„Wir glauben, dass Auferstehen ganz viel mit Aufstehen zu tun hat“, erklärt Hußmann. Letzteres spiele in der Gesellschaft derzeit eine wichtige Rolle: „Es gibt ein gesamtgesellschaftliches Gefühl von Aufstehen für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit, für Demokratie, aber auch für Klimagerechtigkeit und all die Themen, die uns momentan beschäftigten“, fügt Bartnick an, auch mit Blick auf die Proteste der vergangenen Wochen, bei denen Menschen in ganz Deutschland auf die Straße gegangen sind.
Konkret erstrahlt die Christusfigur in der Nikolauskirche in den kommenden Wochen buchstäblich in einem neuen Licht. Mehr noch: Über der Skulptur werden biblische Erzählungen an die Wand projiziert, mit denen der Auferstandene interagiert, beispielsweise Symbole hochhält. „Von Jesus wird erzählt, dass er immer dann aufgestanden ist, wenn das Menschliche aus dem Blick geriet“, sagen die beiden Seelsorger. Sie haben unter anderem die Begegnung von Jesus und der Ehebrecherin ausgewählt, bei der Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer auffordert: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Niemand wirft einen Stein – auch Jesus nicht. „An dieser Stelle, an der Jesus die Frau nicht verurteilt, wird die Mitmenschlichkeit deutlich, die wir auch heute so dringend in unserer Gesellschaft brauchen“, betont Bartnick.
Er und Hußmann ermutigen die Besucher der Installation, sich der Frage zu stellen: „Wofür stehst Du auf?“ Ein Video, dass das Bistum Münster und die Caritas kürzlich auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht hat, wird die Aktion in der Nikolauskirche begleiten. In dem Video stehen eine Ordensfrau, eine Ärztin, eine Pflegefachkraft, ein Landwirt, die Sternsinger und weitere Personen auf gegen Rechtsextremismus und für demokratische Werte und sozialen Zusammenhalt. „Das Video soll in Kombination mit der Installation unserer Christusfigur zum Nachdenken anregen“, erklärt Hußmann. Antworten auf die Frage „Wofür stehst Du auf?“ können die Besucher auf Leinwänden festhalten.
„Von der Botschaft der Auferstehung, auf die wir uns in der Fastenzeit vorbereiten und die wir an Osten feiern, geht eine Kraft aus, die unser Leben und unsre Gesellschaft verändern kann, weil sie das Menschliche in den Blick nimmt“, sind Hußmann und Bartnick überzeugt.
Ann-Christin Ladermann