Dankbarkeit für 40 Jahre Partnerschaft

, Bistum Münster

„Ich bin sehr dankbar für die reichen Erfahrungen und vielen Begegnungen, die so viele Menschen im Bistum Münster und darüber hinaus als großes Geschenk erlebt haben und auch heute erleben.“ Das hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 18. Februar in Tamale in Ghana betont. Dort finden zurzeit die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen dem Bistum Münster und den nordghanaischen Diözesen Tamale, Damongo, Wa, Navrongo-Bolgatanga und Yendi statt. Bischof Genn hat in der vergangenen Woche diese Partnerschafts-Diözesen besucht – und dabei angekündigt, dass das Bistum Münster die Partnerschaftsarbeit in den fünf Partnerbistümern mit weiteren 50.000 Euro unterstützen wird.

Bischof Dr. Felix Genn in Tamale

Bischof Felix Genn betonte in seinem Vortrag, dass die Partner voneinander lernen können.

© Bistum Münster

In seinem Vortrag erinnerte er daran, dass die Partnerschaft ursprünglich eine Initiative von engagierten Laien im Bistum Münster gewesen sei. Daraus seien in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 35 Partnerschaften entstanden. „Viele Gemeinden schauen dankbar auf jahrzehntelange, vertrauensvolle Beziehungen zurück, die durch gegenseitige Besuche, Austausche und Freundschaften immer mehr gewachsen sind“, sagte der Bischof. Partnerschaften entstünden im behutsamen Aufeinander-Zugehen und im aufmerksamen Einander-Zuhören. Das gegenseitige Kennenlernen und der wechselseitige Respekt führten zu aufrichtigen Begegnungen und einem authentischen Dialog. „Dies ist auch eine der Grundhaltungen unserer Partnerschaft in der Weltkirche, in der wir immer neu versuchen, Lerngemeinschaft zu werden“, sagte Bischof Genn. Wichtig sei, sich immer wieder in die Sichtweisen und Perspektiven der Partnerinnen und Partner hineinzufühlen, um Hintergründe tiefer zu verstehen. Bischof Genn: „Partnerschaft bleibt auch nach der Erfahrung von 40 Jahren Beziehung zwischen der Kirchenprovinz Tamale und dem Bistum Münster eine permanente Herausforderung und unterliegt einer dauernden Neuorientierung.“

Die Partner, so führte Bischof Genn weiter aus, könnten voneinander lernen und miteinander erleben, wie weit und vielfältig die Kirche ist. „In solchen Partnerschaften werden Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der anderen geteilt. Weltkirchliche Partnerschaften bereichern beide Partner in vielfacher Hinsicht, sie beleben die Gemeinden und Diözesen, sie helfen, lebendige Kirche zu sein“, sagte er. Voraussetzungen seien eine hohe Kompetenz und ein hohes Maß an ehrenamtlichem Engagement. Notwendig sei zudem der ständige Austausch: „Austausch erfordert die Bereitschaft zum Kennenlernen und zur Anerkennung der jeweils anderen Kultur und Lebensart. Wichtig ist dabei die Fähigkeit, aufeinander zu hören und sich selbst als lernbedürftig zu erkennen.“

Partnerschaften gingen von einer gemeinsamen Haltung aus, „nämlich im Miteinander auf Augenhöhe auf dem Weg zu sein und eine aktive Partizipation aller zu wünschen und zu ermöglichen, die getauft und gefirmt sind.“ Zugleich führten Partnerschaften sowie die unmittelbare Begegnung mit Menschen aus ärmeren Ländern und die Sorge für eine gerechtere Welt bei Menschen aus reicheren Ländern oft zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensgewohnheiten. Es würden dann Fragen nach dem eigentlich Notwendigen, nach einer gerechten Verteilung der Güter oder nach dem Lebensstil in Deutschland gestellt. „Sie können helfen, den Anspruch des christlichen Lebensstils Schritt für Schritt und konsequent in den Alltag zu übersetzen“, sagte Bischof Genn. Solche Lernprozesse könnten auch zu Veränderungen in Pfarreien und Diözesen führen. „So kann eine Partnerschaft zu einer echten Solidar-, Lern- und Gebetsgemeinschaft werden“, unterstrich der Bischof.

Entscheidend dafür sei die geistliche Grundhaltung der Partnerschaftsarbeit. Bischof Genn: „Sie ist wie der Baobab-Baum, den ich auf meiner Rundreise an vielen Orten gesehen haben. Er hat einen kräftigen, festen Stamm, aber viele verzweigte Äste. Er ist ein Symbol der Kirche als Gottes Familie, mit der Vielfalt an Charismen und Talenten, jedoch mit unserer tiefen Einheit als Schwestern und Brüder im Glauben und unserer Verwurzelung in Christus.“

Der Bischof von Damongo Peter Paul Angkyier sagte in seiner Rede, dass das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft ein bedeutsamer Moment für die gemeinsame Vision sei, die Frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen: „Zusammen sind wir Kirche!“, betonte der Bischof und warb für eine synodale Kirche des Zuhörens, der Teilhabe und der Zusammenarbeit aller Christinnen und Christen. Insbesondere junge Menschen müssten in der Kirche eine wichtigere Rolle spielen. Wie Bischof Genn unterstrich auch er die Bedeutung der Laien für das Entstehen und Fortbestehen der Partnerschaft. Als gute Beispiele der Partnerschaftsarbeit nannte er unter anderem die schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Gesundheitsfürsorge, die Seelsorge und die karitative Unterstützung benachteiligter Menschen. „40 Jahre Partnerschaft sind für uns die Motivation, diese Partnerschaft weiter auszubauen“, erklärte er. Bischof Peter Paul Angkyier kann sich unter anderem eine Verstärkung des Austauschs von Freiwilligen vorstellen, dabei sollten junge Menschen aus Ghana die Möglichkeit erhalten, einen solchen Dienst im Bistum Münster zu leisten. Auch der Bischof von Tamale, Phillip Naameh, hob hervor, dass im Zentrum der Partnerschaft stehe, den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus zu teilen. Auch er warb dafür, die Partnerschaft zu erweitern, etwa im Jugendbereich.

 

Information: Seit dem 12. Februar und noch bis zum 21. Februar ist Bischof Genn mit einer kleinen Delegation aus dem Bistum Münster zu Gast in Ghana. Vor Ort hat er sich mit den Bischöfen der Partnerdiözesen und den übrigen Menschen getroffen, die sich in der Partnerschaftsarbeit engagieren. Der Bischof hat pastorale und caritative Projekte sowie Einrichtungen etwa der Bildungsarbeit besucht und Gespräche über die Konzepte geführt, an denen sich die Seelsorge in den nordghanaischen Bistümern orientiert. Zum Abschluss der Reise finden zurzeit in Tamale Feiern aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums der Partnerschaft statt, an denen Bischof Genn teilnimmt.  

Dr. Stephan Kronenburg