Das Doppelkopf-Spiel muss mit

, Kreisdekanat Warendorf

An die kalte Dusche wird Hannah Tertilt sich gewöhnen. Davon ist die Abiturientin, die vor wenigen Tagen ihren 18. Geburtstag gefeiert hat, überzeugt. Beim Thema Essen ist sie sich noch nicht so sicher. „Ich mag sehr gerne deutsches und mediterranes Essen, aber Reis mit Bohnen ist auch in Ordnung“, sagt die Warendorferin mit einem Lachen. Das Gericht wird Hannah im kommenden Jahr regelmäßig auf ihrem Teller haben. Denn in wenigen Tagen tritt sie ihren Freiwilligendienst in Trägerschaft des Bistums Münster an. In Tansania wird sie unter anderem Kinder in einem Waisenhaus betreuen.

Hannah Tertilt hält einen Globus in der Hand.

Hannah Tertilt tritt in wenigen Tagen einen Freiwilligendienst für das Bistum Münster in Tansania an.

© Bistum Münster

Fremde Kulturen, neue Bräuche und Traditionen, ungewöhnliche Landschaften: Gereist ist Hannah schon immer gerne. Zwei Monate hat sie bereits im Rahmen eines Schüleraustausches in Frankreich gelebt. Nach dem Abitur ein Jahr ins Ausland zu gehen lag für die junge Frau darum nahe. Im Internet informierte sie sich über verschiedene Möglichkeiten und stieß durch Zufall auf das Angebot des Bistums. „Die Kombination aus Auslandserfahrungen und sozialem Engagement ist perfekt“, findet Hannah. 

Ihr vorübergehendes Zuhause wird Sumbawanga sein, eine knapp 100.000 Einwohner zählende Stadt im Südwesten Tansanias. Gemeinsam mit drei weiteren Freiwilligen des Bistums wird sie in einem Projekt der Caritas eingesetzt und packt in einem Waisenheim und einer Berufsschule mit an. „Ich arbeite sehr gerne mit Kindern, darum werde ich überwiegend im Waisenheim arbeiten“, erklärt Hannah. Etwa 40 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren leben dort. Hannah und eine Mitfreiwillige werden die Kinder betreuen und pflegen, hier und da für eine sinnvolle Freizeitgestaltung sorgen. Die anderen beiden werden die Lehrkräfte in der Berufsschule in den Hauptfächern und bei der Arbeit mit Computern im Unterricht unterstützen. Alle vier werden außerdem in einer Schule für Blinde aushelfen.

Sprachlich stellt sich Hannah einer weiteren Herausforderung: Ihre Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin, die sie während der Schule in Englisch absolviert hat, wird ihr in Tansania nur bedingt nützen. „Ich bin auf die Nationalsprache Suaheli angewiesen, weil die meisten Kinder im Waisenhaus kein Englisch sprechen können.“ In den Tagen vor dem Abflug wird sie in Münster einen einwöchigen Sprachkurs belegen, der von ehemaligen Freiwilligen organisiert wird. Vor Ort wird dann in der ersten Zeit täglich ein Sprachlehrer zu den Freiwilligen kommen, um mit ihnen zu lernen. „Ansonsten werden wir uns erstmal mit Händen und Füßen verständigen“, sagt Hannah. Zusammen mit ihren drei Mitfreiwilligen wird sie in einem Haus auf dem Gelände wohnen. „Wir haben schon ein paar Pläne – gemeinsam kochen und natürlich Doppelkopf spielen“, verrät die junge Frau schmunzelnd. 

In den vergangenen Monaten wurden die 18-Jährige und die anderen Freiwilligen von den Mitarbeitern der Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster auf ihren Einsatz vorbereitet. Die Seminare mit Fachleuten und die gemeinsamen Unternehmungen wie ein Tag im Hochseilgarten in Dülmen haben das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe gestärkt. „Gefühlt kennen wir uns schon seit Ewigkeiten“, sagt Hannah. 

Viel Zeit für Nervosität bleibt nicht mehr, denn bis zur Abreise am Montag, 9. Juli, ist noch viel zu tun. Die Visumsanträge laufen ebenso wie die Impfungen, die die 18-Jährige teilweise im Tropeninstitut in Münster erhält. Außerdem stehen noch die Abiturfeier sowie ein großes Abschiedsfest mit nachträglicher Geburtstagsfeier mit Familie und Freunden an. Doch schon jetzt freut Hannah sich, dass es bald losgeht: „Ich bin gespannt auf das Jahr, das vor mir liegt, und wünsche mir, dass ich viel über mich selbst erfahre – und von den Menschen in Tansania lerne, zum Beispiel gelassen durchs Leben zu gehen.“ 

Text/Bild: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann