Rupert König, Leiter des Kirchenfoyers, ist von der Resonanz während des Katholikentages überwältigt: „Es war immer etwas los, die Besucher hatten regelrecht den Wunsch, ihre Sehnsucht nach Frieden aufzuschreiben.“ Nicht nur Deutsche haben das Angebot angenommen, auf der Wand sind auch englische und spanische Sätze zu lesen, selbst arabische Schriftzeichen sind zu sehen. Und hohen Besuch gab es auch, erzählt König nicht ohne Stolz: „Der Erzbischof von Mexiko City, Carlos Kardinal Aguiar Retes, hat vorbei geschaut.“
Zur Kunstaktion inspiriert wurden die Besucher von einer weiteren Aktion, die das Kirchenfoyer anlässlich des kirchlichen Großereignisses ins Leben gerufen hatte. Der Holzschnitzer Ernst Franz aus Unterammergau, der vor zwei Jahren bereits eine Kopie des Telgter Gnadenbildes geschnitzt hat, war aus dem Süden angereist, um erneut fünf Tage lang live vor dem Foyer zu arbeiten. Dieses Mal die Figur eines leidenden Menschen, der ausgeliefert und entblößt dasteht. Verdeutlicht werden soll die Situation kurz vor der Kreuzigung Jesu.
„Jesu Leiden in dieser Figur ist Ausdruck des Leidens so vieler Menschen“, erklärt König die Idee dahinter. Die Kopfbedeckung aus modernem Stacheldraht, die die Figur trägt, solle ebenfalls auf die heutige Folter hinweisen. Der Blick der Christusfigur sei bewusst auf das nebenstehende geschnitzte Telgter Marienbild gerichtet: „Der Gedanke der Hoffnung auf Gott entsteht erst im Dialog der beiden Plastiken“, sagt König.
Zwischen 5000 und 6000 Besucher seien während des Katholikentages ins Kirchenfoyer gekommen, schätzt König. „Das war Citypastoral, wie wir uns sie immer wünschen“, freut er sich über den Andrang und das Interesse. Noch bis Ende Mai werden die geschnitzten Figuren im Kirchenfoyer stehen.
Ann-Christin Ladermann