„Christ zu sein, kann man lernen“

, Kreisdekanat Recklinghausen

Mit der Kreuztracht ist am 16. September die Glaubenswoche unter dem Leitwort „Von Menschen lernen, Christ zu sein“ in Haltern am See zu Ende gegangen. Veranstaltungen, Begegnungen und Impulse standen in den vergangenen Tagen im Mittelpunkt des Gemeindelebens in der Pfarrei St. Sixtus. Den abschließenden Festgottesdienst zum Fest Kreuzerhöhung feierte Bischof Dr. Felix Genn im Beisein mehrerer Priester, darunter die beiden Pfarrer Michael Ostholthoff und André Pollmann. Anschließend folgte er gemeinsam mit den Gläubigen dem Gabelkreuz, das nach einer Pause im vergangenen Jahr bei einer Prozession durch die Stadt getragen wurde.

Das Gabelkreuz wird bei der Kreuztracht durch die Straßen getragen.

Bischof Genn nahm an der Prozession durch die Halterner Innenstadt teil, bei der das rund 700 Jahre alte Gabelkreuz mitgeführt wurde.

© Bistum Münster

In seiner Predigt richtete der Bischof das Wort zunächst an die Kinder und Jugendlichen und verdeutlichte ihnen das Motto der Woche. „Christ zu sein, kann man lernen. Schritt für Schritt“. Vorbilder könnten Menschen sein, die nicht nur „fromme Worte“ sagen, sondern auch tatkräftig zupacken. Orientierung könnten aber auch Jesus Christus selbst und das Kreuz geben. „Immer, wenn ihr zur Kirche kommt und dieses wunderbare Kreuz seht, ohne das ich mir Haltern gar nicht vorstellen kann, könnt ihr lernen, was es heißt, Christ zu sein. Nämlich treu im Leben dazu zu stehen, was ich tun soll.“

Der Lernprozess dauere ein Leben lang, nahm Genn auch die Erwachsenen in den Blick. Dabei seien die Gläubigen vor allem in Extremsituationen gefordert. „Wenn ich hier nach Haltern komme, erinnere ich mich auch an die furchtbaren Stunden, die Sie vor drei Jahren erlebt haben“, erinnerte der Bischof an die Flugzeugkatstrophe in den französischen Alpen, unter denen auch 18 Opfer aus der Schulgemeinde des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern waren. Auch in dieser schrecklichen Situation hätten die Menschen lernen müssen „zu glauben, nicht zu verzweifeln, auf das Kreuz zu blicken und von ihm Kraft zu schöpfen“. 

Der Bischof stellte den spanischen Ordensgeistlichen Pedro Arrupe und die vom Juden- zum Christentum konvertierte Edith Stein in den Mittelpunkt. Von Arrupe, der nach dem Atombombenabwurf in Hiroshima selbstlos Menschen geholfen habe, sei folgendes Wort überliefert: „Vielleicht war uns der Herr noch nie so nahe, weil wir noch nie so unsicher waren.“ Diese Unsicherheit spürten wohl auch viele Menschen, wenn sie aktuell über den Missbrauch in der Kirche lesen würden. Die leidvolle Situation der Kirche lasse zurzeit viele Fragen und Zweifel offen. Das Wort von Pedro Arrupe aber mache ihm Mut, betonte der Bischof.

Für Edith Stein, die dem Karmeliterorden beigetreten war und im Konzentrationslager in Auschwitz ermordet wurde, sei die Karmelitergründerin Teresa von Avila ein Vorbild gewesen. Als Edith Stein abtransportiert worden sei, habe sie gesagt: „Wir gehen für unser Volk“, zitierte Genn die Heilige. „Im Du des liebenden und gekreuzigten Gottes die tiefste Unsicherheit des Todes und des Kreuzes zu erahnen, vielleicht sogar zu glauben – davon kann man lernen, Christ zu sein.“

Bei der anschließenden Prozession durch die Halterner Innenstadt führten die Gläubigen das rund 700 Jahre alte Gabelkreuz mit. 

Silvia Wiethoff