Schwestern Unserer Lieben Frau übernehmen Klosterfürbitte im Haus der Seelsorge
Die Corona-Zeit stellt die Gemeinschaft der insgesamt 93 Schwestern, von denen 55 im Seniorenzentrum leben, auf eine harte Probe. „In den ersten Wochen waren die drei Wohnbereiche strikt voneinander getrennt. Gegenseitige Besuche waren nicht möglich“, berichtet Schwester Lucia Maria von einer schweren Zeit. Gottesdienste konnten – wie in den Gemeinden – nicht gefeiert werden, gemeinsame Gebetszeiten fanden nicht statt. Die Freude sei groß gewesen, als die ersten Lockerungen gekommen seien. „Wir waren selig, unsere Schwestern wieder besuchen zu können und mit ihnen zu sprechen. Allerdings sind wir von einem normalen Alltag noch weit entfernt“, sagt Schwester Lucia Maria.
Inzwischen wird wieder in der Kapelle gemeinsam gebetet – in einer Art Schichtsystem. „Montags bis mittwochs können die Mitschwestern aus dem Seniorenzentrum Gottesdienste feiern, donnerstags bis samstags die andern Schwestern. Sonntags wechseln wir uns ab“, erläutert die Hausoberin das System und fügt hinzu: „Wir danken Gott täglich, dass in unserem Kloster noch nichts passiert ist. Und wir bitten ihn, uns weiterhin zu beschützen.“ Aber die Schwestern denken nicht nur an sich, sondern nehmen seit dem Ausbruch der Pandemie besonders die Menschen mit in ihr Gebet, die mit dem Covid-19-Virus in Kontakt gekommen sind. „In welcher Form auch immer. Das geschieht während unserer halbstündigen eucharistischen Anbetung“, erklärt sie. Ihr selbst sei besonders in der Zeit, in der sie keine Eucharistie feiern konnten, deutlich geworden, wie wertvoll diese Gegenwart von Jesus Christus in ihrem Leben sei. „Sie gehört zu meiner Gottesbeziehung und gibt unserem Leben Halt. Auf der anderen Seite hat das Wort Gottes eine neue Bedeutung bekommen. Ich habe die biblischen Texte in dieser Zeit neu gehört“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Es sei immer wieder ein Spagat, das Leben als geistliche Gemeinschaft erhalten zu können und dabei die bestehenden Hygiene- und Abstandsregeln zu befolgen. „Das ist nicht einfach.“
Einen Höhepunkt für die Schwestern stellte in diesem Jahr das Fest Kreuzerhöhung dar. Die traditionelle Kreuztracht in Coesfeld konnte nicht stattfinden, aber es gab eine Alternative. „Einige unserer Schwestern haben das Kreuz von der Polizeistation bis in unseren Klostergarten getragen, wo wir gemeinsam mit vielen Coesfeldern Eucharistie gefeiert haben. Das war aus zwei Gründen für uns ein bewegender Moment: Wir haben es für alle Menschen, die durch Covid 19 betroffen sind, getragen. Und es hat unser Bewusstsein gestärkt, dass es uns seit 170 Jahren immer noch gibt. Der Samen, der in Coesfeld gesät wurde, hat weltweit Früchte getragen“, berichtet Schwester Lucia Maria.