sei eine Ermutigung, "zu vertrauen, auch für den Weg der Kirche in unserer Zeit."
"Ich bin sicher, dass jeder und jede von uns schon einmal eine Begegnung mit Jesus hatte", sagte der Bischof, "diese Heilige Woche mag uns an diese Begegnung mit Jesus erinnern, und mag es auch nur ein Schimmer von Erinnerung sein: Wir können diese Erinnerung pflegen." In wem die Karwoche und die Ostertage die Freude des Evangeliums wieder wecke, der "kann gar nicht anders, als dies auch anderen Menschen zu zeigen, er wird diese Erfahrung einfach ausstrahlen: dass Vertrauen, dass Gott treu ist und Er in Christus in großer Geduld die Schritte unseres Lebens mitgeht." Ein auf diese Weise neu belebtes Glaubensgedächtnis wünschte der Bischof seinen Mitbrüdern und allen Gottesdienstbesuchern für die Ostertage.
Zu Beginn der Heiligen Messe war Genn auf die Opfer des Absturzes von Germanwings-Flug 9525 in der Vorwoche. In diesem Jahr erhalte der Gedanke der Bistumsgemeinschaft, der bei der Weihe der liturgischen Öle immer besonders deutlich werde, einen "sehr traurigen Akzent", denn unter den Opfern seien auch Menschen aus den Gemeinden des Bistums gewesen, unter anderem die 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen aus Haltern am See. Der Bischof bat die Anwesenden um ihr Gebet für alle Todesopfer und deren Angehörige. Zugleich dankte der Helfern und Notfallseelsorgern für ihren aufopferungsvollen Einsatz.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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